SZ-Kolumne "Mitten in ...":Fotografieren will gelernt sein

Lesezeit: 2 min

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Ein SZ-Redakteur überlässt in Wien einem Fremden seine Kamera für ein Erinnerungsfoto. Das ist keine so gute Idee. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... Wien

Vier Tage Wien, das muss natürlich für die Nachwelt festgehalten werden. Bevor der Selbstauslöser der neu erworbenen Kompaktkamera runterzählen kann, taucht plötzlich dieser Teenager neben meiner Frau und mir auf, Typ "Ich kann alles". Ob er vielleicht das Bild machen soll? Das sei bestimmt besser. Klar, gerne. Dann Kamera-Übergabe und Kurzeinweisung, schon macht sich der Meister ans Werk. Zum Abschied sagt der Fremde, schon halb auf dem Sprung, mit Blick auf den Babybauch: "Glückwunsch noch mal!" Als würde man sich schon ewig kennen. Danach geht er wieder zu seinen Klassenkameraden, grinst und schaut noch mal her, sichtlich stolz, Daumen nach oben. Dann schlägt die Stunde der Wahrheit, der erste Blick auf die Bilder. Oder besser gesagt: ins Nichts. Der Profi hat die Knöpfe verwechselt. Julian Gerstner

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... New York

Baseball ist in den USA heilig, nahezu unantastbar. Trotzdem gibt es zur aktuellen Saison ein paar neue Regeln, die man auch beim Spiel der New York Mets gegen die St. Louis Cardinals beobachten kann. Die Werfer und Schlagmänner müssen jetzt einen Countdown einhalten und dafür auf lieb gewonnene Rituale vor den Spielzügen verzichten. Ein Proteststurm blieb aus, so sind eben die Zeiten, in denen auch der beliebte Nationalsport um Aufmerksamkeit kämpfen muss. Nur bei der Hymne versteht die ganze Nation keinen Spaß. Wenn sie erklingt, kann man noch so zahlungsbereit an der Kasse des Shops stehen und hoffen, schnell ins Stadioninnere zu kommen. Gegen die patriotische Pflicht kommt man nicht an. Die Verkäuferin entschuldigt sich, legt dann die rechte Hand aufs Herz und singt mit, wie fast alle im Laden. Das Geschäft kann, ja muss warten. Florian Kaindl

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... München

Es ist wieder so weit. Der Nachbarschafts-Chat vermeldet, dass der Aufzug zum x-ten mal nicht geht. Ob der Hausmeister schon informiert ist? Kann dauern, bis sich jemand kümmert, denn die Firma hat ihren Workflow zentralisiert. Bis dahin hilft sich das Haus selbst per Chat mit allerlei Tricks. Einsteigen, nach hinten links stellen und kräftig ruckeln, ist einer. Vorne kurz wippen ein anderer. Oder die Tür, die pausenlos auf- und zugeht, von außen per Hand einen Tick weiter zuschieben. Selber mitfahren kann man dann allerdings nicht mehr. Mal klappt das, mal nicht. Hilft einem zwar nicht, wenn man selbst schwer bepackt übers Treppenhaus nach oben muss. Dafür hat man die besten Nachbarn der Welt. Sollte man mal im Aufzug stecken bleiben, hat sicher irgendeiner den richtigen Tipp. Im Nachbarschafts-Chat. Birgit Kruse

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