Restaurant:Das Juleps ist Geschichte - oder?

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Auch dank der Mixgetränke gehörte das Juleps in Haidhausen lange zu den besten Bars in München. (Foto: Catherina Hess)

Ein vietnamesisches Restaurant wird in die Räume der legendären Burger-Bar in Haidhausen ziehen. Aber vielleicht ist das In-Lokal doch noch nicht am Ende.

Von Franz Kotteder

Das ausgehende 20. Jahrhundert ist wohl endgültig Vergangenheit, Szene-gastronomisch betrachtet. Das Roxy ist inzwischen ein Pizza- und Pastalokal mit Kettenanschluss, das Zoozie's heißt jetzt Fugazi No. 15, das Café Roma arbeitet schon länger als ein Jahr an seiner Wiederbelebung, und jetzt muss auch noch das Juleps aufhören: Der Pachtvertrag läuft nach 31 Jahren Ende Juli aus, danach zieht ein vietnamesisches Restaurant in die Breisacher Straße 18 ein.

"Die haben gesagt, sie renovieren auf eigene Kosten", sagt Juleps-Inhaber Stefan Berlakovich. Für die Eigentümer des Anwesens offenbar ein unschlagbares Argument. Berlakovich wurde nur noch mitgeteilt, dass es nach dem Auslaufen des Pachtvertrags keine Verlängerung mehr geben würde und der Nachfolger bereits in den Startlöchern stehe.

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Das Juleps war seit seiner Eröffnung 1987 ein klassisches In-Lokal: Eingerichtet im Stil eines American Diner aus den Südstaaten - mit Ziegelmauern, Ventilatoren an der Decke und einem großen Schwertfisch an der Wand - war es eines der ersten Etablissements, die Tex-Mex-Küche anboten, mexikanisches Bier aus 0,33-Liter-Flaschen und jede Menge Cocktails. Ein Konzept, das so gut ankam, dass die beiden Betreiber Jürgen und Lorenz Strasser kurz darauf im Gärtnerplatzviertel das Joe Peña's aufmachten, welches dann auch immerhin fast 30 Jahre durchgehalten hat.

Das Juleps aber war anfangs ein Treff für viel jugendliches Schnöselvolk, vorwiegend aus den südlichen Landkreisen, gern im gelben Kaschmirpullunder und Poppertolle. Das passte zu den saftigen Preisen damals - für ein T-Bone-Steak zahlte man stattliche 34,90 deutsche Mark. Für neun Mark konnte man seinen Autoschlüssel abgeben, das Personal suchte dann für den Gast einen Parkplatz und brachte die Karre wieder zurück, falls sich der Besitzer nicht gleich einen ganzen Pitcher Strawberry Margarita genehmigt hatte oder aus anderen Gründen nicht mehr fahrtüchtig war.

Ansonsten war das Juleps etwas für Kontaktfreudige, nicht umsonst wählte der Gastroführer Marcellino's - eine Art gedrucktes Bewertungsportal, er basierte auf Leserzuschriften - das Juleps 1998 zum "besten Flirtplatz Münchens" und der Playboy fand 1999, es handele sich hier um eine der fünf besten Bars Deutschlands.

Eine Petition gegen die Schließung

Diese Zeiten sind freilich vorbei. Essen und Getränke gibt es längst zu zivilen Preisen. Das Personal sorgt schon lange nicht mehr für den Parkplatz, und was das Abschleppen betrifft, sind die Hoch-Zeiten des Juleps wohl auch vorbei. Freunde und Stammgäste hat es jedoch noch mehr als genug. Nachdem das Ende für diesen Sommer bekannt wurde, starteten sie sofort eine Petition auf der Plattform Change.org: Innerhalb weniger Tage unterschrieben 781 Gäste. "Für das Viertel Haidhausen und weit über die Stadtgrenzen hinaus wäre der Weggang des Juleps eine Verarmung und für viele ein persönlicher Verlust", heißt es dort.

Stefan Belakovich, der das Lokal 2010 übernommen hat, rechnet allerdings nicht damit, dass noch eine Chance für sein Lokal besteht, in den bisherigen Räumen zu bleiben. Er ist jetzt auf der Suche nach neuen Räumen, "am liebsten in der Nähe". Noch sei allerdings nichts spruchreif. Klingt so, als ob das Juleps doch nicht stirbt, sondern einfach nur eine neue Heimat bekommt.

© SZ vom 26.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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