Einsatz in den Bergen:Mühsamer Weg zur Sanierung

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Die Fassade der Rabenkopfhütte soll im Frühjahr saniert werden. Die Schindeln stammen noch aus dem Jahr 1949. (Foto: Bergwacht Penzberg/OH)

Die Rabenkopfhütte ist seit knapp 75 Jahren Stützpunkt der Penzberger Bergwacht. Zum Jubiläum soll die Fassade neue Schindeln bekommen. Die Arbeiten sind aufwendig, denn auf den letzten Metern geht es nur zu Fuß oder mit Hubschrauber hinauf.

Von Benjamin Engel, Kochel am See/Lenggries

Genau im Grenzgebiet zwischen den Gemeinden Kochel am See und Lenggries - und damit in einem der zentralen Hotspots für Outdoor-Aktivitäten der Region - hat die Penzberger Bergwacht im Jahr 1949 ihre Diensthütte gebaut. Seither hat die Anzahl der Ausflügler vor allem während der Sommermonate auf den Almflächen zwischen Benediktenwand und der Jachenau stark zugenommen. An den Dienstwochenenden zwischen Ende April, Anfang Mai bis Ende Oktober sind daher immer zumindest zwei Einsatzkräfte auf 1306 Metern Höhe im Dienst.

Entsprechend beansprucht ist die sogenannte Rabenkopfhütte, die nach dem knapp 260 Höhenmeter weiter oben gelegenen Aussichtsberggipfel benannt ist. Daher ist auch immer etwas zu sanieren. Erst im Jahr 2022 hat die Bergwacht das Haus mit nur 50 Quadratmetern Grundfläche ökologisch renoviert. Dafür zeichnete die Stadt Penzberg die wichtige Rettungsorganisation im Vorjahr mit dem ersten Platz des Klima- und Umweltschutzpreises aus. Zu sanieren sind zudem die seit 1949 unveränderten Schindeln an der Außenfassade. Dies möchte die Bergwacht nun in diesem Jahr angehen - und damit pünktlich zum 75-jährigen Bestehen der Rabenkopfhütte.

Die letzte halbe Stunde geht es auf die Rabenkopfhütte nur zu Fuß

Doch jede Sanierungsmaßnahme am Berg ist aufwendig zu organisieren. Mit den Fahrzeugen geht es bei der knapp 1100 Meter hoch gelegenen Orterer Alm von Pessenbach aus nicht mehr weiter. Die restliche Wegstrecke von etwa einer halben Stunde ist nur zu Fuß zu bewältigen. Die Bergwacht-Mitglieder müssen also jegliches Baumaterial oder etwa das benötigte Brennholz selbst hochtragen, wollen sie nicht auf teure Transportflüge mit dem Hubschrauber angewiesen sein. "Das ist die Problematik aller Sanierungsarbeiten", erklärt Sandra Recklies, Sprecherin der Penzberger Bergwacht.

Den Einsatzkräften verlangt dies viel Eigenleistung ab und zwingt sie dazu, möglichst zu kooperieren. Als 2022 die ökologischen Sanierungsarbeiten anstanden, tat sich die Bergwacht beispielsweise mit dem Team der Tutzinger Hütte unterhalb der Nordabstürze der Benediktenwand zusammen. Weil im Haus der Tutzinger Alpenvereinssektion ebenfalls Reparaturen zu erledigen waren, teilten sich beide den Hubschrauber für Transportflüge. "Wir haben die Batteriespeicherpacks für unsere Solaranlage einfliegen lassen", erzählt Sprecherin Recklies. Damit sei die Anlage nun viel leistungsfähiger. Obendrein wurden voriges Jahr der Brunnen samt Reinigungsfilteranlage erneuert und eine Toilette mit Trockenkompost errichtet.

Den ersten Platz beim Penzberger Klima- und Umweltschutzpreis 2023 hat die Bergwacht um Bereitschaftsleiter Michael Mittler (2.v.r.) belegt. V.l: Annelies Plep, Marie-Luise Meixner vom Familienzentrum Arche Noah (3. Preis), Michaela Schott vom TSV Penzberg (2. Preis) und Bürgermeister Stefan Korpan. (Foto: privat)

Der Penzberger Klima- und Umweltschutzpreis bringt der Bergwacht 2000 Euro

Der mit 2000 Euro dotierte, alle zwei Jahre vergebene Klima- und Umweltschutzpreis der Stadt Penzberg kommt daher der Bergwacht finanziell sehr gelegen. Circa 13 000 Euro kalkuliert die Rettungsorganisation laut Recklies für die 2000 Schindeln, die zur Neueindeckung der Fassade benötigt werden. "Wir rechnen mit um die 300 Helfer-Stunden", so die Sprecherin. Darin eingeschlossen sei, dass die alten Schindeln entfernt und abtransportiert, das neue Material einschließlich der Werkzeuge auf den Berg gebracht werden muss. "Die Anbringung der neuen Fassade erfolgt durch örtlich ansässige Handwerker und Zimmerer", so Recklies.

Die Arbeiten an der Fassade sollen der Sprecherin zufolge beginnen, wenn es witterungsmäßig im Frühjahr wieder unproblematisch möglich ist, zur Hütte zu kommen. Recklies spricht von Ende April oder Mai 2024. Bis dahin sucht die Bergwacht sogenannte Schindel-Paten, die für jeweils fünf Euro ein neues Exemplar symbolisch kaufen können. Der Bergwacht gehe es darum, mit einem bewusst moderat gehaltenen Beitrag niedrigschwellig Spenden zu generieren, so Recklies.

Einstweilen ist die Rabenkopfhütte winterfest gemacht. Denn in der kalten Jahreszeit ist die Diensthütte anders als im Sommer nicht regelmäßig besetzt. Wird Lawinenwarnstufe drei von fünf auf der Skala erreicht, ist der Aufstieg über die Orterer Alm gefährlich. Dann ist die Hütte laut Recklies nur noch sicher über die Jachenau und die Staffelalm zugänglich.

Im Winter ist die Versorgung der Hütte nicht sichergestellt

"Die Versorgung ist nicht sichergestellt", sagt Recklies. Die Einsatzkräfte (derzeit sind es 27 Aktive sowie zehn Anwärter; 13 Einsatzkräfte sind zudem als Ausbilder tätig) kämen regelmäßig nur zur jährlichen Winterabschlussübung bei passenden Wetterbedingungen herauf. "Wir üben dann den Patiententransport im Schnee oder die Versorgung Verletzter in der Kälte", so Recklies. Ferner ist die Penzberger Bergwacht unter Bereitschaftsleiter Michael Mittler im Winter in den Skigebieten Garmisch Classic und Zugspitze regelmäßig im Einsatz.

In der diesjährigen Skisaison werden nach Angaben von Recklies 17 Dienste zusammenkommen. Erst im Frühjahr geht es wieder regelmäßig auf die Rabenkopfhütte. Obwohl sie eher klein wirkt, bietet sie Raum für erstaunlich viele Einsatzkräfte. "15 Schlafplätze gehen schon", sagt Recklies. Dies dürfte aber nur funktionieren, wenn auch alle bereit sind, zusammenzurücken.

Spenden an die Bergwacht

Wer die Penzberger Rettungsorganisation finanziell unterstützen will, kann Fördermitglied werden oder spenden (IBAN: DE59703900000002505673).

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