SZ-Kolumne "Bester Dinge":👩🏽☎️👨‍🦳

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(Foto: White House/imago images)

Als US-Vizepräsidentin darf Kamala Harris keine Emojis verwenden. Um ihrem Schwiegervater zum Geburtstag zu gratulieren, bediente sie sich deshalb einer antiquierten Kulturtechnik.

Von Marcel Laskus

Zu den kleinen Unwuchten der Gegenwart gehört die Tatsache, dass unter den diesjährigen Nobelpreisträgern wieder einmal nicht der Japaner Shigetaka Kurita zu finden war, der Schöpfer des Emojis. Diese Auszeichnung wäre zumindest denkbar, immerhin geht es doch laut Alfred Nobel um Verdienste, "die der Menschheit den größten Nutzen geleistet haben". Emojis haben die geschriebene Kommunikation nachweislich zugewandter gemacht, dreidimensionaler und vielfältiger. Und zweifelsfrei ist es auch dem Emoji zu verdanken, dass ein jeder Smartphone-Besitzer auf der Welt mit nur einem Tipp den Anschein erwecken kann, er würde Tränen lachen in Reaktion auf die schale Direktnachricht des Gegenübers, während zugleich die reale Unterlippe vor dem Handydisplay unverändert gleichgültig herabhängt.

Was aber auch stimmt: Der Mensch hat gelernt, die Mini-Karikaturen zu dechiffrieren. Im Jahr 2022 wirkt ein zu oft eingesetzter Emoji längst immer auch ein bisschen trashig. Gut ist deshalb, sich gelegentlich einer Fallback-Option zu besinnen. Als Vizepräsidentin der USA muss man das sogar.

Im Interview mit dem Talkmaster Seth Meyers erzählte Kamala Harris nun, dass es in ihrem Amt aus nicht näher geschilderten Gründen unmöglich sei, Emojis zu senden und zu empfangen. Schwer vorstellbar ist das, weil eine Kommunikation ohne Emojis heutzutage direkt an Ernest Hemingway denken lässt, den Lakoniker und Meister des Weglassens - ein Stil, der beim Empfänger nicht immer freundlich ankommt. Vielleicht in diesem Wissen schrieb Harris, wie sie sagte, ihrem Schwiegervater also nicht wie sonst eine Textnachricht zum Geburtstag. Stattdessen tat sie, was sogar einer eingeschränkten Politikerin wie ihr möglich ist: Sie rief ihn an.

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