Oberbayern:"Manche Imker haben nicht einen Tropfen Honig geerntet"

Lesezeit: 2 min

Experten sprechen von einem "sehr, sehr schlechten Jahr", weil die Bienen im kühlen und nassen Frühjahr nur selten ausschwärmen konnten. Nun dürften die Preise steigen.

Von Armin Greune, Starnberg

Auch wenn das Fünfseenland bislang von größeren Unwettern, Überschwemmungen und Dürreperioden verschont geblieben ist, haben die Imker heuer kaum Honig geerntet. Vor allem im nassen und kühlen Frühjahr konnten die Bienen zu selten ausschwärmen. Fast alles, was sie bis Anfang Juni an Tracht - also Nektar, Pollen und Honigtau - in die Stöcke brachten, wurde zur Aufzucht des Nachwuchses benötigt. Und auch was jetzt noch blüht, "können die Völker nicht mehr zu Honig generieren", sagt Arno Bruder, Fachberater für Imkerei bei der Regierung von Oberbayern.

"Es war ein sehr, sehr schlechtes Jahr, manche Imker im Alpenvorland haben nicht einen Tropfen Honig geerntet", fasst der Wielenbacher zusammen. Nachdem schon 2020 der Ertrag gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen war, werde "regionaler Honig nun zur Mangelware". Bruder rechnet deshalb mit einem deutlichen Preisanstieg für die Verbraucher, zumal vor dem Hintergrund der Klimakrise auch das Angebot auf dem Weltmarkt zurückgeht. Pinienhonig aus dem östlichen Mittelmeerraum etwa falle heuer weitgehend aus: "In Griechenland und der Türkei sind Hunderttausende Völker verbrannt."

Newsletter abonnieren
:SZ Gerne draußen!

Land und Leute rund um München erkunden: Jeden Donnerstag mit den besten Freizeittipps fürs Wochenende. Kostenlos anmelden.

Im Alpenvorland aber litten sie heuer vor allem unter niedrigen Temperaturen und der feuchten Witterung. Zwar herrschten zu Beginn der Saison "noch gute Startbedingungen, doch dann mussten die Bienen bis Ende Mai füttern, sonst wäre ihr Nachwuchs verhungert", sagt Bruder, der gemeinsam mit seinem Sohn Philipp als gewerbsmäßiger Wanderimker etwa 400 Bienenvölker hält. Deren Stöcke stehen unter anderem am Westufer des Starnberger Sees, bei Gut Kerschlach, in den Ammerauen und im Weilheimer Moos.

Hubert Dietrich, Vorstand des Bienenzuchtvereins Starnberg, weiß von vielen Hobbyimkern im Fünfseenland, die in diesem Jahr keinen Honig anbieten können. Er selbst hält 20 Völker und sei "noch gut weggekommen, aber mein Ertrag liegt auch nur im unteren Drittel". Auch der Tutzinger Rudi Klein, der seine Bienenstöcke bei Traubing, in Unterzeismering, rund um den Karpfenwinkel und im Deisenhofener Forst aufgestellt hat, kann heuer nur mit 20 Prozent des sonst üblichen Ertrags rechnen. Klein hat sogar eines seiner 15 Völker verloren, weil die Tiere nicht genug Nahrung fanden. Die übrigen konnte er gerade noch vor dem Verhungern retten: "Ich musste im Mai zufüttern, was es bisher noch nie gegeben hat." Waldhonig konnte er dennoch wie schon im Vorjahr gar nicht ernten, denn die Läuse, die den Honigtau dafür ausscheiden, machen sich heuer wie viele andere Insektenarten rar.

Die im zeitigen Frühjahr als erste schlüpfenden Stammmütter der Läuse seien weitgehend eingegangen, erklärt Bruder. Er hat auch beobachtet, dass im Fünfseenland viele Wespennester eingegangen sind, weil auch bei ihnen heuer die Nahrung nicht ausgereicht hat, um die Populationen aufrecht zu erhalten. Was die Imkerei betrifft, so zeige sich "ein ganz klares Stadt-Land-Gefälle: In Dörfern und Städten finden die Bienen inzwischen bessere Bedingungen vor, als in der weitgehend ausgeräumten Agrarlandschaft", sagt Arno Bruder.

Insbesondere die Mitte Juni einsetzende Lindenblüte habe den Imkern in Siedlungsräumen noch eine gute Sommertracht beschert. Spezielle Sorten aber wie etwa Löwenzahnhonig ließen sich heuer gar nicht produzieren. Auch der Raps fiel heuer als Bienenweide weitgehend aus: "Obwohl er zwei Wochen später blühte als sonst, war für die Imker nur die letzte Woche wirklich zu nutzen", sagt Bruder.

Anders als die oft nur an einem Ort agierenden Bienenzüchter im Nebenerwerb kann sein Vollerwerbsbetrieb auf mangelndes Futterangebot dank einer gewissen Mobilität und Diversifizierung reagieren: "Wir wandern der Tracht hinterher und planen auch immer mehr kleinräumige Standorte ein." Heuer sei es gerade noch möglich, die Ertragsausfälle mit den Vorräten aus den Vorjahren zu kompensieren: "Bei uns liegt immer eine Jahresernte auf der Bank, eine im Lager und eine im Verkauf." Doch wenn die Bienen auch im dritten Jahr in Folge kaum Honig produzieren, wären auch seine Rücklagen aufgebraucht.

© SZ vom 24.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBäume als Naturdenkmäler
:Lebende Monumente

21 Bäume stehen im Landkreis Starnberg nicht einfach nur unter Schutz, sie gelten als Naturdenkmäler. Was die Eichen, Buchen oder Linden besonders macht und wie sehr manche Eigentümer mit ihnen verwachsen sind.

Von Armin Greune

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: