Für manche Menschen gehört es zum Jahreswechsel einfach dazu: Knaller, Böller und Raketen zünden, lautstark feiern und die Geister des ablaufenden Jahres austreiben. Andere sehen die Gefahren, die damit einhergehen, verweisen auf Brand- und Verletzungsrisiken und darauf, dass Tiere unter dem Bohei leiden. Bad Tölz-Wolfratshausen und die Region sind ländlich geprägt - was die Frage aber nicht einfacher macht. Denn auch in Dörfern und Kleinstädten kann nicht jeder, wie er will, zumal die Kommunen oft von historischen Innenstädten und Ensembles geprägt sind. Deshalb eine Übersicht, wo an Silvester was geht:
Bad Tölz
In Bad Tölz gilt zum Jahreswechsel seit jeher die Regel: Feuerwerkskörper dürfen nicht überall im Stadtgebiet gezündet werden. Zu den Sperrzonen gehört vor allem der historische Stadtkern mit seinen Bürgerhäusern. So nahe an den oft denkmalgeschützten Gebäuden wäre die Brandgefahr viel zu hoch. Dort gilt am Silvestertag und auch an Neujahr ein striktes Verbot von Raketen, Schwärmern oder Knallkörpern, ebenso im Altstadtteil Gries, am Kurhaus oder in unmittelbarer Nähe von Kirchen, Klinik, Seniorenheimen oder Tierheim.
Schon seit ein paar Jahren - noch vor der Corona-Pandemie - veranstaltet die Stadt Bad Tölz am Silvesterabend selbst ein professionelles Feuerwerk und appelliert an die Bevölkerung, auf eigene Böllerei möglichst zu verzichten. Vor allem auch, um all dem Müll - insbesondere auf der Isarbrücke - entgegenzuwirken. Dieses Jahr hatte es die stellvertretende Kurdirektorin Susanne Frey-Allgaier allerdings schwer, einen Feuerwerker zu engagieren. Der Profi, der bislang mit der Stadt zusammengearbeitet hat, sagte wegen Personalproblemen ab. Erst kurz vor Weihnachten gelang es ihr, Ersatz zu bekommen. Sie ließ ihre Beziehungen spielen, fand über ihre Kontakte einen Feuerwerker in Berlin, der nun zusammen mit einem Kollegen aus Stuttgart nach Bad Tölz kommt. "Das war ein wenig wild", sagt Frey-Allgaier über ihre Suche. Beide werden das Feuerwerk zum Jahreswechsel am Busbahnhof am Isarkai zünden.
Die Personalprobleme in dieser Branche seien eine Folge der Pandemie, erklärt Frey-Allgaier. Den Feuerwerksbetrieben seien in der Corona-Zeit die Mitarbeiter abgewandert. Und die Firma, die so viele Jahre mit der Stadt kooperierte, habe nur noch Werksverkauf und auf die Herstellung von Fackeln umgesattelt. "Sie hat quasi die Branche gewechselt", sagt die stellvertretende Kurdirektorin. Es sei "irrsinnig schwer", überhaupt noch einen Profi-Feuerwerker zu finden, bei dem auch das Preis-Leitungs-Verhältnis stimme.
Allerdings gibt es heuer in Bad Tölz noch etwas Besonderes zum Jahreswechsel: Im Kurhaus geht am Silvesterabend die Märchenshow "Die Reise zum Kristallpalast" über die Bühne - und dazu gibt es ein digitales Feuerwerk. Das dürfen nicht nur die Zuschauer sehen, die eine Eintrittskarte für die Veranstaltung haben. Um 23.30 Uhr würden die Kurhaus-Türen für alle geöffnet, damit sie dieses Spektakel verfolgen können, kündigt Frey-Allgaier an.
Geretsried
In der Stadt Geretsried ist Silvester-Feuerwerk grundsätzlich zugelassen. Es gibt auch keine räumlichen Beschränkungen im Stadtgebiet. "Wir haben ja keine historische Altstadt", sagt Rathaus-Sprecher Thomas Loibl, daher fehle die rechtliche Grundlage für ein Verbot. An ein zentrales, von der Stadt organisiertes Feuerwerk sei nicht gedacht, so Loibl auf Nachfrage.
Wolfratshausen
Die Altstadt von Wolfratshausen hingegen ist mehr als 1000 Jahre alt, und wer Raketen oder Böller abfeuern möchte, muss sich daher von ihr fernhalten. Denn dort ist "das Abbrennen pyrotechnischer Gegenstände der Klasse II" per Allgemeinverfügung an Silvester und Neujahr verboten. Grund ist die Brandgefahr der Innenstadtgebäude am Unter- und Obermarkt. Die Altbauten sind nicht nur von ihrer Bauweise her brandgefährdet, sondern sie stehen dort bekanntlich seit dem Mittelalter eng an eng, was im Falle eines Feuers schnell zum Übergreifen der Flammen führen könnte. Verstöße können mit Geldbußen bis zu 5000 Euro geahndet werden. Das Verbot gilt auch für all die Querverbindungen, also fürs Humpl-, Seiler-, Morasch-, Dr.-Happ- und Ochsenbräugassl, deren Namen ja schon auf ihre räumliche Enge hinweisen. Und es umfasst auch ausdrücklich die Berggasse, auch wenn die ohne Diminutiv daherkommt. Feuerwerkskörper sind auch auf dem oberhalb der Altstadt durch den Bergwald führenden Eichheimweg und auch dem Loisachufer verboten, also der gleichnamigen Straße. An der Alten Floßlände hingegen darf geballert werden, mit Blick auf Fluss und Altstadt.
Bestrebungen, den pyrotechnischen Wildwuchs in geordnete Bahnen zu lenken, hat der Wolfratshauser Stadtrat eine Absage erteilt: Seinen Vorschlag, zum Jahreswechsel eine städtische Lasershow zu initiieren und dafür privates Feuerwerk zu untersagen, habe keine Mehrheit gefunden, erinnert sich Bürgermeister Klaus Heilinglechner. "Die meisten waren der Meinung, dass das die Persönlichkeitsrechte zu sehr einschränkt." Von der Stadt beauftragte Feuerwerke, etwa bei der Johannifloßprozession, hat Heilinglechner schon vor längerer Zeit aus Umweltschutzgründen abgeschafft - was einige in der Loisachstadt bedauern.
Benediktbeuern
Es ist alles andere als ein normales Jahr, das sich im Isarwinkel und Loisachtal zu Ende neigt. Und das spiegelt sich auch bei der Begrüßung des neuen Jahres wider: Die Gemeinde Benediktbeuern hat sich nach Angaben von Geschäftsleiter Michael Herrmann dazu entschieden, in diesem Jahr ein Verbot für steigende Raketen im gesamten Gemeindegebiet zu erlassen. "Grund hierfür sind die Folgen des Hagelunwetters im August", erklärt Herrmann. Auch wenn die Reparatur- und Renovierungsarbeiten an den Häusern erfreulich schnell vorangegangen seien, gebe es immer noch eine Vielzahl von Dächern, die mit Planen abgedeckt oder noch gar nicht repariert seien. Nicht zuletzt sei nahezu das gesamte Areal des Klosters mit Planen und Folien bedeckt. "Dieser erhöhten Brandgefahr möchten wir nicht durch umherfliegende Raketen Vorschub leisten und haben uns zu diesem Schritt entschieden", sagt der Geschäftsleiter. Sowohl der Kreisbrandrat als auch die örtliche Führung der Feuerwehr begrüßen ihm zufolge diesen Schritt.
"Die Bürger können selbstverständlich mit Knallkörpern und nicht steigenden Feuerwerken den Jahreswechsel feiern", fügt der Geschäftsleiter an. "Das Verbot von Raketen sollte aber, nach den teils traumatischen Erlebnissen bei einigen unserer Bürger, auf das von uns erhoffte Verständnis stoßen", schließt er.
Schlehdorf
Kurz und knapp, aber klar: Das "Abbrennen von Feuerwerkskörpern in der Gemeinde Schlehdorf im Bereich der Mittelstraße, der Karpfseestraße und der Seestraße" wird verboten. Das hat Bürgermeister Stefan Jocher per "Allgemeiner Anordnung" erlassen. Dieses Verbot gilt sowohl für den 31. Dezember als auch für den 1. Januar 2024. Der Rathauschef begründet dies mit der bestehenden Brandgefahr.
Penzberg
Wo geböllert werden darf, sei eindeutig in der Sprengverordnung geregelt, sagt Joachim Bodendieck, Leiter des Ordnungsamtes der Stadt Penzberg. "An Kirchen, Senioren- und Pflegeeinrichtungen ist es verboten." Ansonsten dürften die Penzberger im gesamten Stadtgebiet Knallkörper und Raketen abfeuern. Allerdings mit zwei Ausnahmen: Wegen des Schlittschuh-Events "Hannis Eismärchen" auf dem Stadtplatz hat Bodendieck ein Böllerverbot eben für den Stadtplatz und den gegenüberliegenden Rathausplatz ausgesprochen. "Ansonsten ist alles erlaubt im Rahmen des rechtlich Möglichen", betont der Ordnungsamtsleiter.
Das die Stadt ein zentrales Feuerwerk, eventuell auch eine Lasershow, anbietet, sei in der Vergangenheit immer wieder mal thematisiert worden. Die Stadtratsfraktion der Grünen hatte eine solche städtische Veranstaltung angeregt - allerdings für das Abschluss-Feuerwerk beim Penzberger Volksfest auf der Berghalde. "Das ist nicht weiter verfolgt worden. Und in der jetzigen Haushaltslage wird das sicherlich auch kein Thema mehr sein. So ein Feuerwerk oder eine Lasershow wären ja freiwillige Leistungen", sagt Bodendieck.