Im westlichen Schwabing:Stelzenhäuser machen Schule

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Ein weiteres Stelzenhaus über einem Parkplatz könnte an der Rümannstraße entstehen. (Foto: Diezinger Architekten)

Nach den bereits realisierten Projekten am Dantebad und am Reinmarplatz sollen weitere Parkflächen für den Wohnungsbau genutzt werden - die Gewofag plant an der Rümannstraße, die GWG am Kölner Platz.

Von Ellen Draxel

Wie geht das: Bezahlbaren Wohnraum schaffen, ohne zusätzliche Flächen zu versiegeln? Ans Klima denken und dennoch Parkraum zuzulassen? Was wie die Quadratur des Kreises klingt, ist in München bereits mehrfach realisiert worden - am Dantebad etwa, oder auch am Reinmarplatz in Gern. Dort hat die Gewofag über Parkplätzen Häuser auf Stelzen errichtet. In Kooperation mit dem städtischen Altenheim-Träger Münchenstift will die kommunale Wohnungsbaugesellschaft dieses Konzept nun auch auf Schwabing ausweiten. Über einem Mitarbeiter-Parkplatz an der Rümannstraße 60 sollen rund 55 Wohnungen entstehen.

In erster Linie Ein-Zimmer-Apartments, aber auch einige Zwei- und Drei-Zimmer-Wohnungen. "Gedacht sind die Wohnungen für Pflegekräfte, die nebenan im Münchenstift-Haus an der Rümannstraße arbeiten", erläutert Johanna Puchner, die die Projektentwicklung bei der Gewofag leitet und die Idee jetzt den für Bauen und Wohnen zuständigen Lokalpolitikern im westlichen Schwabing vorgestellt hat. "Der Mietvertrag", erklärt sie, "soll dabei an den Arbeitsvertrag gekoppelt werden - eine ideale Kombi von Wohnen und Arbeiten mit sehr kurzen Wegen".

Geplant sind vier Stockwerke, errichtet in Holzmodulbauweise und mit Photovoltaik, einem Garten sowie einem Gemeinschaftsraum für die Bewohner auf dem Dach. Von den bislang 69 Stellplätzen auf dem Parkplatz soll es künftig unterhalb des Neubaus noch 32 geben. Dem Gebäude weichen müssen wohl auch Bäume entlang der Rümannstraße. Es sollten aber wieder neue gepflanzt werden, versichert Puchner. Im Übrigen bleibe der erhaltenswerte Baumbestand im Westen und Süden bis auf einen Baum unangetastet.

Anfang 2023 soll die Detailplanung beginnen, 2024 dann der Bau

Die Bürgervertreter bitten darum, sämtliche zu fällenden Bäume wieder auf dem Areal zu ersetzen, begrüßen jedoch ansonsten das Vorhaben. Noch allerdings ist das Projekt nicht viel mehr als eine Studie, im Januar hat die Gewofag den Vorbescheidsantrag bei der Lokalbaukommission eingereicht. Anfang 2023 soll nun die Detailplanung starten, mit dem Baubeginn wird im Jahr 2024 gerechnet.

Schule macht diese Art der kreativen Nachverdichtung indes inzwischen nicht nur bei der Gewofag. Auch die GWG möchte ein ähnliches Vorhaben, wie es ihre Schwestergesellschaft nördlich des Klinikums Schwabing vorhat, auf der Südseite des Krankenhauses realisieren: einen fünf- oder sechsstöckigen Stelzenbau für akut von Wohnungsnot bedrohte Singles und Paare, situiert auf dem Parkplatz des Kölner Platzes. Dieses Projekt befindet sich ebenfalls noch in einer ganz frühen Phase, daher hat das Projektplaner-Team um Abteilungsleiterin Susanne Kraus Westschwabings Stadtteilvertretern zwei Varianten vorgestellt.

Je nach Variante können mehr oder weniger Bäume erhalten werden

Eine mit einem eher schmaleren Bau, bei der aber beide Baumreihen nördlich und südlich des Gebäudes erhalten blieben. Bei diesem Vorschlag entstünden 39 oder 50 Wohnungen mit einer Größe zwischen 35 und 40 Quadratmetern, je nach Gebäudehöhe. Und von den derzeit 56 Parkplätzen stünden noch 15 der Öffentlichkeit zur Verfügung. Die zweite Variante hingegen ermöglicht zwischen 49 und 63 Wohnungen und 25 öffentliche Stellplätze, weil dieses Haus kompakter ausfallen würde. Dafür müsste allerdings die südliche Baumreihe gefällt werden.

Welcher Variante der Bezirksausschuss letztlich den Vorzug gibt, ist offen, über diese Frage sollen sich die Fraktionen jetzt bis zur nächsten Sitzung des gesamten Gremiums Ende März intern beraten. Es ist der klassische Zielkonflikt: maximaler Wohnraum versus viel Baumerhalt. "Da gilt es", so der Unterausschuss-Vorsitzende Markus Meiler (CSU), "einen guten Kompromiss zu finden."

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