Widerstand gegen Gauting:Landespolitiker unterstützen Gilchinger Protest

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Bei der Demonstration gegen das geplante Gewerbegebiet treten die Fraktionssprecher von SPD und Grünen auf. Die Initiative "Pro Bannwald" mobilisiert 600 Kritiker des umstrittenen Großprojekts im Unterbrunner Holz.

Von Christian Deussing, Gilching

Die FDP-Politikerin Britta Hundesrügge hätte auch gerne gesprochen, darf aber nicht. (Foto: Arlet Ulfers)

Der Protest der Gilchinger gegen das geplante Gewerbegebiet der Nachbargemeinde Gauting im Unterbrunner Holz wird immer lauter. Zu einer Demonstration des Aktionsbündnisses "Pro Bannwald" sind am Samstag fast 600 Gegner gekommen. Auf einer Bühne am Ortsausgang von Neugilching traten außer Rednern auch die Wellküren und die Pianistin Elizabeth Hopkins auf. Markus Rinderspacher (SPD) und Ludwig Hartmann (Grüne), die Vorsitzenden der Landtagsfraktionen, hielten kurze Ansprachen. Viele Besucher hielten Schilder und Banner hoch, auch an Hecken und Zäunen waren Plakate befestigt, mit Aufschriften wie "Finanzen vielleicht saniert - Natur garantiert ruiniert" oder: "Lebendiger Wald statt toter Beton".

Auch Gilchings Bürgermeister Walter (SPD) griff zum Mikrofon und erklärte, er sei zu "hundert Prozent gegen das Gewerbegebiet". Den Gautingern warf er vor, bei der Planung "rücksichtslos gegen die "Gilchinger Bürger und Gremien und die Natur" vorzugehen. Er betonte, dass ihm der "Geduldsfaden gerissen" sei und forderte dazu auf, "mitzukämpfen, das Gewerbegebiet zu verhindern".

Christian Winklmeier kritisiert vor Hunderten Zuhörern die Pläne der Gemeinde Gauting für ein Gewerbegebiet. (Foto: Arlet Ulfers)

Großen Beifall erhielt der Gilchinger CSU-Gemeinderat Martin Fink für seine Rede. Er kritisierte das "arrogante Verhalten der Gautinger", die noch vor dem öffentlichen Beteiligungsverfahren mit Behörden Regelungen getroffen hätten, die "Schutzbestimmungen auszuhebeln". Das sei sehr bedenklich und "stinkt zum Himmel". Er verwies darauf, dass die geplante Rodung von 20 Hektar der bisher größte Eingriff in einen Bann- und Erholungswald im Münchner Umland wäre. Der Gilchinger Lokalpolitiker wies auch auf den Klimaschutz und die Biodiversität dieses Waldgebietes hin, dessen Artenvielfalt und Ökosystem durch eine Rodung und die Abwärme der Firmengebäude zerstört würden. Das könne auch eine größere Aufforstung nicht ausgleichen, warnte Fink. Auf dem Gebiet des Sonderflughafens gebe es gewerbliche Entwicklungsmöglichkeiten für Gauting, die "bei weitem nicht ausgeschöpft" seien. Seine Parteifreunde in der Nachbargemeinde und im Kreisverband sind für das neue Gewerbegebiet.

Die weitreichende Bedeutung des Streits um das Gewerbegebiet hob der SPD-Landtagsabgeordnete Rinderspacher hervor. Bürgermeister unterfinanzierter Gemeinden gerieten leicht in Versuchung , Gewerbegebiete auszuweisen. Konkurrenz unter Kommunen führe nach seinen Worten zu "Flächenfrass auch in unmöglichen Gebieten".

Grünen-Fraktionschef Hartmann verlangte, dass das "Wettrüsten der Gewerbegebiete" aufhören müsse. Er fragt sich, ob es Sinn mache, im äußersten Speckgürtel von München noch mehr Firmen anzulocken und damit mehr Verkehr und Druck auf die Infrastruktur zu erzeugen. "Wir müssen die Notbremse ziehen", forderte der Politiker unter Beifall.

Jonglieren gegen das Gewerbegebiet. (Foto: Arlet Ulfers)

Am Rande der Wiese verfolgten die Gautinger FDP-Politikerin Britta Hundesrügge und Andreas Albath vom Verein "Zukunft Gauting" die Veranstaltung. Beide setzen sich für das Gewerbegebiet ein. Hundesrügge wollte selbst auf der Bühne sprechen und aus ihrer Sicht Argumente gegen die "Halbwahrheiten" des Aktionsbündnisses vortragen, was aber dessen Initiator Christian Winklmeier (SPD) nicht wünschte. Dies sei ein "fragliches Demokratieverständnis" empörte sich Hundesrügge. Albath ärgerte sich, dass er sein Faltblatt mit dem Titel "Faktencheck - Fragen & Antworten rund um das geplante Gewerbegebiet" auf dem Areal vor der Bühne nicht verteilen durfte.

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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