Neue Hotels:Zurück zum Glanz der alten Kurtage

Alpamare Archiv Jodquellen AG

Die Zeiten des Alpamare sind ebenso vorbei wie jene der alten Kur. Mit der "Neuen Tölzer Hotelkultur" will sich die Stadt neu positionieren.

(Foto: Archiv Jodquellen AG)

Die Zeiten des Urlaubs auf Krankenschein sind vorbei: Bad Tölz will sich neu erfinden - doch Grundbesitzer wollen lieber Wohnungen bauen.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

Seit dem Ende der alten Kur hat sich Bad Tölz verändert. Altehrwürdige Anwesen im Kurviertel verschwanden, dafür wurden immer mehr neue Wohnhäuser errichtet. Seit die Stadt das Leitbild der "Neuen Tölzer Hotelkultur" entworfen hat, greift sie in ihren baurechtlichen Werkzeugkasten. Sie versucht, sich auf dem Gesundheitsmarkt zu positionieren - und sich als Kurort neu zu erfinden.

In der vergangenen Woche hat die Stadt das vierte große Areal für Tourismus und Medizin reserviert: das Sondergebiet "Hotel am Kurpark". Bislang gab es solche Bebauungspläne für das Gelände des Hotels Jodquellenhof und des ehemaligen Erlebnisbads Alpamare, den vorwiegend grünen Bereich von Kurhotel Eberl über Wandelhalle bis Herderpark und das Areal am Zollhausweg. Dazu kommen zwei geplante Hotels am Alpamare-Nachfolger "Natura". Gut elf Hektar des rund 55 Hektar großen Stadtteils sind nun Hotels, Sanatorien oder Seminarhäusern vorbehalten. Gegen den Willen vieler Grundbesitzer, die lieber lukrative Wohnungen bauen wollen.

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Hotel am Kurpark

Auf dem Grundstück schräg gegenüber vom Kurpark, in Nachbarschaft zur Villa Bellaria, steht das Haus Bruckfeld. Das ehemalige Hotel modert seit Jahren mit vernagelten Fenstern vor sich hin. Den Plan des Münchner Eigentümers, der dort drei Wohnblöcke mit 48 Wohnungen errichten wollte, hatte der Stadtrat schon vor zehn Jahren abgelehnt. Seither hat sich auf dem Gelände nichts mehr getan. In die Planungen für das neue Sondergebiet wollte die Stadtverwaltung auch den Grundbesitzer einbeziehen, aber der habe sich "nicht eingebracht", sagt Bauamtsleiter Christian Fürstberger. Klar sei bloß, dass er "kein Interesse an einem Hotel" habe. Schräg durch das Areal läuft als schmaler Grünzug ein Biotop. Der könne "bei einer Gesamtplanung durchbrochen werden", sagte Fürstberger. Das städtische Ziel einer touristischen Nutzung könne aber auch "in Teilbereichen umgesetzt" werden.

Alpamare und Jodquellenhof

Im November 2014 hat die Jod AG das Hotel Jodquellenhof, das aus den 1920erJahren stammt, dichtgemacht. Im August vorigen Jahres schloss sie das Spaßbad Alpamare. Schon zuvor hatte Jod-AG-Chef Anton Hoefter verdeutlicht, dass sich das Unternehmen nicht mehr als touristischer Dienstleistungsbetrieb sieht, sondern als Firma für Immobilienentwicklung. Dementsprechend will die Jod AG auf dem 2,3 Hektar großen Gelände des Alpamare und des Jodquellenhofs, der im Moment als Asylunterkunft dient, einen Komplex mit acht Wohnhäusern bauen. Der Stadtrat verhinderte dies vor knapp zwei Jahren bis auf Weiteres. Der Bebauungsplan "Badeteil Mitte" samt Veränderungssperre schreibt eine touristische Nutzung vor. Wie Bauamtschef Christian Fürstberger mitteilt, möchte die Stadt dort ganz dezidiert wieder ein Hotel haben.

Bäderviertel Mitte

Auch in diesem 4,4 Hektar großen Gebiet vom Kurhotel Eberl über die Wandelhalle bis zum Herderpark kollidieren die Interessen der Stadt auf der einen, die der Jod AG und anderer Grundeigentümer auf der anderen Seite. Fürstberger zufolge fanden schon Verhandlungen zwischen Privatbesitzern und potenziellen Bauträgern neuer Wohnhäuser statt. Jod-AG-Chef Hoefter hatte angedeutet, ebenfalls Wohnungen in die denkmalgeschützte Wandelhalle einbauen zu wollen. Dem schob der Stadtrat im Januar einen Riegel vor, als er den Bebauungsplan "Bäderviertel Mitte" aufstellte und eine Veränderungssperre verhängte. Ziel ist ebenfalls eine Nutzung für Tourismus und Gesundheit. Allerdings nicht auf der gesamten Fläche: Der Herderpark bleibt ein Park.

Am Zollhausweg

Der Bebauungsplan "Am Zollhausweg" umfasst ein rund zwei Hektar großes Areal nördlich des Kurparks. Das ist ebenfalls dem Fremdenverkehr, respektive dem Kur- und Badebetrieb vorbehalten, Pensionen und Ferienwohnungen sind nicht erlaubt. Der benachbarten Schlemmer-Klinik wird damit ein Ausbau ermöglicht.

Spa und Sterne-Hotels

Das Großprojekt der Stadt und des österreichischen Hotelinvestors Arcus ist nicht im Zentrum, sondern am Rande des Kurviertels geplant. Das sportkinesiologisch ausgerichtete Wellnessbad "Natura Tölz" mit fünf Themensaunen soll auf einem 0,8 Hektar großen Grund an der Bockschützstraße entstehen, die zwei Vier- und Drei-Sterne-Hotels mitsamt fünf Residenzen und zwei Häusern für Sport und Shops sind auf 1,4 Hektar an der Arzbacher Straße vorgesehen. Beide Vorhaben gelten als Herzstück der Neuen Tölzer Hotelkultur, mit der sich die Stadt als Tourismus-Standort und auf dem Gesundheitsmarkt neu positionieren will. Ein Bebauungsplan muss dafür erst aufgestellt werden.

Außer der Firma Arcus gibt es noch keine Investoren für ein Hotel. Man führe derzeit keine Gespräche, sagt Fürstberger. Die Stadt fokussiert sich zuerst auf das Spa und die Hotels. Allerdings hätten die Projektentwickler der österreichischen Firma Redserve erfahren, dass potenzielle Investoren dadurch auf Tölz aufmerksam geworden seien, so Fürstberger. "Sie erkundigen sich schon, was man da machen kann." Durch die Krisen in arabischen Urlaubsländern sei überhaupt Bewegung in den Hotel-Markt gekommen. "Die Investoren sehen wieder ein bisschen lokal."

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