Gastronomie in der Corona-Krise:Der Braten kommt wieder auf den Tisch

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Herrschings Wirte Elisabeth und Otmar Walch, Gerda Reichert, Rita Kordel, Solveig Schulze und Helmut Rez protestieren mit leeren Stühlen. (Foto: Nila Thiel)

Wirte im Landkreis Starnberg sind froh, bald öffnen zu können. Doch sie fragen sich, wie viele Gäste sie dann bedienen dürfen - und ob das zum Leben reicht.

Von Astrid Becker

Die Stimme von Alexandra Graf klingt fröhlich an diesem Tag: "Wenigstens ein kleiner Lichtblick", sagt die Wirtin vom Forsthaus Ilkahöhe nach der Ankündigung von Ministerpräsident Markus Söder (CSU), Gastronomie und Hotellerie schrittweise wieder zu öffnen. Während Graf in ihrem Lokal hoch über dem Starnberger See strahlt, runzeln Elisabeth und Otmar Walch am Ammersee die Stirn. Denn noch ist völlig unklar, unter welchen Bedingungen Biergärten und Gaststätten wieder öffnen dürfen - und ob das reicht, Betriebskosten zu decken.

"Mit einem halb leeren Lokal war noch nie Geld verdient", sagt Otmar Walch. Zusammen mit seiner Frau Elisabeth, den Wirten vom Hotel Seehof, Gerda und Peter Reichert, sowie Rita Kordel vom Andechser Hof und den Betreibern des Seehotels Pegasus, Solveig Schulze und Helmut Rez, hatte er sich vor knapp zwei Wochen an einer bundesweiten Aktion beteiligt, bei der Wirte leere Stühle in den öffentlichen Raum stellten, um auf ihre Notlage aufmerksam zu machen.

Trotzdem ist die Aussicht für die Walchs, am 18. Mai ihren Biergarten und eine Woche später auch ihr Lokal mitten in Herrsching wieder öffnen zu können, kein Anlass zu Freude: "Wir halten uns da jetzt bedeckt, weil wir noch nicht wissen, wie viele Gäste wir bewirten dürfen und unter welchen Bedingungen, und auch noch nicht, wie das Wetter wird", sagt Elisabeth Walch. Die Betriebskosten liefen weiter, ausreichend Umsatz könne man aber wohl nicht generieren: "Denken Sie allein an die Stammtische, da sitzen zehn bis 15 Leute beieinander und trinken nur - die werden das kaum dürfen."

Ähnliche Fragen stellt sich auch Alexandra Graf von der "Ilkahöhe". Bei ihr klingle laufend das Telefon. "Die Gäste wollen wissen, ob sie dann ihren Geburtstag oder ihre standesamtliche Hochzeit mit durchschnittlich 20 Gästen bei uns feiern können, aber ich weiß das noch nicht." Trotz aller Unsicherheit, die derzeit noch besteht in der Gastronomie, ist bei ihr dennoch die Freude groß, nun bald wieder aufsperren zu können - auch wenn das weniger Umsatz bedeutet als normalerweise um diese Zeit. Sie hat allein 80 Plätze auf der Terrasse, etwa 100 bis 120 im Biergarten: "Klar, dass wir diese unter den jetzigen Umständen nicht besetzen werden können, aber draußen ist die Ansteckungsgefahr geringer als drinnen - und die Leute wollen ja auch einfach mal wieder raus." Sie sei daher froh, dass nun die warme Jahreszeit erst bevorstehe. "Dann ist alles leichter umzusetzen", glaubt sie.

Was genau auf die Wirte zukommt, darüber wollen die Starnberger Wirtschaftsförderer der GWT und der Hotel- und Gaststättenverband am kommenden Dienstag mit den Wirten und Hoteliers in einem Online-Seminar reden: "Die Einladung geht vermutlich am Mittwoch raus", sagt GWT-Chef Christoph Winkelkötter. Auch er ist froh, dass Hotellerie, Gastronomie und damit auch der Tourismus nun wieder eine Perspektive haben: "Wenngleich wir das genau steuern müssen, damit nicht alle nur an den Seen sind."

Auch die Bayerische Seenschifffahrt würde die Saison gern beginnen: "Wir könnten morgen ablegen, auch mit geringeren Kapazitäten", sagt Prokurist Marcus Weisbecker. Man habe Hygienekonzepte ausgearbeitet und auf den Schiffen schon Sitzreihen ausgebaut. "Jetzt müssen wir uns noch gedulden. Gesundheit geht vor." Söder hatte am Dienstag der Seenschifffahrt als Start den 30. Mai, also Pfingsten, in Aussicht gestellt.

© SZ vom 06.05.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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