Stilkritik "Pyromantiker":Feuer unterm Dach

Keine einfachen Zeiten für Pyromantiker - es sei denn, sie haben vorgesorgt (Foto: Florian Schuh/dpa-tmn)

Zwei bayerische FDP-Politiker werben für das Silvesterfeuerwerk - trotz Böllerverbots. Man muss das nicht für eine besonders zündende Idee halten

Von Martin Zips

Dass sich unter Menschen, welche sich als "Pyromantiker" bezeichnen, gelegentlich auch "Pyromanen" befinden, sollte hier nicht ausgeschlossen werden. Der FDP-Politiker Wolfgang Kubicki etwa darf schon deshalb als Pyromantiker beschrieben werden, da er so gerne lodernde Metaphern verwendet. Etwa, wenn er bei anderen Politikern "Feuer unter'm Dach" sieht (das sieht er ziemlich oft). Gelegentlich legt der Mann den ein oder anderen Brand auch selbst, zum Beispiel während der Diskussion um die allgemeine Impfpflicht.

Nun haben sich Kubickis bayerische Parteifreunde Martin Hagen und Albert Duin von der Bild-Zeitung mit Feuerwerk ablichten lassen, welches sie auch heuer wieder zum Jahreswechsel abfeuern möchten. Trotz Böller- und Versammlungsverboten und so. Als kleines sympathisches Zeichen für die liebe Wählerschaft und die heimische Kracher-Industrie.

Duin (laut einer FDP-Presseerklärung brachte er mit Kubicki am Aschermittwoch schon einmal die Stadthalle Dingolfing "zum Kochen") erklärt neben einem Foto, welches ihn mit erstaunlichen Mengen privater Restbestände zeigt: "Man nennt mich Pyromantiker." Allerdings, das sollten die Liberalen bitte auch berücksichtigen: dem Menschen hat in der Geschichte meist nur jenes Feuer geholfen, welches ihm die Götter auf die Erde sandten. Also zum Beispiel in einen Dornbusch. Begann aber jemand wie Prometheus oder Nero selbst zu zündeln, so war bald überall, wie man in Bayern sagt, "glodernde Lut".

Insofern würde man sich gerade zum Jahreswechsel schon mal wünschen, der eine oder andere hörte endlich auf, mit dem saudummen Gezündel.

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