Naturschutzgebiet:Lebensgefahr in der Pähler Schlucht

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Der Wasserfall am Ende der Pähler Schlucht ist für Ausflügler eine Attraktion. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Das beliebte Ausflugsziel bleibt auf unbestimmte Zeit gesperrt. Der starke Regen vergangene Woche hat Wege zerstört, sogar ein Fels ist abgebrochen. Doch Unbekannte haben eine der Barrikaden bereits wieder entfernt.

Von Christian Deussing, Pähl

Die Pähler Schlucht lockt jährlich Zehntausende Ausflügler und Wanderer an. Doch nun bleibt der Weg, der bis zum zwölf Meter hohen Wasserfall immer enger wird, aus Sicherheitsgründen auf unbestimmte Zeit gesperrt. Denn nach starkem Regen und einem Unwetter sind ein Hang abgerutscht, Wege zerstört worden und ein Fels abgebrochen. Der Bach sei an manchen Stellen "in drei Meter Höhe durchgeschossen" und habe alles weggerissen, berichtet Pähls Bürgermeister Werner Grünbauer. Das Betreten des Naturschutzgebietes sei lebensgefährlich.

Trotzdem hätten Unbekannte eine der Absperrungen und ein Warnschild beseitigt. Mit dieser Straftat gefährdeten sich die Täter selbst und brächten andere in Lebensgefahr, klagt Grünbauer, der deshalb bereits die Polizei eingeschaltet hat. Zudem werde er von Spaziergängern, die sich trotz Verbots in die Schlucht wagten, 250 Euro kassieren, kündigt der Rathauschef an. Die massiven Schäden hatte er am Freitag bemerkt, als er mit Mitarbeitern der Unteren Naturschutzbehörde ein Wegekonzept und Sanierungen erörtern wollte. Nun plant Grünbauer, die Schlucht von Geologen genauer untersuchen zu lassen.

Doch der Weg dorthin ist gefährlich – und zwar schon lange, warnt der Bund Naturschutz. Das Hinweisschild sei keinesfalls ausreichend gewesen angesichts herabfallender Äste und umstürzender Bäume. (Foto: Bund Naturschutz)

Das Landesamt für Umwelt (LfU) hat schon zuvor registriert, dass in weiten Teilen der Pähler Schlucht die potenzielle Gefahr von Steinschlag und tief reichenden Rutschungen bestehe. Es seien hier mehrere "Georisk-Objekte" erfasst worden, die teilweise noch aktiv seien, sagt eine Sprecherin des Landesamtes.

Der hintere Teil der Schlucht bis zum Wasserfall sei schon seit längerer Zeit für Besucher "brandgefährlich" und hätte schon vor Jahren wegen ihrer geologischen Instabilität gesperrt werden müssen, sagt Helmut Hermann, Vorsitzender der Kreisgruppe Bund Naturschutz (BN) in Weilheim-Schongau. Bereits 1999 seien beim Hochwasser sämtliche Wege und Brücken weggespült worden und vor etwa acht Jahren eine Mure direkt auf den Wanderweg in die Schlucht niedergegangen, berichtet der Naturschützer. Vor zwei Jahren sei ein fünfjähriger Bub in der Nähe des Wasserfalls von Geröll fast erschlagen worden. Eigentlich hätte dieses Ereignis das "ultimative Warnsignal" sein müssen, dort klare Betretungs- und Verhaltensregeln aufzustellen, so Hermann.

Nun hat ein Unwetter einen Weg am Bach in der Schlucht zerstört. (Foto: Werner Grünbauer)

Die BN-Kreisgruppe hatte schon vor zwei Jahren die aus ihrer Sicht erhebliche Gefahrenlage in der etwa 400 Meter langen Strecke vom Wasserschloss bis zum Wasserfall in Fotos dokumentiert. Gezeigt werden große Risse in Felsen, frisch herausgebrochene Steine entlang des Weges und verschüttete Trampelpfade. Es war nach Angaben der Naturschützer schon damals nur eine Frage der Zeit, wann Gesteinspakete und unterspülte Bäume sich lösten und Menschen akut gefährdeten. Der BN hält es weder aus ökologischen noch unter Sicherheitsaspekten für vertretbar, die hintere Pähler Schlucht zu erschließen. Dies wurde nämlich immer wieder als Plan von der Gemeinde verfolgt.

Der zum Wasserfall führende öffentliche Weg war bereits 2002 durch Hochwasser und abgerutschte Hänge über weite Strecken zerstört worden. Danach bildete sich ein Trampelpfad bis zu dem attraktiven Ausflugsziel. Vor sieben Jahren beantragte die Gemeinde, den Weg im hinteren Teil wieder herzustellen, was aber die Regierung von Oberbayern ablehnte. Man könne nicht alles machen, was wünschenswert sei, betont Wolfgang Rupp, Sprecher der Bezirksbehörde. Denn in dem extrem steilen Gelände mit altem Wald schmale Wege gegen Naturgefahren wie Steinschlag, abbrechende Äste und umstürzende Bäume zu sichern, erforderten einschneidende Eingriffe. Und die seien nicht mit dem Naturschutzrecht vereinbar, erläutert Rupp. Nach den jüngsten Verwüstungen habe sich die Situation dort in der Schlucht noch verschärft.

In dem hinteren Bereich habe das Unwetter vorige Woche die meisten Schäden angerichtet, bestätigt das Landratsamt Weilheim-Schongau. Die forstwirtschaftlichen Eingriffe in der Pähler Schlucht im Jahr 2014 stünden aber nicht im Zusammenhang mit den aktuellen Schäden. Das könne vorläufig ausgeschlossen werden, weil die Fällaktion seinerzeit im anderen Schluchtbereich erfolgt sei, erklärt eine Sprecherin der Weilheimer Kreisbehörde.

Naturschützer hatten damals den Eingriff als "unsäglichen Kahlschlag und Naturfrevel" heftig kritisiert.

© SZ vom 15.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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