Science-Fiction-Festival:Alienauge besiegt Junkbot

Science-Fiction-Festival: Siegertyp: Alienauge, das gelbe Gefährt aus Lego-Technik (rechts), hat beim Hebocon gewonnen.

Siegertyp: Alienauge, das gelbe Gefährt aus Lego-Technik (rechts), hat beim Hebocon gewonnen.

(Foto: Alexander Klarmann)

Beim Schrottroboter-Wettkampf Hebocon lassen Bastler ihre selbstgebauten Maschinen gegeneinander antreten. In Sachen Originalität haben vor allem die Frauen einiges zu bieten.

Von Jürgen Moises

Am Ende siegte David gegen Goliath. Oder genauer gesagt: Alienauge gegen Junkbot. Und man muss sagen, der Sieg, der war auch eindeutig verdient. Denn wie Alienauge Junkbot von der Seite angegriffen, seine schräge Rammfläche hochgehebelt und ihn dann vom Spielfeld geschoben hat, das war schon große Klasse. Damit hat Alienauge nicht nur den "Goldenen Fußpilz" als Hauptpreis des "World Champignon-Chips Hebocon 2019" gewonnen, sondern ganz klar auch die Zuschauersympathien. Denn mit seiner an die 50 Zentimeter breiten Rammfläche sah Junkbot doch ziemlich unbesiegbar aus. Eine genauso perfide wie effektive Konstruktion hat sich Denis aus Aßling aus dem Landkreis Ebersberg da ausgedacht. Der 32-Jährige hat Junkbot entworfen und ihn nun bis ins Finale gesteuert.

Gewonnen hat, wie gesagt, dann aber doch Alienauge. Ein kleiner, weitgehend aus Lego-Bausteinen gebauter Roboter mit vier Rädern, einer Fahne, ein paar Plastik-Bändeln und einer Mini-Ramme hinten dran. Gesteuert wurde er vom neun Jahre alten Jakob aus München. Er hat ihn zusammen mit seiner zwei Jahre älteren Schwester Charlotte gebaut. Und deswegen halten sie beide bei der Preisverleihung stolz und verdient den "Goldenen Fußpilz" in Händen, der, aus Styropor, Karton und Plastik zusammengebaut, doch ziemlich trashig aussieht. Wie es zu einem Low-Tech-Schrottroboter-Wettkampf im Sumo-Ringer-Style eben passt. Denn genau das ist die Hebocon, die am Sonntagnachmittag im Rahmen der "Make Munich"-Messe im Kohlebunker in Freimann stattfand.

Die Jahre zuvor, das heißt seit 2015, hatte diese als Teil des Münchner Science & Fiction Festivals im Einstein Kultur ihren Ort. Dort mussten die Veranstalter aber leider raus und bekamen vom Leiter der "Make Munich"-Messe, Martin Laarmann, nun das Angebot, ihren Roboter-Wettkampf dort zu veranstalten. Für den neuen Ort dachten sich Hauptorganisatorin Ronit Wolf, die Moderatorinnen Anja Neukamm und Pascale Ruppe, die zweiköpfige Jury und der Rest des Teams mit "World Champignon-Chips Hebocon" einen neuen Titel aus. Ihr Ziel: Den größten Schrott-Roboter-Wettkampf aller Zeiten zu veranstalten. Um zu sagen, ob ihnen das gelungen ist, dafür müsste man wohl nach Japan schauen. Denn dort, wo sonst, hat Daijū Ishikawa 2015 in Tokyo die Hebocons erfunden.

Insgesamt 26 Schrottroboter sind es jedenfalls, die am Sonntag umringt von einer ansehnlichen Menschenmenge auf dem kleinen Spielfeld inmitten des lichtdurchfluteten Kohlebunkers gegeneinander antreten. Sie tragen Namen wie Resistor, Esmeralda, T-994, Klauspeter, Krabbi, Floppy, El Chapo, Der goldene Voyeur, Goldhütchen, Kackhaufen, Bettelbot, Saftschützer oder Hobbyraum. Gesteuert werden sie in der Mehrheit dann doch von Jungs und jungen Männern, es sind aber auch Mädchen und junge Frauen als Kombattantinnen dabei. Was die Originalität angeht, sind sie ihren männlichen Gegnern teilweise voraus. Aber für den Sieg ist diese dann eben doch nicht so erheblich, sondern dass man sein Gegenüber runter vom Spielfeld schiebt.

Gäbe es einen Preis für Originalität, dann hätte das aus Wattebällchen bestehende und mit einem elektrischen Rührer angetriebene Beutepferdchen jedenfalls Chancen gehabt. Oder der sich über das Spielfeld kraulende, Fisch-ähnliche Floppy. Aber so fliegen sie in der ersten oder zweiten Runde raus, genauso wie Kackhaufen (eine Mini-Toilette mit zwei Bürsten rechts und links), El Chapo (ein roter Frauenhut mit Rädern), Saftschützer (ein fahrender Saftkarton), Esmeralda (ein kleines Stoffhündchen mit leuchtend blauen Augen) oder der goldene Voyeur mit seinen aufgeklebten Plastikaugen. Das geschieht manchmal blitzschnell und ohne große Chancen, manchmal nach einem gleichwertigen, spannenden Kampf. Teilweise aber auch, weil sich die Roboter, die laut Vorgaben maximal 50 mal 50 Zentimeter groß und ein Kilo schwer sein und "keine Waffensysteme enthalten" dürfen, sich selbst rollend, hüpfend, taumelnd oder kreisend über die Aus-Linie bugsieren.

Der grüne Nimmersatt, mit seinem Schneeraupen-artigen Antrieb eigentlich auch ein Favorit, schafft es immerhin ins Viertelfinale. Das Gleiche gilt für Pünter 1 und Hobbyraum, so wie Krabbi, der schließlich mit dem dritten Preis, dem "kaum riechenden Rost Pilz mit einer Prise Parfüm", nach Hause geht. Alle anderen haben dann bei der nächsten Hebocon eine neue Chance. Vorausgesetzt, dass die Veranstalter für ihr "Science & Fiction Festival" und damit für die Schrottroboter einen neuen Ort finden. Laut Ronit Wolf stehen sie aktuell auch mit einem "spannenden Haus" in München als möglichem neuen Veranstaltungsort in Kontakt.

In den nächsten Tagen werden sie mit dem "Science & Fiction Festival" aber erst einmal beim renommierten "South by Southwest"-Festival im amerikanischen Texas zu Gast sein. Und danach wäre es doch schön, wenn sie mit ihrem bei Kindern genauso wie bei Erwachsenen beliebten Festival bald wieder eine Heimat fänden. Denn nicht zuletzt wegen der Hebocon gehört es zu den originellsten und sympathischsten Veranstaltungen in München. Und was man auch nicht vergessen darf: Weil die Roboter fast alle aus alten Spielsachen und Elektrobauteilen bestehen, leistet es auch einen alljährlichen Beitrag zum Recycling.

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