SZ-Kolumne "Mitten in ...":We all live in a ... - wie bitte?

Lesezeit: 2 min

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Eine SZ-Redakteurin bekommt in London eine schiefe und auch sonst sehr spezielle Version von "Yellow Submarine" zu hören. Drei Anekdoten aus aller Welt.

Mitten in ... London

Das da hinten im knallgrünen Kostüm, ist das nicht die frühere Premierministerin Theresa May? Der Typ im Anzug redet aber komisch, aha, na klar: Der gehört zur Schottischen Nationalpartei. Nach dem Besuch im britischen Unterhaus sehnt man sich nach Ruhe und legt sich auf die Wiese des Parliament Square Garden. Der Union Jack flattert, rote Doppeldeckerbusse düsen vorbei, Big Ben schlägt die Stunde. Britischer geht's ja wohl nicht, denkt man, da erklingt auch schon ein Song von den Beatles, intoniert offenbar von nicht sehr talentierten Straßenmusikern, die Töne klingen etwas schief: "We all live in a Yellow Submarine..." Moment, auch textsicher scheinen sie nicht zu sein. Man lauscht genauer und vernimmt: "We all live in a brexit tragedy..." Die vermeintlichen Straßenmusiker? Sind aufgebrachte Brexit-Gegner auf der Verkehrsinsel gegenüber. Mareen Linnartz

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Paris

Eiffelturmlichter-Bewundern auf dem Triumphbogen. Eine kleine Frau bittet in brüchigen Worten um Hilfe bei einem Foto. Man hilft. Und schon ist das Seitentäschchen am Rucksack offen und das Handy weg. War die Fremde nicht verdächtig entspannt nach den etwa 7500 Treppenstufen zum Aussichtsplateau? Während der Rucksackträger wegen der wirklich wichtigen Dinge jammert ("All die Katzenfotos sind weg!"), hält sich das Mitgefühl der Familie in Grenzen ("Das musste ja mal passieren - bei dem ollen Rucksack!", "Selbst schuld, wenn du dich einem Brusttäschchen verweigerst!"). Dann, beim zwanzigsten Wühlen, findet der Rucksackträger das Handy, tief verstaut im hintersten Bereich. Die Gattin giftet: "Jetzt legst du dir aber endlich was Sicheres zu!" Und der Junior murmelt wissend: "Wer klaut auch schon ein iPhone 6?" Milan Pavlovic

(Illustration: Marc Herold) (Foto: Marc Herold)

Mitten in ... Mannheim

Freu dich nicht zu früh, das ist das Lebensmotto der Pessimisten. Bei Bahnreisen macht man es sich auch als Optimistin zu eigen. Kann ja so viel passieren, selbst auf den letzten Metern vor dem Bahnhof noch, selbst wenn die Fahrplan-App in grünen Zahlen eine pünktliche Ankunft zusichert. Und dann: Gleis belegt. Wasserschaden. Weichenstörung. Personen auf den Schienen, wir halten deshalb nicht in Baden-Baden, sondern erst in Offenburg, und entschuldigen uns für die Umstände. Anschluss weg, Ärger groß, alles schon erlebt. Nun also im ICE kurz vor Mannheim, alles scheint nach Plan zu laufen. Da knackst es im Lautsprecher: "Liebe Fahrgäste, jetzt nicht erschrecken." Atempause. Die Reisenden schauen genervt. Nächster Lautsprecherknacks: "Wir kommen heute drei Minuten zu früh im Bahnhof an." Eva Dignös

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