Erfolg:Die Wähler trauen den Grünen zu, dass sie den Landkreis wirklich grün erhalten

Das Rekordergebnis liegt nicht so sehr an Öko-Lifestyle, sondern an echten Sorgen über Flächenfraß. Auf drängende Fragen hat die Partei aber keine Antwort.

Kommentar von David Costanzo, Starnberg

Grün, grüner, Starnberg. Der Landkreis blüht auf. Die Grünen haben im Fünfseenland schon immer bessere Ergebnisse eingefahren als im übrigen Bayern. Aber dass die Partei fast zur CSU aufschließen und in Weßling diese sogar hinter sich lassen kann, dass Direktkandidatin Anne Franke fast auf Augenhöhe zur CSU-Abgeordneten Ute Eiling-Hütig kommt, das haben selbst Ökoträumer nicht kommen sehen. Die Grünen verbessern ihr Ergebnis um mehr als das doppelte.

Das mag daran liegen, dass die quirlige Spitzenkandidatin Katharina Schulze ihre Wurzeln im Landkreis hat, in Herrsching aufgewachsen, in Gilching zur Schule gegangen ist. Oder am Lebensgefühl manch eines Biolattefairtrade-Zugezogenen. Vor allem aber handelt es sich um eine zutiefst politische Wahl.

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Die Partei erreicht im Fünfseenland 26,5 Prozent. Besser schneiden nur die Innenstädte in München und Würzburg ab. Unser Live-Ticker:

Im Landkreis bekommen die Menschen vor Augen geführt, was es bedeutet, wenn die letzten Flecken Natur gefährdet sind - Müllumladestation bei Hochstadt, Gewerbegebiet in Gauting. Flächenfraß im Fünfseenland. Die Grünen führen den Protest an, das honorieren die Wähler. Auch wenn die Partei Antworten schuldig bleibt, wie das mit dringend notwendigem Wohnungsbau und Raum für die florierende Wirtschaft zusammengehen kann.

Auch bei der Integration von Flüchtlingen sind es grüne - und christliche - Helferkreise, die die Arbeit machen. Das wirkt sich doppelt auf das Ergebnis aus: auf den grünen Rekord und den Einbruch der CSU, der noch dramatischer als im bayerischen Schnitt ausfällt. Es reicht eben nicht, wenn führende Christsoziale nur hinter vorgehaltener Hand ihre Kritik am Asylkurs der Partei äußern, während sie zum Protestbrief der Tutzinger Basis schweigen - und das Landratsamt weiter mit harter Hand Flüchtlinge am Arbeiten hindert.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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