Tourismus im Oberland:Skifahren wird wieder teurer

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Die Pistenbeschneiung und die Kraftstoffe für die Pistenraupen kosten die Liftbetreiber viel. Deshalb werden die Skipässe erneut teurer. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Brauneck-Bergbahnen heben die Preise auch für diesen Winter weiter an, allerdings weniger stark als im Vorjahr. Der Preis für das Tagesticket bleibt noch unter einer wichtigen Schwelle.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Skifahren am Brauneck wird im kommenden Winter erneut teurer. Für das Tagesticket müssen Erwachsene in der Saison 2023/2024 im Vergleich zum Vorjahr 3,1 Prozent mehr zahlen. Damit hat sich der Ein-Tages-Skipass seit 2022 um insgesamt 18 Prozent erhöht. Damals zahlten Erwachsene 42 Euro, nun müssen sie 49,50 berappen. Das Saisonticket für einen Erwachsenen im Alpen-Plus-Verbund, dem das Brauneck angehört, verteuert sich gegenüber dem Vorjahr von 420 auf 444 Euro im vergünstigten Vorverkauf, also um 5,7 Prozent. Im letzten Vor-Pandemie-Winter 2019/2020 lag der Preis dafür noch bei 360 Euro.

Für den Winter-Tourismus in der Region bleibt Tölzer-Land-Leiter Andreas Wüstefeld optimistisch. Skifahren sei für den Gast nur eine unter vielen Optionen, sagt er. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Ob diese Entwicklung zu weniger Wintersportlern und Gästen in der Region führt? Für den Tourismusstandort beurteilt Andreas Wüstefeld das Szenario gelassen. "Ein Billigsport ist Skifahren nicht", sagt der Leiter der Organisation Tölzer Land. Doch die Verbraucherpreise stiegen generell, alles werde teurer. Darauf müsse ein Wirtschaftsunternehmen wie die Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH reagieren.

Letztlich handele es sich um eine unternehmerische Entscheidung der Liftbetreiber. Die verhielten sich andererseits mit vergünstigten Konditionen etwa für die Sportvereine sehr fair. Und das Skigebiet Brauneck nutze zu hundert Prozent Ökostrom. Angesichts von Tagestickets für zum Teil mehr als 80 Euro in den benachbarten Alpenländern halte er die Preisgestaltung am Lenggrieser Hausberg für angemessen und verträglich, sagt Wüstefeld. "Wo finden Sie denn noch Preise unter 50 Euro", fragt er.

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Das Brauneck bietet für seine Gäste 34 Pistenkilometer. Damit zählt das Skigebiet zu den zehn größten in Deutschland. Allein um es zu beschneien, müssen die Betreiber einen sechsstelligen Betrag ausgeben. Auch der Dieseltreibstoff für die Pistenraupen kostet einiges an Geld. "Die Teuerung trifft uns", sagt Antonia Asenstorfer, Geschäftsführerin der Brauneck- und Wallbergbahnen GmbH sowie der Alpenbahnen Spitzingsee. "Das müssen wir moderat weitergeben."

Ganz bewusst sollten die Tagestickets in diesem Jahr unter der 50-Euro-Schwelle bleiben. Schließlich seien die Preise dafür erst zur vergangenen Saison mit um die 15 Prozent sehr stark erhöht worden - auch weil die Energiepreise massiv gestiegen seien. Ein solch hoher Preissprung solle aber, soweit möglich, die Ausnahme bleiben, sagt Asenstorfer. Heuer habe man die Kunden nicht über Gebühr belasten wollen.

Geschäftsführerin am Brauneck, Wallberg und Spitzingsee: Antonia Asenstorfer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Tatsächlich sind die Verbraucherpreise in den vergangenen Jahren stark gestiegen, 2021 laut Statistischem Bundesamt um 3,1 Prozent. 2022 waren es deutschlandweit 7,9 Prozent. Die Prognosen für das aktuelle Jahr liegen bei 6,1 Prozent. Kraftstoffe sind im Vergleich zum September 2022 aber sogar wieder um sechs Prozent billiger geworden.

"Unsere Gäste sind multioptional", sagt Wüstefeld

Dass die Region bei weiter steigenden Skipasspreisen massenweise Touristen verliert, befürchtet Wüstefeld jedenfalls nicht. "Ich sehe das relativ gelassen", sagt er. Der typische Wintergast buche nicht eine Woche allein zum Skifahren. "Unsere Gäste sind multioptional", sagt der Leiter von Tölzer-Land-Tourismus. Sie nähmen den Wintersport gerne mit, wanderten aber oder führen mit dem Fahrrad, wenn nicht genügend Schnee liege. Angesichts der aktuellen Krisen in vielen Weltgegenden könne es der Region nutzen, dass Urlaub im eigenen Land für Sicherheit stehe, sagt Wüstefeld. Zudem habe der Isarwinkel mit seinen weitgehend noch intakten Ortsbildern einen großen Vorteil gegenüber anderen, intensiv zugebauten Tourismusdestinationen.

Auch den Faktor Licht hält der Tölzer-Land-Chef für generell unterbewertet. Laut einer Studie der Hochschule München ziehe es mehr als die Hälfte der Städter im tristen Wintergrau in die Sonne, sagt Wüstefeld. Und die scheine eben zu dieser Jahreszeit in den Bergen wie im Isarwinkel viel öfter als im Flachland.

Unterdessen hat der Vorverkauf für die Saisonskipässe im Alpen-Plus-Verbund (Brauneck, Wallberg, Spitzingsee und Sudelfeld) begonnen. Dort sind die Tickets in diesem Jahr eine Woche länger zu vergünstigten Konditionen zu haben als sonst: bis zum 24. November. Gespannt ist Brauneck-Geschäftsführerin Asenstorfer insbesondere, wie die Gäste das Skipass-Kombiticket mit dem öffentlichen Nahverkehr annehmen. Schließlich gehört der ganze Landkreis von Dezember an zum MVV.

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