Bundestagswahlkampf:Bayerns Bester

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Der Online-Auftritt der CSU-Direktkandidaten Katrin Staffler und Michael Kießling mit Markus Söder gerät zu einer Eloge auf den Ministerpräsidenten.

Von Andreas Ostermeier, Fürstenfeldbruck

Die Lobrede ist üblicherweise die Preisung der Leistungen einer Person durch einen Redner. Bei der CSU ist das anders. Dort lobt sich der Parteivorsitzende und Ministerpräsident selbst - und in höchsten Tönen. Zu so einer Form der Eloge wird der als Gesprächsrunde angekündigte Online-Auftritt der Direktkandidaten Michael Kießling und Katrin Staffler mit Markus Söder am Montagabend. Fast 45 Minuten tut Markus Söder, was er wirklich gut kann: Er lobt Markus Söder. Die beiden Kandidaten für den Bundestag, Staffler und Kießling, sind nicht mehr als Stichwortgeber. "Was meinst Du, Markus?" So lautet ihr Einsatz, nachdem die Kandidaten für die Wahlkreise Starnberg-Landsberg-Germering und Dachau/Fürstenfeldbruck zuvor ein Thema genannt haben, beispielsweise Mobilität oder Wohnen, und dies nun an "unseren Ministerpräsidenten" weiterleiten.

Und Markus hat natürlich eine ausführliche Meinung zu all den angesprochenen Themen. Vor allem ist dem Ministerpräsidenten wichtig, in jedem Statement ausführlich die Spitzenreiterposition Bayerns herauszustreichen. Zur Lage der Wirtschaft sagt Söder wenig bescheiden: "Wir sind echt super. Die größten Unternehmen der Welt finden Bayern geil." Zum Nahverkehr fällt ihm ein, wie viel Geld er dem MVV gegeben habe. Corona nennt er eine globale Herausforderung, die Bayern "ganz gut" gemeistert habe. Und was den Wohnungsmarkt angeht, ruft er die CSU zur "Partei des Eigentums" aus. Für Zwischentöne oder gar das Einräumen von Versäumnissen ist kein Platz. Lediglich bei der Digitalisierung wird der Superlativ eingeschränkt, und zwar bei der, wie Söder sagt, "Alltagsdigitalisierung". Die Anbindung von Schulen, Behörden und etlichen Firmen, die sich abseits der großen Städte befinden, komme nur zäh voran. Das räumt der Ministerpräsident ein. Dagegen funktioniert die digitale Welt in Forschung, Wissenschaft und bei den großen Unternehmen freilich spitzenmäßig. So viel Lob muss bei diesem Punkt doch sein.

Söder sitzt entspannt am Bildschirm. Er trägt eine lederne Trachtenjacke, die Krawatte hat er weggelassen. Und er führt ein Gespräch mit dem interessantesten Gesprächspartner, den er kennt, mit Markus Söder. Die Zuhörer, unter ihnen die CSU-Landräte aus den Landkreisen, in denen Kießling und Staffler kandidieren, sowie etliche Mandatsträger und Mitglieder der Partei, können bei der auf Facebook und in Youtube übertragenen Veranstaltung keine Fragen stellen. Aber sie erfahren viel, beispielsweise wie die erste Ortsversammlung ablief, die Söder als 16-Jähriger in Nürnberg besuchte, und dass er in dauerndem Kontakt steht zu Forschern und Wissenschaftlern, vor denen er sich ein wenig für andere Politiker schämt, weil die nicht so viel wissen, wie er selbst.

Doch halt! Es ist ja Bundestagswahlkampf. Also sagt Söder auch dazu etwas, obwohl es bei der Wahl bekanntlich nicht um Markus Söder geht. Den Kanzlerkandidaten Armin Laschet erwähnt er genau einmal. Der habe das Triell gewonnen, und er, Söder, stehe zu 100 Prozent zum Kanzlerkandidaten der Union. Dann warnt der bayerische Ministerpräsident vor den möglichen Links-Regierungen aus SPD, Grünen sowie wahlweise Linken oder FDP. Den Grünen macht er hoffnungsvolle Avancen für ein Bündnis mit Union und FDP: Statt Lastenfahrräder werde es eine Erhöhung der Pendlerpauschale geben. So viel Selbstgewissheit kommt wohl nicht einmal in Parteikreisen an, jedenfalls notiert ein sich als CSU-Stammwähler bezeichnender Schreiber im Chat, er werde Olaf Scholz wählen.

© SZ vom 01.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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