Erfolgreich gegen die Tristesse:Buntes Lebenszeichen aus der Studentenstadt

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Buntes Lebenszeichen in einer wenig bewohnten Studentenstadt: Das Stustaculum hat schon zu Beginn mehrere Tausend Besucher angezogen. (Foto: Mark Siaulys Pfeiffer)

Das ehrenamtlich organisierte Uni-Festival Stustaculum ist heuer so gut besucht wie eh und je. Für die Veranstalter ein Grund zur Freude.

Von Tom Soyer

Die Münchner Studentenstadt, kurz Stusta genannt, liefert derzeit ein gewaltiges, buntes Lebenszeichen mit ihrem viertägigen, rein ehrenamtlich organisierten "Stustaculum"-Festival - und stemmt sich mit Livemusik, Kleinkunst, Flammkuchen, Bier und Cocktails erfolgreich gegen eine Tristesse, vor der Wohnheim-Träger und die bayerische Politik sie nicht bewahrt haben. Rund 1300 Wohnungen in der Stusta stehen über Jahre leer, weil die dringend notwendige Sanierung jahrelang verzögert wurde.

Die Blöcke sehen teilweise arg abgeranzt aus. Umso beeindruckender, dass es einem Team von rund 500 jungen Menschen - teils längst ausgezogen aus der Stusta und im Beruf, teils aber auch erst am Anfang des Studiums - gelingt, ein quirliges, fröhliches Freiluftfest dort abzuhalten. Mit Künstlern, die ohne Gage, aber mit viel Enthusiasmus dabei sind, wie alle Helfer.

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Der Veranstalterverein "Kulturleben in der Stusta", den Kulturreferat und Studierendenwerk für das Stustaculum fördern, hat am Mittwoch schon 3700 Besucher gezählt, auch am Donnerstag strömten viele aufs Gelände, sogar noch während eines Gewitters. Vorstand Michael Stevens und Sprecher Fabian Eckl sind glücklich, dass das Fest nach Corona und trotz der leeren Wohnblöcke wie eh und je funktioniert, tolerante Nachbarn inklusive. "Die empfinden das als ihr Festival", lobt Eckl.

Und Vorstand Stevens ergänzt, dass das Stustaculum immerhin das größte der Münchner Uni-Festivals sei, größer als das TU-Fest "Tunix" und das "Garnix" auf dem Garchinger Campus, mit denen es nicht nur Freundschaft gebe, sondern sogar eine gemeinsame Konzertorganisations-Software und gegenseitige Mithilfe bei Helferschichten. Es geht immer ums Miteinander.

Und auch um Mut. Denn diesmal hat "StustaPay", das von Jonas Jelten und einem zehnköpfigen Team von "Software-Hippies" selbst entwickelte, bargeldlose "erste Open-Source-Festival-Bezahlsystem" den Härtetest bestanden. Jelten promoviert gerade in Informatik - und erhält jetzt Firmenanfragen für seine Software. Die ist frei zugänglich für alle.

Das Stustaculum geht noch bis Samstag, hat moderate Eintrittspreise - und womöglich kommende Stars im Programm. Die Band "Juli" ("Die perfekte Welle") trat hier schon auf, als sie noch keiner kannte. Und ja, das gibt Eckl auch zu: Die Bewerbung der "Sportfreunde Stiller" hatten sie einst abgelehnt. Wird heute bereut, war aber...mutig.

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