Bildung im Oberland:Buben zu den Mädchen

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An den Hohenburger Schulen wird es künftig zusätzlich zu Mädchenklassen auch getrennte Bubenklassen geben. (Foto: Manfred Neubauer)

70 Jahre lang hatten die St.Ursula-Schulen in Hohenburg bei Lenggries nur Schülerinnen . Das ändert sich mit dem Unterrichtsjahr 2024/2025.

Von Benjamin Engel, Lenggries

Die Hohenburger Schulen bei Lenggries stehen bisher nur Mädchen offen - und demzufolge vor dem größten Einschnitt seit der Gründung vor 70 Jahren. Der Grund: Zum Schuljahr 2024/2025 können auch Jungen die Realschule und das Gymnasium besuchen. "Es gab schon einige Zäsuren", sagt Roman Haehl, Leiter der Mädchenrealschule. "Wir haben uns einfach entschieden, die Zeichen der Zeit zu erkennen." Allerdings wird es keine gemischten, sondern nach Buben und Mädchen getrennte Klassen geben.

Anfragen von Eltern, die Schulen für alle zu öffnen, gebe es schon länger, so Haehl. Nun sei die Zeit reif, diesen Schritt auch zu gehen; nicht zuletzt deshalb, weil bald Sanierungen an den Gebäuden anstehen. Im Grunde folge man damit sogar dem Vorbild der Ursulinen, die einst die Bildungseinrichtungen im Isarwinkel gründeten. "Auf bewährten Wegen Neues wagen, ist einer der Leitsprüche der Ordensgründerin, der Heiligen Angela", so Haehl. Es sei wichtig für das Team von Realschule und Gymnasium, dass vor allem die ehemaligen Schulleiterinnen aus dem Orden die Entscheidung mittrügen.

Die Ursulinen haben 1953 die ersten Schulen in Hohenburg gegründet

Die Ursulinen hatten im Jahr 1953 erst eine Hauswirtschaftsschule und eine dreijährige Mittelschule gegründet. Fünf Jahre später verlegten die Nonnen ihr Realgymnasium aus Landshut in den Isarwinkel. Realschulleiter Haehl spricht von einigen Umbrüchen seither und nennt als Beispiele das inzwischen aufgelöste Internat und den Wechsel der Schulträgerschaft von den Ursulinen zur Erzdiözese München und Freising. Gesellschaftlichen Tendenzen habe man sich in Hohenburg also immer wieder angepasst, sagt Haehl.

Die Ordinariatskonferenz der Erzdiözese München und Freising - das höchste Verwaltungsgremium - hat Anfang Oktober zugestimmt, die Schulen für Buben zu öffnen. Zudem beschloss sie deshalb auch gleich, die Gebäude von Schloss Hohenburg zu sanieren. Wann damit begonnen wird, steht laut Haehl aber derzeit noch nicht fest.

Um die 700 Mädchen besuchen derzeit die Realschule und das Gymnasium in Lenggries. Laut Haehl könnten alle Schülerinnen bis zu ihrem Abschluss in den gewohnten Strukturen weiter den Unterricht besuchen. Eine getrennte Klasse für Buben werde es zum Jahr 2024/2025 nur in der fünften Jahrgangsstufe geben. "Es ist kein Seiteneinstieg von Jungen in laufende/höhere Jahrgangsstufen geplant", heißt in einem Elternbrief vom 26. Oktober. Laut Haehl muss sich erst noch zeigen, ob und wie sich die getrennten Klassen in den höheren Jahrgangsstufen mit Wahlmöglichkeiten für verschiedene Schulzweige aufrechterhalten lassen. Dann könne es sein, dass es in bestimmten Fächern auch gemeinsamen Unterricht gibt.

"Ich sehe das weniger dramatisch", sagt Gymnasialleiter Beck

Die Öffnung für Buben bezeichnet Christoph Beck, Direktor am Hohenburger Gymnasium, als interessante Aufgabe. Das Schulteam habe sich mit der Erzbischöflichen Maria-Ward-Schule St. Zeno in Bad Reichenhall ausgetauscht, die sich vor einigen Jahren ebenfalls für Buben geöffnet habe. Manche bedauerten zwar, dass in Hohenburg die letzte Mädchenbastion im Oberland falle. "Ich sehe das aber weniger dramatisch", sagt Beck. Künftig würden die Mädchen eben ab und zu Jungs auf dem Schulhof sehen. Es sei zwar bekannt, dass sich Buben und Mädchen an bestimmte Fächer anders annäherten. Darauf lasse sich aber mit den getrennten Klassen eingehen.

Die in sieben Jahrzehnten bewährten Bildungskonzepte und die Wertevermittlung würden nun ebenso an Jungen weitergegeben, so Beck. "Ich freue mich darauf."

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