Ammersee-Radweg:Die Beschilderung ist verwirrend und gefährlich

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Herrschings Grüne erkunden mit der früheren Landtagsabgeordneten Ruth Paulig (vorn) Schwachstellen des Radwegenetzes im Ort. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

An den Ufern prangen unterschiedliche Logos und Abkürzungen, die keiner kennt. Herrschings Grüne fordern klare Markierungen für einen echten Ammersee-Radrundweg.

Von Patrizia Steipe, Herrsching

Wer mit dem Fahrrad um den Ammersee radeln möchte, braucht scharfe Augen und einen guten Spürsinn - es ist nämlich gar nicht so einfach, aus dem Schilderwald den passenden Hinweis für die gewünschte Tour zu finden. Deswegen fordern die Herrschinger Grünen durchgehende und klare Markierungen für einen Ammersee-Radrundweg.

Bei einer Infofahrt am Samstag mit dem Fahrrad stellten die Grünen die Schwachstellen vor. Die ersten verunsicherten Radler traf die Gruppe zu Beginn der Tour am Bucher Weg in Breitbrunn. An dem Knotenpunkt treffen Radler aus Inning oder Herrsching aufeinander. "Die meisten wollen an den See", erklärt Ruth Paulig, die frühere Landtagsabgeordnete der Grünen. Doch an der Kreuzung weist ein Schild nur auf den Radweg nach Buch. "Wer kennt schon Buch?", so Paulig und lotst die Touristen auf die richtige Straße. Auf der anderen Seite stehen weitere Schilder. "Die sorgen eher für Verwirrung", kritisiert Grünen-Gemeinderat Gerd Mulert.

An einem Verkehrsmast wurden die Logos für das Radnetz "Ring der Regionen" und "Kreisradwanderweg" angeschraubt. "Ohne Zusatzerklärungen weiß keiner, was sich dahinter verbirgt." Immer wieder treffen die Teilnehmer bei der Radlfahrt auf kryptische Schilder. Beispielsweise weisen welche zum "EG Rieder Wald" oder "EG Wartaweil". Hinter diesen Abkürzungen verbirgt sich weder eine Eigentümergemeinschaft noch ein Erdgeschoss. "Es ist das Erholungsgelände", klärt Mulert auf. Er ist sicher, dass nicht nur Touristen, sondern auch Einheimische diese Abkürzung nicht kennen. Wie es besser sein könnte, hat er in Brandenburg gesehen. Dort finden Radler eindeutige Hinweise an den Lotsenpunkten, kleine Landkarten und durchnummerierte Standpunkte zur besseren Orientierung. "Das stellen wir uns auch für den Ammersee vor", so Mulert.

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Der Radgruppe hatte sich der Breitbrunner CSU-Gemeinderat Thomas Bader angeschlossen. Auch er zeigt Radlern regelmäßig den Weg. "Neun von zehn Radlern fahren an diesem Schild vorbei", deutete er auf einen ungünstig platzierten Hinweis. Dank einer Privatinitiative ist jetzt zumindest der Weg nach Herrsching auffindbar.

Vorbei geht es an herbstlich leuchtenden Feldern über die kleinen Weiler Ellwang und Rausch. "Von hier hat man die schönsten Ausblicke auf den See", schwärmte Paulig. Beschwingt nimmt die Gruppe die nächste Kurve. Wer sich nicht auskennt, wäre wahrscheinlich geradeaus gefahren, hätte dann erst das Schild entdeckt und auf der Straße wenden müssen, monierte Paulig. Die Radler kommen von der Hechendorfer Straße an die Rieder Straße in Herrsching. Der Ammersee liegt in Sichtweite. Meist würden die Fahrradfahrer auf die Seepromenade fahren, doch um den See kommen sie hier nicht. "Am Ende müssen sie sich durch die Wohnstraßen schlängeln und dann über die stark befahrene Rieder Straße", weiß Rita Mulert. Der Radweg um den Ammersee hat eine andere Route. "Hier fehlt ein dickes Schild". Nicht überall sind die Schilder schlecht. An einer Stelle prangen Hinweistafeln, die sogar auf die S-Bahnstationen in Fürstenfeldbruck und Herrsching hinweisen.

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Eine der gefährlichsten Stellen erwartet Radler von Andechs oder Wartaweil kommend Richtung Herrsching. Zunächst verläuft der Radweg auf der linken Straßenseite, hört plötzlich auf, beginnt ein paar Meter weiter auf der anderen Straßenseite. Wer zum See will, muss wieder queren. An diesem Tag sparen sich entgegenkommende Radfahrer das Hin und Her. Eine Radlerin nimmt den Gehweg, ein anderer fährt entgegen der Fahrtrichtung auf dem Fahrradstreifen, dicht neben ihm brausen die Autos vorbei.

Das soll sich ändern. Die Radroute rund um den Ammersee soll deutlich ausgeschildert werden. Dazu haben die Grünen einen Antrag für den Gemeinderat formuliert. Sie beantragen Maßnahmen, um die "fast durchwegs unübersichtliche Radwegführung" zu verbessern. Die Fahrradbeauftragte im Landratsamt Starnberg, aber auch die Nachbarlandkreise sollen beteiligt werden. Die Finanzierung sei über das Leader-Projekt denkbar, so Hans-Jürgen Böckelmann. Ideen für das neue "Ammersee-Radrundweg"-Logo gibt es schon.

© SZ vom 05.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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