Unfall in der Baustelle:Autofahrer sitzen stundenlang auf der A95 fest

Lesezeit: 2 min

Sechs Menschen werden verletzt. Die wartenden Autos dürfen nach Stunden rückwärts aus dem blockierten Bereich fahren.

Von Ingrid Hügenell, Schäftlarn

Stundenlang saßen Autofahrer am Mittwochabend auf der Autobahn A 95 Richtung München fest. Im Bereich der Baustelle bei Schäftlarn war um 17.15 Uhr ein Lastwagenfahrer auf einen Personenwagen gekracht. Das hatte eine Karambolage mit insgesamt drei Autos verursacht, von denen das vorderste noch davor fuhr.

Sechs Verletzte in drei Autos

Dabei wurden nach Angaben der Polizei in den drei Pkw sechs Menschen verletzt: Die beiden Fahrerinnen des ersten und zweiten Wagens, eine 28-jährige und eine 34-jährige Münchnerin, die Beifahrerin im zweiten Wagen sowie drei Mitfahrer im dritten Wagen. Der Lkw-Fahrer, ein 54-Jähriger aus Hebertshausen, blieb der Polizei zufolge unverletzt, ebenso der Fahrer des dritten Pkw, ein 48-jähriger Dachauer. Der Sachschaden wird auf 16 000 Euro beziffert.

Stau auch in Richtung Süden

Die Unfallursache ist laut Polizei unklar. Offenbar sei der Fahrer abgelenkt gewesen. Wodurch, wisse man aber nicht, sagte ein Polizeisprecher am Donnerstag auf Nachfrage. Die Autobahn ist vor und nach der Anschlussstelle Schäftlarn in Richtung München wegen der Baustelle derzeit nur einspurig befahrbar, was die Rettungsarbeiten erschwerte und verzögerte. Die betroffene Fahrspur war etwa drei Stunden lang gesperrt, der Verkehr wurde umgeleitet.

Die Autofahrer, die nach München wollten und auf der Autobahn festsaßen, wurden von Polizei und Feuerwehr nach und nach rückwärts aus dem Baustellenbereich geleitet. Sie konnten ihre Fahrt dann über Umleitungen fortsetzen. Einige saßen jedoch vermutlich zwei Stunden oder länger fest. Auch in Richtung Süden gab es einen Stau, weil Rettungsfahrzeuge auf der Fahrbahn standen. In Richtung Garmisch sind im Baustellenbereich zwei Fahrspuren geöffnet. Der Verkehr wurde vor der Unfallstelle über Starnberg abgeleitet.

Für den Bereich der Baustelle gibt es einen ausgeklügelten Rettungs- und Bergungsplan. So waren am Mittwoch die Feuerwehren aus Starnberg, Berg, Höhenrain und Neufahrn im Einsatz, die von Norden an die Unfallstelle heranfuhren. Ein Unfall oder auch ein Pannenfahrzeug in einer Autobahnbaustelle ist immer ein Problem. Bevor eine Baustelle eingerichtet werde, spreche sich die zuständige Polizeidirektion Südbayern deshalb mit Polizei, Rettungsdiensten, den Feuerwehren und der integrierten Leitstelle ab.

Baustellen-Laster mit heißem Asphalt stecken fest

Das Konzept erstellten in diesem Fall die Landratsämter München und Starnberg gemeinsam. "Das ist ein ausgetüfteltes Konzept", sagt Josef Seebacher, Pressesprecher der Autobahndirektion. "Es ist für alle eine Herausforderung." Ein Unfall mit einem Lkw auf der Autobahn führe aber sehr oft dazu, dass die gesamte Fahrbahn blockiert sei und sich der Verkehr entsprechend staue - auch ohne Baustelle. Etwa, wenn Ladung geborgen werden müsse. Der Unfall am Mittwoch brachte auch die Logistik auf der Baustelle durcheinander, wie Seebacher erklärte. Denn die Asphaltmischung für die Arbeiten, die aus kleinen Steinchen und Bitumen bestehe, werde heiß angeliefert. Stehe der Laster mit der heißen Mischung zu lange im Stau, sei die Ladung nicht mehr zu gebrauchen. Das hat den Zeitplan aber nicht grundsätzlich durcheinander gebracht.

Die Bauarbeiten an der A 95 sollen Seebacher zufolge bis Pfingsten weitgehend abgeschlossen sein. Danach wird die Bundesstraße 11 zwischen Hohenschäftlarn und Baierbrunn gesperrt, eine Umleitungsroute ist die Autobahn. Allerdings verschiebt sich die Sperrung der Anschlussstelle Schäftlarn. Sie war für kommendes Wochenende geplant. Wegen des schlechten Wetters, das für Samstag und Sonntag angesagt ist, könnten die Arbeiten aber nicht ausgeführt werden, sagt Seebacher. Dort sollen die Rampenauffahrt erneuert und Schutzeinrichtungen angebracht werden.

Gleichzeitig wird auch die Staatsstraße gesperrt, die Hohenschäftlarn und Neufahrn verbindet. Sie wird verbreitert und saniert. Die umfangreichen Umleitungen führen über Mörlbach beziehungsweise über Wolfratshausen. Die vielen Schilder würden allerdings kaum beachtet, sagt Seebacher, die meisten Fahrer verließen sich auf ihre Navigationsgeräte - was immer wieder zu konfusen Fahrten führe. "Dann fahren plötzlich Leute in die Baustelle rein und fangen an zu diskutieren." Die Arbeiten, für die die Schäftlarner Ausfahrt und die Staatsstraße gesperrt werden müssen, sind auf das Wochenende 29. April bis 1. Mai verschoben.

© SZ vom 22.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: