Für Tonkünstler sind die Holzhauser Musiktage in Münsing seit Jahrzehnten ein etabliertes Veranstaltungsformat. Ein vergleichbares Forum für Autoren, von denen viele in der Region leben, fehlte dagegen bislang. Das will die Gemeinde Münsing mit der neuen Reihe "Münsinger Lesungen" ändern. "Bisher hat das jeder für sich selbst organisiert", sagt der örtliche Kulturbeauftragte Georg Sebald (Wählergruppe Ammerland). "Um einen Anschub zu ermöglichen, wollen wir das neue Format etablieren."
Sebald sieht die neue Reihe auch im Vorgriff auf ein vielfältiges Kulturprogramm, das in den Veranstaltungsräumen des neuen Münsinger Bürgerhauses möglich sein wird. Für die "Münsinger Lesungen" wird es aber mehrere Veranstaltungsorte in der Kommune geben. Den Anfang hat Fritz Wagner gemacht, der in der Speisenhandlung Central sein Buch "Corona Dahoam" vorgestellt hat, Alltagsbeobachtungen zur Corona-Pandemie, die er zunächst als Blog verfasst hatte.
Als nächstes soll Georg Unterholzner am 29. Juni im Schulgarten der Münsinger Grundschule Texte Franz von Poccis und Oskar Maria Grafs lesen. Involviert ist die Franz-Graf-von Pocci-Gesellschaft, die das Werk des als Kasperlgraf bekannten Künstlers und Karikaturisten mit Sommersitz in Schloss Ammerland lebendig hält. Für Münsings Kulturbeauftragten Sebald passt dies gut in das Konzept der neuen Reihe, Vereinen, Gruppen oder Einzelpersonen Veranstaltungsmöglichkeiten für Lesungen zu geben. Unterholzner ist Veterinär im Landratsamt Bad Tölz-Wolfratshausen, Autor von Regionalkrimis und Rezitator. Bei der Lesung begleiten ihn Oliver Leeb sowie die Musiker Sepp Kloiber und Martin Regnat.
Am Starnberger See aufgewachsen ist der Schauspieler Wowo Habdank. Er liest am 7. Juli aus dem Roman "Bergheim" von Fritz Wagner. Darin hat der Münsinger Verleger seine Familiengeschichte verarbeitet und erzählt von einem Jungen, der in der Nachkriegszeit am Fuß des Obersalzbergs aufwächst.
Der OSV erinnert an Loriots 100. Geburtstag
Vergnüglich dürfte es am 23. September werden, wenn der Ostuferschutzverband (OSV) an den Humoristen Vicco von Bülow alias Loriot erinnert. Der Münsinger Ehrenbürger wäre heuer 100 Jahre alt geworden. Johann von Bülow - ein entfernter Verwandter - wird aus den zwischen 1957 und 1961 in der Illustrierten Quick erschienenen Kolumnen "Der ganz offene Brief" in der Lothhof-Tenne lesen. Darin beschäftigte sich Loriot mit den Seltsamkeiten des damaligen öffentlichen Lebens. Ein wichtiger Schritt in seiner Karriere vom Illustrator zum Autor. Karten gibt es nur online über die OSV-Homepage www.ostuferschutzverband.de unter dem Reiter Aktuelles.
Münsinger Lokalgeschichte greift der dritte Band der erstmals 2013 von Johannes Bernwieser herausgegebenen Ortschronik-Reihe auf. Mit 25 Personen aus der älteren Generation, die sich noch bewusst an das Kriegsende erinnern konnten, wurden dafür Interviews geführt. Der genaue Termin für die Lesung ist noch offen, gleiches gilt für die in Tutzing lebende Autorin Monika Czernin. Für ihr Buch "Der Kaiser reist inkognito - Joseph II. und das Europa der Aufklärung" hat sie den "Friedrich-Schiedel-Literaturpreis" bekommen. Czernin hat sich mit den Reisen des österreichischen Kaisers Joseph II. beschäftigt, der möglichst unerkannt Erkenntnisse zum Aufbau eines modernen Staatswesens gewinnen wollte.
Zum Jahresabschluss der "Münsinger Lesungen" liest wiederum Wowo Habdank "Die Heilige Nacht" von Ludwig Thoma in der Ammerlander Kirche am 14. Dezember.
Für die neue Formatreihe denkt Sebald an fünf bis zehn Veranstaltungen im Jahr. Die Organisatoren will er aus dem jährlich 5000 Euro umfassenden Kulturtopf unterstützen.
Georg Unterholzner liest Pocci und Oskar Maria Graf am Donnerstag, 29. Juni, 19 Uhr, im Schulgarten der Grundschule, bei schlechtem Wetter in der Baderschmied-Tenne in Münsing.