Umbau am Bahnhof:Servus "Royal Kebaphaus" - Ladenzeile an der Arnulfstraße wird abgerissen

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  • Die Bahn lässt das kleine Laden-Ensemble an der Nordseite des Hauptbahnhofs abreißen.
  • Die Demontage ist Teil der Vorarbeiten für den Bau der zweiten Stammstrecke.
  • Aufgrund des Umbaus musste unter anderem das traditionsreiche "Royal Kebaphaus" schleißen, das über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war.

Von Andreas Schubert

Die Bagger stehen bereit, der Putz ist zum Teil schon länger von den Wänden abgekratzt: Dieser Tage verschwindet eine der seltsamsten Ladenzeilen Münchens von der Bildfläche. Die Bahn lässt das kleine Ensemble an der Nordseite des Hauptbahnhofs abreißen. Es sind Vorarbeiten zum Bau der zweiten Stammstrecke.

Denn an einer nicht öffentlich zugänglichen Stelle neben dem heutigen Empfangsgebäude, wo derzeit die Laden- und Gastronomiebetreiber des Hauptbahnhofs ihre Wertstoffe entsorgen, wird eine Einrichtungsfläche für den Bau des Tiefbahnhofs unter der heutigen Schalterhalle entstehen. Der Wertstoffhof kommt für die nächsten Jahre an die Stelle, wo bislang die schon arg heruntergekommene Ladenzeile steht. Doch dieser Standort für die Entsorgungsstation ist nur ein Provisorium: Hier soll der neue Starnberger Flügelbahnhof gebaut werden, einschließlich eines zirka 75 Meter hohen Büroturms.

Die Arnulfstraße ist ab der Paul-Heyse-Unterführung in Richtung Osten bereits einspurig. Bislang verengte sie sich erst am Zebrastreifen vor dem Eingang des Flügelbahnhofs. Nach Auskunft des Baureferats bleibt die Einspurigkeit dauerhaft erhalten, die Bushaltestelle der Linie 58 gibt es nicht mehr, ebenso den Gehweg. Fußgänger müssen während der Bauarbeiten die Straßenseite wechseln. Viele halten sich nicht daran und quetschen sich auf der engen Fahrspurt an Bussen und Lastwägen vorbei.

Die Maßnahme an der Arnulfstraße wird ziemlich umfangreich: Von Oktober an werden Bohrpfähle gesetzt für eine Stützwand entlang des Gleises 36. Diese Pfähle sind erste Vorleistungen für den späteren an dieser Stelle geplanten Neubau. Der alte Gebäuderiegel sollte aber schon längst abgerissen werden. Vor 16 Jahren wurde er schon einmal geräumt, weil an derselben Stelle ein Radlparkhaus gebaut werden sollte. Aus dem ist bis heute nichts geworden, da unsicher war, ob die zweite Stammstrecke gebaut und wie der Hauptbahnhof umgestaltet wird. Es zogen also doch wieder Läden in das Nachkriegsgebäude ein.

Zuletzt waren darin ein Militaria Shop mit einem Wasserpfeifenladen untergebracht, ein "Import-Export-Geschäft und das "Royal Kebaphaus", das für seinen veganen Döner auch über die Stadtgrenzen hinaus bekannt war. Der Dönerladen, einer der ersten in München überhaupt und nach eigenen Angaben der erste vegane Döner weltweit, hat schon Ende Juli zugesperrt.

Erbil Günar, Mitinhaber des Ladens erzählt am Telefon, dass es ein "tragischer Moment" für ihn und sehr traurig für seine Kunden war, als er seinen Laden nach 35 Jahren schließen musste. Bislang haben er und sein Geschäftspartner Joachim Schoder noch keinen neuen Standort in der Nähe des Hauptbahnhofes gefunden. Wer weiterhin veganen Döner essen will, muss zur Filiale am Ostbahnhof.

Die rote Farbe des früheren Dönerladens strahlt noch recht frisch, anders als die Fassade der danebenliegenden früheren Läden. Doch es wird nur ein paar Tage dauern, bis davon nichts mehr übrig ist. Dann werden auch Fahrradstellplätze im Flügelbahnhof fehlen. Etwa die Hälfte davon war im Freien auf dem Dach der Ladenzeile, allerdings waren dies keine offiziellen, wie ein Bahnsprecher erklärt. Die Räder wurden nur geduldet; einen offiziellen Ersatz soll es geben, wenn der Hauptbahnhof neu gebaut ist. Vorgesehen sind dann mehrere Fahrradparkhäuser an der Arnulf- und Bayerstaße und im neuen Empfangsgebäude mit Platz für insgesamt 3000 Räder.

Den genauen Baubeginn sowie ein Datum für die Fertigstellung des neuen Bahnhofs kann die Bahn noch immer nicht nennen. Sämtliche Maßnahmen - Stammstrecke, Empfangsgebäude, Flügelbahnhof - seien miteinander verzahnt. Derzeit laufen noch Vergabeverhandlungen für Baumaßnahmen für die Stammstrecke. Und es hänge dann auch von den einzelnen Firmen ab, wie schnell der Baufortschritt vorangehe. Was feststeht, ist der Zeitplan für die Inbetriebnahme der Stammstrecke. Der ist für das Jahr 2026 vorgesehen, etwa 2023 oder 2024 könnten die Hochbauarbeiten für die Bahnhofsgebäude starten, die dann erst nach der Stammstrecke fertig sein sollen. Die Baustellenlogistik sei komplex, sagt ein Bahnsprecher, da der Betrieb parallel dazu weiterlaufen müsse.

© SZ vom 11.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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