Mobilität im Landkreis Starnberg:Viele Radwege führen noch immer ins Nichts

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Unternehmer und Interessensverbände beklagen das fehlende Alltagsroutennetz. Der Ausbau der Strecken ist aber seit Jahren im Gespräch.

Von Michael Berzl, Krailling

Bordsteinkanten als lästiges Hindernis, gefährliche Einmündungen, fehlende Verbindungen zwischen den Orten: Solche Defizite bemängeln Radfahrer, die viel im Landkreis Starnberg unterwegs sind, immer noch, obwohl schon lange und viel über ein durchgängiges und attraktives Wegenetz gesprochen wird. Nun wollen Unternehmer im Fünfseenland anschieben und den Radlern Rückenwind verschaffen. Ihnen geht es zu langsam voran, wie sie schon im vergangenen Herbst in einem Beschwerdebrief an den damaligen Landrat Karl Roth (CSU) bemängelten. Eine Antwort blieb über Monate aus, beklagt ihr Sprecher Thomas Heege aus Seefeld. Nun haben sich Vertreter von Firmen und Interessenverbänden in Krailling zu einer Gesprächsrunde getroffen, um zu beraten, wie es weitergehen soll. Dabei kündigte der neue Landrat Stefan Frey (CSU) an, er wolle einen "Radförderpakt" gründen. Gleichzeitig bremste er Hoffnungen, es könne zusätzliches Personal eingestellt werden, das sich diesem Thema widmen könnte.

Er wolle "alle Player an einen Tisch bringen", sagte Frey am Freitag bei einem Treffen in den Räumen einer Firma im Kraillinger Gewerbegebiet, das weitere Teilnehmer per Videokonferenz verfolgten. Gekommen waren außer Vertretern verschiedener Firmen und des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) auch die Verkehrsmanagerin des Landkreises, Susanne Münster, sowie Vertreter des Allgemeinden Deutschen Fahrradclubs (ADFC) und des Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Christoph Winkelkötter, Geschäftsführer der Gesellschaft für Wirtschafts- und Tourismusentwicklung im Landkreis Starnberg (GWT), sagte, dass 22 000 Menschen, die im Landkreis wohnen, auch dort arbeiten: "Das sind alles potenzielle Radfahrer."

Landrat Frey begrüßt ausdrücklich die Initiative aus der Wirtschaft, die sich für bessere Radwege stark mache. Frey setzt darauf, Schritt für Schritt konkrete Vorhaben umzusetzen, "sonst kommen wir nicht weiter." Von Andrea Schmölzer, der Organisatorin der jährlichen Stadtradel-Aktion, ließ er sich die Zusage entlocken, der angekündigte Radförderpakt werde noch bis zum Herbst zustande kommen. Auf eine Zusage für neue Stellen im Landratsamt wollte er sich dagegen nicht festlegen lassen. Pro Tag kämen derzeit fünf bis sechs solche Forderungen aus verschiedensten Bereichen auf ihn zu, sagte er. Markus Werner, einer der Geschäftsführer der Weßlinger Firma Triagnosys hatte gefordert, neue Vollzeitstellen im Landratsamt zu schaffen, um Aktivitäten für bessere Radwegeverbindungen zu koordinieren und Fördermöglichkeiten zu eruieren. Er glaubt, da sei einiges an Geld zu holen: "Da kommen Millionen zurück", sagte er. Die Finanzierung ist nur eines der Probleme beim Ausbau des Wegenetzes. Auch der Grunderwerb stelle manchmal ein Hindernis dar, hieß es. Eine Voraussetzung sei oft auch, dass sich mehrere Gemeinden abstimmen müssten. Die Unternehmer-Initiative hat eine ganze Reihe von Defiziten im Radwegenetz ausgemacht - etwa Gefahrenstellen auf der Römerstraße durch Gilching, auf dem Tutzinger-Hof-Platz in Starnberg oder auf der Kreisstraße zwischen Gauting und Neuried. Laut einer Übersicht fehlen unter anderem brauchbare Verbindungen zwischen Starnberg und Oberbrunn, Hechendorf und Herrsching sowie Weßling und Wörthsee ().

Der Kraillinger Bürgermeister Rudolph Haux (FDP) ist unterdessen selbst aktiv geworden und versucht, die Pläne für Radwege zwischen Germering über Krailling nach Gauting und Gilching voranzubringen. Seit Jahren liege eine Untersuchung dafür vor, die im Februar dem Gemeinderat vorgestellt worden sei. Für den kommenden Mittwoch hat er seine Bürgermeisterkollegen aus Germering, Gauting und Gilching, Andreas Haas (CSU), Brigitte Kössinger (CSU) und Manfred Walter (SPD) ins Kraillinger Rathaus eingeladen, um darüber die beraten, wie dieser Weg vorangebracht werden könnte. Er hofft auf Fördermittel, da damit nicht nur eine Verbindung zwischen Gemeinden, sondern auch zwischen Landkreisen geschaffen werde. "Wir als Gemeinde Krailling haben kein Geld dafür."

Zugleich wies Bürgermeister Haux darauf hin, dass auch der Bau von Radwegen mit erheblichen Eingriffen in die Natur verbunden sein könne. Für eine Wegeverbindung zwischen Germering, Krailling, Gauting und Gilching müssten nach seinen Worten fünf bis zehn Hektar Wald geopfert werden.

© SZ vom 18.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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