Weßling:"Ökologischer Schwachsinn"

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Die Grünen im Landkreis Starnberg setzen weiterhin auf Eching für Biomüllentsorgung und unterstützen sogar einen Antrag der FDP.

Patrizia Steipe

Für die Grünen ist es keine Frage: Der Bioabfall des Landkreises ist am besten bei der Kläranlage Ammersee in Eching aufgehoben. Dafür sollte dem widerstrebenden Awista diese Aufgabe entzogen werden. Damit sind die Grünen nicht allein: Die FDP hat in einem Dringlichkeitsantrag gefordert, dass der Landkreis die Entsorgung des Bioabfalls dem Awista entziehen möge. In Weßling stellten Grünen-Kreisvorsitzender Bernd Pfitzner, Kreisrat und Mitglied der Verbandsversammlung der Awista, Gerd Mulert, sowie Fraktionsvorsitzender Anton Maier ihre Vorstellungen zum Thema "Biomüllentsorgung" vor. Anlass für das Gespräch ist der derzeitige Streit zwischen AWA und Awista.

Das wegen mangelnder Kooperation mit der Awista zurückgezogene Angebot der AWA bezüglich des Bioabfalls dürfe nicht Realität werden, so die Grünen. Harsche Kritik richtete Mulert in Richtung Awista. Zwar sei der Verband vom Grundsatz her "in Ordnung". Wenn aber ein Verband nicht das mache, was die Kreisräte wollen, sollte man darüber diskutieren, "ob wir den ganzen Verein auflösen". Pfitzner stimmte zu: "Wenn der Awista seine Arbeit nicht macht, dann müssen wir über eine andere Strategie diskutieren". Für die Grünen ist die Echinger Kläranlage nämlich optimal für den Landkreisbiomüll. Hier könnte die regionale Biomüllabfallentsorgung mit regenerativer Energiegewinnung verbunden werden. Eching könnte für rund fünf Millionen Euro erweitern und hätte dann Kapazität für 16 000 Tonnen Bioabfälle im Jahr. Neben 11 000 Tonnen aus Starnberg könnten noch fünf Tonnen aus Fürstenfeldbruck oder Landsberg aufgenommen werden.

Umladungen und lange Transporte seien nicht notwendig, Mulert rechnet mit 50 bis 60 Euro Kosten pro Tonne. In Augsburg zahlt Starnberg derzeit einen "Schnäppchenpreis" von 33 Euro zuzüglich Umladung und Transport (13 Euro netto). Allerdings bauen die Augsburger ihre Kläranlage um. "Ab 2016 müssen wir dann 60 bis 70 Euro pro Tonne zahlen", prognostizierte Mulert, der Preisvorteil gegenüber Eching würde wegfallen. Dafür müsste der Biomüll für Augsburg umgeladen und transportiert werden. Mulert: "Das ist ökonomischer und ökologischer Schwachsinn." In Eching dagegen könne ein innovatives Energiekonzept verwirklicht werden. Klärschlamm und Biomüll könnten zur Energiegewinnung genutzt werden. Der Abfall müsste in Energie verwandelt werden, so dass die Kläranlage energieautark laufe und die Bürger von einem günstigen Nahwärmenetz profitieren. "Außerdem erwarten wir stabile Gebühren", freute sich Maier. Auch wenn der Biomüll in Eching verarbeitet werde, gäbe es noch genügend Aufgaben für den Awista, versicherte Mulert.

Die Grünen könnten sich vorstellen, dass der Bioabfall zwar von AWA-Ammersee auf der Kläranlage Ammersee verwertet wird, dass die Abrechnungen jedoch nach wie vor über den Awista laufen. "Man kann alles regeln, wenn man will", sagte Mulert. Jetzt hoffen die Grünen, dass die aktuellen "Drohgebährden" reichten. Mulert: "Die Streithanseln sollen sich zusammen setzen und eine Lösung finden". Der Dringlichkeitsantrag der FDP, den die Grünen unterstützen, wird im nächsten Kreisausschuss am 7. März behandelt.

© SZ vom 04.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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