Jugendliche vermissen Spaßbad:Sehnsucht nach dem Alpamare

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Seit das Alpamare weg ist, wissen die jungen Leute nicht mehr, wohin mit sich und ihrer freien Zeit. Und so hagelt es neue Vorschläge. (Foto: Manfred Neubauer)

Bei der Diskussion "Wo hakt's?" erklären junge Menschen, was ihnen in Bad Tölz fehlt - etwa ein Open-air-Kino, ein Sandplatz an der Isar, ein Partybus und ein eigenes Parlament.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit dem Ende des Alpamare mit seinen Rutschen und dem Indoor-Surfen ist der Spaßfaktor für Jugendliche in Bad Tölz erheblich gesunken. Das wurde beim Gesprächsabend am Montag im Tölzer Gasthaus deutlich, zu dem die CSU junge Leute eingeladen hatte, um ihnen die Frage zu stellen: "Wo hakt's?" Giulia legte gleich los. Das Alpamare sei ein Anziehungspunkt gewesen, "jetzt ist der große Lückenfüller für die Freizeit weg", sagte die 15-Jährige. Außer ihr waren noch ein gutes Dutzend Schüler gekommen, die Bürgermeister Josef Janker und den Christsozialen eine lange Wunschliste vorlegten: einen Bolz- und einen Sandplatz an der Isar, ein Open-air-Kino auf dem Festplatz am Moraltpark, einen Partybus, ein gesünderes Imbiss-Angebot in der Marktstraße und ein Jugendparlament.

CSU-Ortsvorsitzender und Stadtrat Ingo Mehner hielt sich nicht mit einer langen Vorrede auf, sondern ließ die Jugendlichen sofort zu Wort kommen. Das Alpamare fehle, sagte Giulia. "Wir wissen nicht, wo wir hingehen sollen nach der Schule." Simon, ebenfalls 15, hatte Besuch aus Hongkong, "da sind wir meist ins Alpamare gegangen". Das geplante Spa "Natura Tölz" ist auf Wellness ausgerichtet und eher etwas für ältere Semester, das Hallenbad auf der Flinthöhe auch kein wirklicher Ersatz. Dort könne man zwar seine Bahnen schwimmen, aber es habe keine Rutschen, nur Saunen, "das ist nichts, wo man sich trifft", sagte Julius. Allerdings könne man mehr sportbegeisterte Jugendliche dort hinlocken, wenn es noch ein Fitnessstudio gebe, meinte der 15-Jährige. Dem stimmte Giulia zu. Dies würden vor allem Jungs aus den neunten und zehnten Klassen nutzen. Gäbe es dazu noch Zumba oder Step Aerobic, wäre das "eine super Mischung".

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Einig waren sich die Jugendlichen, dass ihnen ein Platz fehlt, wo sie sich bei schönem Wetter treffen, chillen, ein wenig Sport treiben können. Die 18-jährige Alina regte einen Bolz- und einen Sandplatz am Isarufer an, wo man zum Beispiel Volleyball spielen könne. Ein paar Liegen und Bänke dazu, ein oder zwei Feuerstellen, um kontrolliert ein Lagerfeuer prasseln zu lassen - das wünscht sich der 14-jährige Tyl. Die Christsozialen äußerten Bedenken. Bürgermeister Janker verwies darauf, dass das Isarufer im Landschaftsschutzgebiet liege. Deshalb bestimme nicht die Stadt, sondern das Wasserwirtschaftsamt Weilheim, "was dort geht und was nicht". Und komme ein Hochwasser, sei der Sandplatz weg, warnte Janker. Dennoch notierte er sich den Wunsch der jungen Leute. "Das ist nichtsdestotrotz ein Ansatz."

Ein Open-air-Kino, vielleicht sogar ein Autokino kann sich Alina auf dem Moralt-Festplatz neben dem "Jailhouse" vorstellen. Summer Village, Harley Rock'n'Race, Oldtimertreffen - die Veranstaltungen, die Jailhouse-Wirt Peter Frech dort im Sommer auf die Beine stellt, kommen bei den Jugendlichen zwar gut an. "So was wertet Tölz ja auf", sagte Alina. Dennoch wünscht sich Giulia mehr. Sie unterstützte den Vorschlag eines Freiluftkinos auf dem Festplatz, außerdem plädierte sie für mehr Konzerte und modernere Ausstellungen, wie sie etwa im Lokschuppen in Rosenheim stattfinden. Dafür wäre ihrer Ansicht nach sommers das Eisstadion geeignet.

Im Tölzer "Gasthaus" ist einiges los: Die CSU hat die städtische Jugend eingeladen, um ihren Bedürfnissen auf den Grund zu gehen. (Foto: Manfred Neubauer)

In Penzberg gibt es ein Jugendparlament, in Geretsried einen Jugendrat. Bad Tölz hat nichts Vergleichbares. Dies monierte der 14-jährige Tyl, womit er auf eine Mischung aus Verständnis und Skepsis stieß. CSU-Ortsvorsitzender Mehner bezeichnete sich selbst als einen "altgedienten Befürworter des Jugendparlaments" erinnerte aber daran, dass ein solches Gremium in Tölz schon einmal gescheitert ist. "Alles war begeistert, das Jugendparlament war initiiert, der Stadtrat hat gewartet, aber dann kam nichts." Der kommunale Sozialplaner Armin Ebersberger schlug als Kompromiss eine Gesprächsrunde für Jugendliche mit Bürgermeister und Stadträten in vierteljährlichem Rhythmus vor, was Janker begrüßte.

Und noch etwas treibt die Schüler um. In der Mittagspause gehen sie gerne in die Fußgängerzone, wo sie zwischen drei Snacks wählen können: Leberkässemmel, Breze, Döner. "Das ist eintönig und nicht allzu gesund", sagt Julius. Giulia würde gerne "frische Sachen" kaufen, beispielsweise Salate. Das Problem: Die Schüler haben bloß 45 Minuten Mittagspause und können daher nicht längere Zubereitungszeiten abwarten. Bürgermeister Janker will das Thema beim nächsten Wirte-Stammtisch in Tölz zur Sprache bringen.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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