Flucht und Migration in Bad Tölz-Wolfratshausen:Auf der Suche nach den Rettungsankern

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Die Leichtbauhalle auf der Tölzer Flinthöhe bietet für 128 Geflüchtete Platz. Die in Wolfratshausen geplante Unterkunft wäre etwas größer. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Nach den angekündigten Zuweisungen Geflüchteter durch die Kreisbehörde verweisen Münsing und Eurasburg auf konkrete Objekte. In Greiling jedoch fühlt sich der Bürgermeister ungerecht behandelt.

Von Benjamin Engel, Bad Tölz-Wolfratshausen

Auf die Ankündigung der Kreisbehörde, welche Kommunen bald mit zugewiesenen Geflüchteten rechnen müssen, reagieren deren Rathausspitzen größtenteils pragmatisch. Greilings Bürgermeister Anton Margreiter (Freie Wähler) ist hingegen verärgert. Seine Kommune habe, auch unter Federführung der Verwaltungsgemeinschaft Reichersbeuern, dem Landratsamt einige Liegenschaften genannt. Darauf habe es keine Antworten gegeben, was für ihn unfassbar sei. "Greiling hat als kleinste Flächengemeinde im Landkreis nicht so viele Möglichkeiten", sagt Margreiter. "Jetzt macht der Landrat ( Josef Niedermaier, Freie Wähler, Anm. d. Red.) eine Keule daraus." Wenn gegenüber Greiling nicht solidarisch gehandelt werde, müssten wohl andere Geschütze aufgefahren werden.

Damit droht sich ein lokalpolitischer Dissens zu verstärken. Geflüchtete sind aktuell in den 21 Kommunen des Landkreises Bad Tölz-Wolfratshausen ungleich verteilt. Das Landratsamt selbst hat kaum noch Möglichkeiten zur Unterbringung. Daher sollen die Geflüchteten von September an vermehrt auf Gemeinden verteilt werden. Die Kreisbehörde nennt Greiling, Sachsenkam, Dietramszell, Eurasburg und Münsing zuerst.

Der Greilinger Bürgermeister Anton Margreiter fühlt sich von der Kreisbehörde unsolidarisch behandelt. Die Verwaltungsgemeinschaft habe 2015 etwa um die 250 Plätze für Geflüchtete bereitgestellt. (Foto: Manfred Neubauer)

Laut Stand von Mitte Juni sind in Greiling fünf Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht. Um die Quote des Landkreises nach dem Königsteiner Schlüssel zu erfüllen, müsste die Kommune weitere 31 Personen aufnehmen. "Ich werde mich verwehren, dass es heißt, die Gemeinde duckt sich weg", sagt Bürgermeister Margreiter. Als Unterkunftsmöglichkeit habe Greiling etwa das alte Gemeindehaus mit Platz für 15 Personen angeboten. Die Kreisbehörde habe dagegen statische Gründe vorgebracht, obwohl das Gebäude jahrzehntelang bewohnt gewesen sei.

"Die Diskussion schadet der kommunalen Familie", so Greilings Bürgermeister

Schließlich seien unter Federführung der Verwaltungsgemeinschaft Reichersbeuern drei Flächen ins Gespräch gebracht worden, so Margreiter. Eine an der Deponie sei landkreiseigen, eine am Flugplatzgelände in Bundesbesitz. Die dritte Fläche am Tölzer Stadtrand nördlich des Solarparks gehöre der Gemeinde Greiling. Dass das Landratsamt die Angebote als Alibi-Vorschlag bezeichnet haben soll, ärgert Margreiter. Es gehe nicht darum, der Kreisstadt etwas vor die Nase zu setzen. Greiling grenze eben an. "Die Diskussion schadet der kommunalen Familie", so Margreiter. Im kommenden Mitteilungsblatt der Gemeinde will er persönlich private Anbieter aufrufen, Quartiere bereitzustellen. "Das ist unser letzter Rettungsanker."

Für Sachsenkam kündigt der Zweite Bürgermeister Hans Huß (CSU/Unabhängige Wählerschaft) an, Lösungen zu suchen. Konkret wird er aber nicht. "Wir versuchen Quartiere aufzutreiben", sagt er. Die Gemeinde habe aber nichts Geeignetes. Stand Mitte Juni hatte Sachsenkam sechs Geflüchtete untergebracht. 25 mehr müssten es sein, um die Landkreis-Quote zu erfüllen.

Dietramszells Dritter Bürgermeister sieht den Bund in der Verantwortung

Ähnlich unkonkret bleibt der Dritte Bürgermeister von Dietramszell, Thomas Kranz (FW). Er berichtet zwar von aktuellen Gesprächen, sagt aber gleichzeitig: "Alles ist in der Schwebe." Geeignete, auch mit dem öffentlichen Nahverkehr gut erreichbare Objekte zu finden, sei in einer Flächengemeinde wie Dietramszell aber schwierig. In der Verantwortung, die Problematik grundsätzlich zu lösen, sieht Kranz jedoch die Bundesebene.

Für Bürgerversammlungen, wie hier 2017, und Vereinsaktivitäten steht der Gemeindesaal vorerst nicht mehr bereit. (Foto: Hartmut Pöstges)

Kurzfristige Lösungen sind so nicht zu erwarten. In Münsing wird die Kommune daher den Gemeindesaal wie schon nach 2015 wieder für Geflüchtete bereitstellen. Das hat Bürgermeister Michael Grasl bereits Anfang Juli angesprochen. "Wir bereiten uns darauf vor, erste Aufträge sind erteilt (Schreiner für Trennwände)", schreibt der Rathauschef nun auf Nachfrage per E-Mail. Den Gemeinderat habe er am Donnerstag informiert. Die den Saal für Veranstaltungen nutzenden Vereine wüssten, dass es Ausweichmöglichkeiten brauche.

Von einer konstruktiven Zusammenarbeit mit dem Landratsamt spricht Eurasburgs Bürgermeister Moritz Sappl (GWV). Seit 1. August stehe eine Immobilie an der Königsdorfer Straße in Beuerberg mit 38 Unterkunftsplätzen bereit. Damit ließen sich die zu erwartenden Zuweisungen abdecken.

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Flucht und Migration
:Landratsamt verteilt Geflüchtete auf Gemeinden

Dietramszell, Eurasburg, Münsing, Sachsenkam und Greiling werden von September an Unterbringungsmöglichkeiten finden müssen.

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