Für zwei neue Lager- und Produktionshallen des Futtermittelherstellers Agrobs in Degerndorf hätte die Kommune Münsing nur die Bauanträge genehmigen können - und das damit verbundene Verfahren zum Immissionsschutz einfach laufen lassen. Das ist erforderlich, weil der Betrieb Staubausstoß verursacht. Nach Einschätzung des Landratsamts und der Regierung von Oberbayern sei eine Unternehmensansiedlung anderswo daher nicht möglich. Daher sei von einem privilegierten Vorhaben auszugehen, womit am Standort gebaut werden könne. Nach intensiver Diskussion hat sich der Gemeinderat am Dienstag trotzdem mit neun zu fünf Stimmen dafür entschieden, ein Bebauungsplanverfahren anzustrengen.
Die beiden neuen Produktions- und Lagerhallen - eine davon mit Platz für die Betriebsverwaltung - sollen nach bisheriger Planung je um die 50 mal 30 Meter Grundfläche haben. Die maximale Wandhöhe soll bei 13,33 beziehungsweise 12,61 Meter liegen. "Wir haben hier die Möglichkeit, mit einem Bebauungsplan die bauliche Entwicklung zu steuern, nicht zu verhindern", so Münsings Bauamtsleiter Stephan Lanzinger. Damit könne die Kommune Parameter wie die Höhe und Dimensionen der Hallen beeinflussen. Genauso könne die Gemeinde bei künftigen Erweiterungsmöglichkeiten steuernd eingreifen.
Umstritten sind Erweiterungspläne des Unternehmens Agrobs bereits jahrelang. Es existieren Befürchtungen vor zunehmender Bauverdichtung und Verkehrsbelastung. Zudem liegt der Standort außerhalb von Siedlungsstrukturen auf einer Kuppe in der Jungmoränenlandschaft nördlich Degerndorfs. Schon im Jahr 2014 hatte der Gemeinderat den Bau zwei neuer Hallen genehmigt. Damals hieß es im Beschluss, dass damit aus Sicht der Kommune die bauliche Entwicklung abgeschlossen sei. Vor vier Jahren lehnte das Gremium einen Antrag auf Vorbescheid ab. Jüngst forderte der Ostuferschutzverband insbesondere wegen der Außenbereichslage, die Erweiterungswünsche gründlich zu diskutieren und abzuwägen.
Zu den inzwischen fünf existierenden Hallen am Betriebsgelände an der Angerbreite sollen nun zwei weitere hinzukommen. Laut Sitzungsvorlage will das Unternehmen die Anlagenleistung auf eine maximale Umschlagmenge von 650 Tonnen staubender Güter pro Tag erhöhen. Die geplante Umschlagmenge liegt bei 60 000 Tonnen im Jahr.
Ob ein Bebauungsplanverfahren überhaupt sinnvoll sei, fragte sich Helge Strauß (CSU). Zu verhindern sei das Vorhaben nicht. Für Anja Ruhdorfer (Grüne) und Ursula Scriba (Bürgerliste) binde es nur bürokratische Kapazitäten. Parteikollege Thomas Schurz assistierte. Für die Produktionshallen, sei dies der falsche Ort. "Grundsätzlich ist das Kind schon vor zehn, 15 Jahren in den Brunnen gefallen", so der CSU-Rat. Damals hätte die Kommune einen Bebauungsplan erlassen sollen. Damals wäre das laut Bauamtsleiter Lanzinger wegen der fehlenden Ausnahmeregelungen zum Anbindegebot für Gewerbegebiete aber gar nicht möglich gewesen. Ein Antrag von Grünen-Rätin Christine Mair Erweiterungen auszuschließen, fand keine Mehrheit.