Italien:Lieber nur ein Kurzurlaub

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Spaß für die Kinder - und mitunter Stress für die Eltern: Nach wie vor sind die Schulferien in Italien drei Monate lang. (Foto: Ixromrodinkax/Pond5/imago)

Italien hat jetzt drei Monate Schulferien: Doch die langen Sommerfreuden sind mittlerweile etwas getrübt.

Von Marc Beise, Rom

Die letzten waren die Abiturienten, die noch zu ihren Abschlussarbeiten antreten mussten, la maturità. Zum ersten Mal seit der Pandemie fanden alle Prüfungen einschließlich Kolloquium auch in Italien wieder in Präsenz statt. Alle anderen Jugendlichen können schon seit zwei Wochen ihre Sommerferien genießen. Doch inzwischen haben nun alle frei. Die Ferien dauern wieder ein ganzes Vierteljahr bis Mitte September - eine Zeitspanne, für die die Schülerinnen und Schüler und übrigens auch die Lehrkräfte in Italien weithin beneidet werden.

Die italienischen Eltern dagegen brauchen eher Mitgefühl. Viele Familien stehen vor einem Betreuungsproblem, denn die Erwachsenen haben nicht gleichermaßen drei Monate frei. Teilweise haben die Schulen Angebote im Programm, Jugendorganisationen und Kirchengemeinden bieten Freizeitcamps an. Attraktiv sind zudem Sommerlager, doch viele Eltern können sich die nicht leisten. Im Übrigen schlägt jetzt die Stunde der Solidarität in der Nachbarschaft, darin sind die Italiener Meister. Vor allem die Großeltern werden dringend gebraucht. Wo das aber alles nicht aufgeht, geben Elternteile über den Sommer ihren Job auf, was in Italien einerseits wegen der vielen prekären Arbeitsverhältnisse einfach ist, aber das Problem dieser unsicheren Jobs nicht besser macht. Darunter leiden übrigens auch viele Lehrer, die häufig nicht festangestellt sind und sich von Zeitvertrag zu Zeitvertrag hangeln - so viel zum Neidfaktor.

Davon abgesehen stellt sich die Frage, ob so lange Ferien pädagogisch sinnvoll sind. Dazu gibt es reichlich Sachliteratur und noch mehr anekdotische Evidenz. Gelerntes Wissen geht verloren ebenso wie soziale Kompetenz. Das macht den Start im September mühsam, zieht ihn unnötig in die Länge, und in die neun Monate über den Winter muss zu viel hineingepresst werden. Der Druck liegt schwer auf den Schülerinnen und Schülern ebenso wie auf den Lehrkräften.

Ferien in Italien heißt auch für Einheimische häufig: Meer und Strand. Und das führt zu einem Thema, das zunehmend an Bedeutung gewinnt, übrigens ebenso in Deutschland. Denn Urlaub wird immer teurer. Die Kombination aus rasanter Inflation, die das Budget vieler Familien schrumpfen lässt, und boomender touristischer Nachfrage nach der jahrelangen Pandemie hat die Preise für den Sommer 2023 in die Höhe getrieben, vor allem während der Schulferien.

Die Zeitung Avvenire spricht vom "Luxus" des Urlaubs und hat das Wort bewusst in Anführungszeichen gesetzt. Sie zitiert Berechnungen, wonach eine Woche Familien-Badeurlaub am Meer für vier Personen (zwei Erwachsene und zwei Kinder) alles in allem mehr als 5000 Euro kosten kann, fast 20 Prozent mehr als im Vorjahr, und da war es schon deutlich teurer als 2021.

Bis weit in die Mittelschicht hinein zwingen die knapperen Familienbudgets zu kürzeren Aufenthalten und günstigeren Lösungen. Am Ende bleiben vielleicht nur ein paar Tage in einem Agriturismo in der Toskana oder in Süditalien und dann ein Abstecher zu Verwandten, die hoffentlich ein Haus in Meernähe haben. Kann auch schön sein, oder?

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