Verspätungen und Ausfälle:Die S 7 soll eine neue Linienführung bekommen

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Die Strecke verbindet die beiden längsten eingleisigen Abschnitte. Weil das Störungen provoziere, will die Gemeindeunion Schäftlarn die West-Ost-Äste trennen.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Jeder Bahnfahrer kennt das Problem: Die S 7 ist chronisch unpünktlich, immer wieder fallen Züge ganz aus. Der Pendler Reiner Wurster aus Höhenkirchen hat sich 2015 die Mühe gemacht, ein Jahr lang die Störungsmeldungen im "Streckenagenten" der Bahn auszuwerten. Ergebnis: Jeden zweiten Tag gab es Verspätungen oder Ausfälle.

Einer der Gründe: Der Ast zwischen Höllriegelskreuth und Wolfratshausen ist ebenso eingleisig wie der von Giesing nach Kreuzstraße, dem anderen Endpunkt. "So schaukeln sich Verspätungen auf", sagt Ekkehard Körner, der Vorsitzende der Gemeindeunion Schäftlarn. Die Gruppierung hat für die Gemeinderatssitzung am Mittwoch einen Antrag eingebracht, in dem Bürgermeister Matthias Ruhdorfer (CSU) aufgefordert wird, Kontakt mit seinen Bürgermeister-Kollegen aufzunehmen. Sie sollen gemeinsam darauf hinarbeiten, die beiden Äste wieder zu trennen. Er verstehe nicht, dass ausgerechnet die beiden längsten eingleisigen Äste gekoppelt seien, sagt Körner. Das Problem würde sich mit der eingleisigen Verlängerung bis Geretsried noch verschärfen. Das Ziel der GU-Initiative sei, die S 7 wie früher von Wolfratshausen bis zum Ostbahnhof fahren zu lassen und die Kreuzstraßen-S-Bahn mit einem anderen Ast zu koppeln, sagt Körner.

Ihm zufolge gibt es eine Initiative, die das auf dem östlich der Isar gelegenen Ast vorantreibe. An die Öffentlichkeit sei diese allerdings bisher nicht getreten. Vertreter der Gemeindeunion hätten sich jedoch mit ihnen in Neubiberg getroffen. Körner berichtet auch von positiven Rückmeldungen von Bürgermeistern der Gemeinden von Neubiberg bis Valley.

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Die GU möchte erreichen, dass sich auch die Bürgermeister der Städte und Gemeinden von Pullach bis Schäftlarn zusammentun und die Trennung der Äste vorantreiben. Doch die scheinen bisher nicht sehr viel Interesse an dem Vorschlag zu haben - wenn sie denn überhaupt schon davon gehört haben. Der Schäftlarner Bürgermeister Ruhdorfer steht der Idee nach eigenem Bekunden positiv gegenüber. Stefan Wallner, Geschäftsleiter der Gemeinde Schäftlarn, hat auch versucht, Auskünfte der Gemeinden zu erhalten.

Er hat allerdings offenbar nicht mit den Bürgermeistern direkt Kontakt aufgenommen. So hat in Icking beispielsweise Ordnungsamtsleiter Franz Lachner den Brief aus Schäftlarn auf dem Schreibtisch. "Wir haben uns noch nicht mit dem Thema beschäftigt", sagt Lachner. Bürgermeisterin Margit Menrad war am Dienstag noch gar nicht informiert. "Das klingt vernünftig, aber ich weiß davon nichts", sagt sie.

Die Rückmeldungen seien spärlich, sagt Wallner. Die Kommunen auf dem Ost-Ast zögen zudem einen Zehn-Minuten-Takt vor, der zwingend einen zweigleisigen Ausbau erfordern würde. Aus Wolfratshausen immerhin kam eine Antwort. Das Thema steht dort nach Wallners Eindruck aber nicht oben auf der Prioritätenliste. "Die sehen keine Notwendigkeit", sagt er. "Das hat mich gewundert."

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Tatsächlich habe Wallner angefragt, ob es in Wolfratshausen Aktivitäten zur Trennung der Äste gebe, sagt der städtische Bauamtsleiter Dieter Lejko. Das sei nicht der Fall. Ob Wolfratshausen sich an einer Initiative beteiligen würde, sei nicht gefragt worden. Deshalb habe man das auch nicht beantwortet.

Die Trennung der Äste müsste die Bayerische Eisenbahngesellschaft bei der S-Bahn bestellen, sagt deren Sprecher Bernd Honerkamp. Es gebe aber gute Gründe, die Streckenführung zu lassen wie sie ist. Zum Beispiel, dass weder die S-Bahn von Wolfratshausen noch die von Kreuzstraße den Tunnel der zweiten Stammstrecke benutzen werden können, die allerdings frühestens 2025 fertig wird.

Im Übrigen, so Honerkamp, sei die S 7 nicht besonders unpünktlich, sondern bewege sich im Mittelfeld: Mehr als 95 Prozent aller Züge seien pünktlich, also weniger als fünf Minuten zu spät. An den Stationen Donnersbergerbrücke und Ostbahnhof seien zudem Zeitpuffer eingeplant, durch die Verspätungen abgefangen werden könnten. Gemessen wird die Pünktlichkeit auch an Abenden und Wochenenden, im Berufsverkehr sieht die Sache anders aus, wie die Dokumentation von Pendler Wurster zeigt.

Gemeinderat Schäftlarn, öffentliche Sitzung, Mittwoch, 25. Januar, 18.30 Uhr, Rathaus.

© SZ vom 25.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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