„Widerspruch zu den heutigen Werten“:TU München entfernt Namen von NS-Persönlichkeiten

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Der Ludwig-Prandtl-Hörsaal soll bald nicht mehr so heißen - nur die Raumnummer bleibt. (Foto: Florian Peljak)

Mehrere Säle und Gebäude sollen nicht mehr nach NS-Sympathisanten benannt sein. Auch von 24 Ehrentiteln will sich die Uni distanzieren. Damit folgt sie den Empfehlungen einer Expertenkommission.

Von Katharina Haase

Vier Säle und zwei Gebäudeteile tragen an der Technischen Universität München (TUM) noch immer Namen von Personen, deren Geschichte eng mit der NS-Zeit verbunden ist. Doch damit soll nun Schluss sein. Wie die Uni am Freitag mitteilte, sollen die Räumlichkeiten ihre namentliche Würdigung verlieren. Konkret handelt es sich um vier Hörsäle auf dem Campus in Garching, die nach Willy Messerschmitt, Gustav Niemann, Ludwig Prandtl und Ernst Schmidt benannt sind. Alle vier stellten ihre wissenschaftliche Arbeit bereitwillig dem NS-Regime zur Verfügung, manche waren auch Parteimitglieder der NSDAP. Nach Entfernung der Namen an den Hörsälen werden diese keine neue namentliche Würdigung erhalten, sondern lediglich durch ihre entsprechende Raumnummer gekennzeichnet sein, teilte TUM-Sprecher Ulrich Meyer auf Anfrage mit.

Ebenso verfährt die Uni mit zwei Gebäudeteilen an der Arcisstraße. Diese wurden von dem Architekten German Bestelmeyer entworfen und nach ihm benannt, der ab 1922 an der TUM – damals noch Technische Hochschule München – lehrte. Bestelmeyer war überzeugter Nationalsozialist und bereits 1933 Parteimitglied. Nach dem Tod des Architekten 1942 ordnete Adolf Hitler ein Staatsbegräbnis an.

Ebenfalls distanzieren will sich die Uni zudem von insgesamt 24 Ehrentiteln, die während der NS-Zeit verliehen wurden und nach dem Tod der betreffenden Personen nicht aberkannt werden können, dies sei juristisch nicht möglich.

Vor rund einem Jahr wiesen Studierende der TU öffentlichkeitswirksam darauf hin, an wie vielen Stellen die Uni noch immer NS-Persönlichkeiten huldige. Dabei sei die Uni schon lange davor um Aufklärung bemüht gewesen, erklärt Ulrich Meyer. „Leider ist das während der Corona-Zeit etwas zum Erliegen gekommen.“ Schließlich sei eine Expertenkommission beauftragt worden unter der Leitung von Professor Winfried Nerdinger, dem Gründungsdirektor des NS-Dokumentationszentrums München. Sie sollte Handlungsempfehlungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit den NS-geschichtlich belasteten Namen erarbeiten.

TUM-Präsident Thomas Hofmann erklärte in einem schriftlichen Statement: „Wissenschaft darf sich nicht von ethischen Normen entkoppeln und aus der Verankerung in der Rechtsstaatlichkeit lösen. Genau das war aber in der Zeit des Nationalsozialismus der Fall und steht im Widerspruch zu den heutigen Werten der TUM.“ An der Uni bekenne man sich zu Demokratie und Menschenrechten. Dafür wolle man ein klares Zeichen setzen.

Auf Basis der Empfehlungen der Expertenkommission sollen sowohl in Garching als auch an der Arcisstraße „Orte der Reflexion“ geschaffen werden. Dort sollen die historischen Rollen der bisherigen Namensgeber erläutert werden. In Garching will man dort auch näher auf drei Tafeln eingehen, die am U-Bahnhof an die NS-belasteten Persönlichkeiten Willy Messerschmitt, Claude Dornier und Ludwig Prandtl erinnern. Ob diese auch abgenommen werden ist unklar, zuständig hierfür wäre die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG). Die Uni werde jedoch mit den dortigen Verantwortlichen das Gespräch suchen, um über den weiteren Umgang mit den Tafeln zu beraten.

Ganz abgeschlossen ist die Aufklärungsarbeit an der TU noch nicht. „Leider war es der Expertenkommission aufgrund fehlender Quellen und Forschungslage nicht möglich, bei allen Personen zu einem aussagekräftigen Ergebnis über deren Verhalten und Tätigkeiten während der NS-Zeit zu kommen“, erklärt Ulrich Meyer. Deshalb will die Uni weitere Forschungen in Auftrag geben und aus deren Ergebnissen dann weitere Konsequenzen ziehen.

Die „Orte der Reflexion“ sollen außerdem dazu dienen, auf das Vorgehen der TH München in der NS-Zeit einzugehen. Man wolle zeigen, dass die TU auch ihre eigene Vergangenheit aufarbeite, so Meyer. „Geschichte verschwindet nicht.“ Was nun aber verschwinden wird, sind die Namen an den Hörsälen. Wann genau, ist noch unklar. Jedoch werde man versuchen, so Ulrich Meyer, „alle Maßnahmen zeitnah umzusetzen.“

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