SZ-Kolumne "Bester Dinge":Außerirdische Rechenkunst

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(Foto: Nasa/Perseverance)

Der Nasa-Rover "Perseverance" hat einen Zen-Garten auf dem Mars angelegt, angeblich aus Versehen. Kann aber gar nicht sein, denn im Buddhismus gibt es keine Zufälle.

Von Titus Arnu

Zen, das ist die Lehre von der Leere. Das Nichts spielt eine zentrale Rolle in dieser Sonderform der buddhistischen Philosophie. Zen-Gärten (japanisch: kare-san-sui, "trockene Landschaft") symbolisieren diese angestrebte Leere durch das komplette Fehlen von Pflanzen und Wasser. Ein paar Felsen, sauber geharkte Kiesflächen, etwas Moos - fertig ist der schlichte Meditationsort. Im Zen-Garten geht es nicht um Blütenpracht, Farbspektakel und opulente Düfte, sondern um das genaue Gegenteil: Reizarmut und Ruhe.

Felsen, Sand, Stille, minus 60 Grad Durchschnittstemperatur: Der Mars wäre im Sinne des Zen-Buddhismus der ideale Ort, um einen kühlen Kopf zu bekommen. Schottergärten-Liebhaber könnten sich dort großflächig verkünsteln, ganz im Sinne des Zen. Aber was heißt hier wäre und könnte? Der Perseverance-Rover, Spitzname Percy, der im Auftrag der Nasa auf unserem Nachbarplaneten den Boden auf der Suche nach Mikroben durchkämmt, hat sich ans Werk gemacht. Auf einem Foto, das er zur Erde funkte, ist eine Art Zen-Garten zu sehen: markante Felsen, parallele Spuren im Sand, wie von einem achtsamen Mönch mit dem Rechen gezogen. "Während ich fahre, mache ich versehentlich Zen-Kunst", teilte der Rover über seinen eigenen Twitter-Account mit, "der Mars mag trostlos sein, aber er hat einen gewissen Charme."

Im Buddhismus gibt es keinen Zufall, alles passiert genau so, wie es passieren muss. Wie es aussieht, ist Percy geistig viel weiter als manch ein Erdling, der sich krampfhaft um Achtsamkeit bemüht. Ein paar Linien rund um einen Felsen auf dem Mars sind nicht nichts. Es ist ein kleiner Schritt für einen Mars-Rover, aber ein großer Sprung für den Zen-Buddhismus.

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