Verkehr:Münchner Stadtrat beschließt Trambahn durch den Englischen Garten

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Auch an der Thiemestraße ist eine Haltestelle für die Tram geplant. (Foto: Visualisierung: SWM)

Die städtische Verkehrsgesellschaft und die Mehrheit der Politiker halten die Trasse durch den weltbekannten Park für verträglich. Doch es fehlt noch die Zustimmung des Freistaats.

Von Andreas Schubert

Für die Gegner ist die Tram-Nordtangente ein zu massiver Eingriff in ein Naturdenkmal. Die Befürworter bewerben das Projekt indes als wichtigen Beitrag zur Verkehrswende. Am Mittwoch hat der Mobilitätsausschuss die Nordtangente mit dem Trassierungsbeschluss für den ersten Abschnitt ein Stück weiter gebracht. Doch noch fehlt die Zustimmung des Freistaats, der der Eigentümer des Englischen Gartens ist. Den soll die Tram mit Akkuantrieb, also ohne Oberleitung, auf einer Länge von 800 Metern durchqueren. Bayerns früherer Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hatte vor fünf Jahren sein Einverständnis erklärt. Ob auch die heutige Staatsregierung diese Haltung vertritt, bleibt abzuwarten.

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) rechnet sich aber gute Chancen aus. Die Planungen seien mit nur 19 Baumfällungen ein möglichst geringer Eingriff in den Bestand. Eine Tunnelvariante schied aus, unter anderem weil dafür mindestens 100 alte Bäume hätten weichen müssen, außerdem wäre die Haltestelle Chinesischer Turm entfallen. Auch die Rasengleis-Variante verwarfen die Planer, weil auch sie einen massiveren Eingriff in den Park bedeutet hätte.

Nun soll eine schlankere Variante mit Mischverkehr kommen, bei der sich Tram und Radfahrer künftig den Platz teilen und die Fahrbahn weitestgehend in ihrer heutigen Lage bestehen bleibt.

Mit dem Abschnitt eins der Tangente soll zwischen Elisabethplatz zur Tivolistraße eine 2,2 Kilometer lange Verbindung zwischen den bestehenden Tramlinien 27 und 28 im Westen am Elisabethplatz und der Tram 16 im Osten an der Tivolistraße entstehen. Haltestellen sind am Elisabeth- und am Habsburgerplatz vorgesehen, an der Gisela- und Thiemestraße sowie am Chinesischen Turm und an der Tivolistraße.

Insgesamt würde die Nordtangente eine rund 13 Kilometer lange Verbindung zwischen Neuhausen und Bogenhausen schaffen.

Viele Anwohner der künftigen Trasse sind nicht so begeistert. Denn in Schwabing sollen 246 Parkplätze am Straßenrand weichen, im nördlichen Lehel 26. Mit neuen Regeln zum reinen Anwohnerparken will das Mobilitätsreferat allerdings einen Ausgleich schaffen. In der künftigen Parkgarage am Elisabethplatz könnten 56 Stellplätze für Anwohner geschaffen werden, in einer privaten Garage in der Franz-Joseph-Straße bis zu 16.

Lars Mentrup (SPD) erklärte, dass sich zentral wohnende Münchner künftig nicht mehr sicher sein könnten, ob es für ihr privates Auto überhaupt noch einen Stellplatz geben werde. Es sollen dort nur noch Menschen ein Auto besitzen, die es wirklich brauchten. Offen ließ er dabei, wer eigentlich nach welchen Kriterien entscheiden soll, wer ein Auto braucht und wer nicht.

Für Fritz Roth (FDP) waren die Ausführungen Metrups eine "Drohung" und zugleich ein "Tiefpunkt" für die SPD. Veronika Mirlach (CSU) bezweifelte einerseits den verkehrlichen Mehrwert der Tram, andererseits die Annahme, dass Stellplätze in Garagen die wegfallenden Parkplätze kompensieren könnten. FDP und die CSU/FW-Fraktion lehnten dann auch die Vorlage ab.

Die Mehrheit dagegen hielt den Mehrwert einer Tram, etwa auch im Vergleich zu den von der CSU vorgeschlagenen Elektrobussen, durchaus für gegeben.

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