SZ-Kolumne "Bester Dinge":Hose an am Ballermann

(Foto: Imago)

Im Borat-Badeanzug ins Restaurant? Ganz schlechte Idee! Wie Mallorca versucht, seltsam gekleideten Urlaubenden Benehmen beizubringen.

Von Violetta Simon

Dörfer mit Steinhäusern, schattige Olivenhaine, Buchten mit kristallklarem Wasser: Mallorca ist wunderschön. Es gibt also keinen Grund, sich die Insel schönzusaufen, möchte man meinen. Dennoch wird sie jeden Sommer überrannt von Touristen, die sich wie Blutsauger um Plastikeimer mit Sangria scharen und tagsüber am Strand des Balnearo Nr. 6 ihren Rausch ausschlafen. Ihretwegen heißt das einstige Heilbad heute Ballermann.

Den Inselbewohnern und Unternehmen, die unter dem Image der Insel als Deppenmagnet leiden, reicht es längst. Alkohol- und FKK-Verbote sorgten vor der Pandemie nur kurz für Erleichterung, die neue Saison brachte das Problem umso heftiger zurück: Seit Mai leide man unter der Ankunft großer Gruppen, die nur darauf aus seien, sich zu betrinken, klagt Juan Miguel Ferrer, Gründer der Initiative "Palma Beach" für mehr Qualität am Ballermann. Sie kämen morgens an und könnten um 14 Uhr nicht mehr laufen. "Sie werden sogar von ihren Begleitern auf dem Gehweg liegen gelassen."

Als Maßnahme haben nun elf Restaurants eine Kleiderordnung eingeführt, um Menschen in Fußballtrikots, als Bierflaschen Kostümierten und Halbnackten mit Trichterschlauch unterm Arm den Zutritt zu verwehren. "Wir versuchen, die Idee zu vermitteln, dass man sich duschen oder umziehen sollte, bevor man hierherkommt", fügte Ferrer hinzu. Wer auf dem knallgrünen Borat-Einteiler besteht, sollte also künftig lieber einen Zettel bei sich tragen für den Fall, dass der Abend komatös endet: "Bitte nicht vor einem Restaurant ablegen - sinnlos! Bringen Sie mich zur Schinkenstraße."

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