Mäuse sind bekanntlich keine Kostverächter, doch in diesem Fall haben es die putzigen Nager eindeutig übertrieben: Die kleinen Feinschmecker haben es sich in den unterirdisch verlegten Rohren zur Steuerung der Ampelanlage im Starnberger Ortsteil Percha gemütlich gemacht und dort die Kabel angeknabbert. Wiederholt kam es zu Störungen: Mal leuchtete die Ampel nur noch Rot und Grün, mal fiel das gesamte System nach elektrischem Kurzschluss aus.
Stets mussten versierte Techniker ausrücken, um den Schaden notdürftig zu richten und ein mittelschweres Verkehrschaos an der viel befahrenen Kreuzung zu verhindern. Doch damit ist es bald vorbei: Seit Montag wird die Technik der Lichtzeichenanlage komplett erneuert und den pelzigen Untergrundbewohnern soll der Garaus gemacht werden.
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Die Nager sind womöglich wegen der Gleisbauarbeiten am Bahnhof ins Wohngebiet umgezogen - und scheinen im Achheimviertel ideale Bedingungen zu finden. Eine Nachbarin hat acht Tiere auf einen Streich erwischt.
"Ich weiß auch nicht, was Mäuse an Kabeln so attraktiv finden", sagt Jacob Eberle, Sachgebietsleiter für Verkehr beim Staatlichen Bauamt Weilheim. Dass Ampeln mal repariert werden müssen, ist nicht neu. Aber Nagetiere, die eine Anlage lahmlegen, hat es bislang noch nicht gegeben. "So eine Aktion hatten wir die letzten zehn Jahre noch nie", sagt Eberle. "Aber vielleicht mögen Mäuse ja Stromschläge."
Dabei war im Bauamt schon seit Monaten klar, dass in der Perchaer Ampelanlage - zumindest im übertragenen Sinn - der Wurm steckt: Nahezu wöchentlich ergaben sich zuletzt Störungen, deren Ursache zunächst rätselhaft blieb. Doch nun ist klar: Die Kunststoffummantelungen der Kabel scheinen Mäusen eine wahre Delikatesse zu sein.
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Wie die Tiere in die Kabelschächte in gut einem Meter Bodentiefe gelangen konnten, ist bislang unklar. Doch das Bauamt macht nun Nägel mit Köpfen, die Technik der Ampelanlage wird runderneuert. Stromführende Teile werden ausgetauscht, alle Kabel erneuert - allerdings keine Spezialkabel. "Wir bauen das ein, was wir überall haben", sagt Eberle, "und versuchen, die Ursache zu finden." Soll heißen: Die Einstiegsstelle der Mäuse in die kabelführenden Leerrohre zu finden und diese zu verschließen. Rund 25 000 Euro kostet die Sanierung, die bis Donnerstag abgeschlossen sein soll.
Dass die ganze Sache nicht wirklich lustig ist, zeigen zwei Unfälle, den die Mäuse am Mittwoch indirekt verursacht haben: Am Morgen interpretierte ein Autofahrer das Signal einer vorgelagerten Bedarfsampel für Fußgänger fälschlich als Vorfahrt für die Kreuzung; am Nachmittag krachte es erneut. Doch hier gilt die Beschilderung - bis die Ampelanlage wieder funktioniert.