Konzertreihe in München:Proteste gegen "Rammstein" gehen weiter

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Düstere Wolken rollen am Donnerstagabend auf das Olympiastadion zu, wo die Band Rammstein das zweite von vier Münchner Konzerten spielt. (Foto: René Hofmann)

Während die Band auf allzu Obszönes in ihrer Show verzichtet, bleiben die Kritiker aktiv. Eine Online-Petition gegen die Konzerte unterzeichnen innerhalb weniger Tage 24 000 Unterstützer.

Von Stephan Handel, René Hofmann und Thomas Schmidt

Es beginnt mit einer Warnung: Das zweite von vier Rammstein-Konzerten in München wird nicht nur überschattet von den zahlreichen Vorwürfen gegen Sänger Till Lindemann wegen mutmaßlicher sexueller Übergriffe auf weibliche Fans - sondern auch von düster drohenden Gewitterwolken, die sich am Donnerstagabend in Richtung Olympiastadion wälzen. Über die gigantische Lautsprecheranlage verkündet eine Stimme gegen 20.30 Uhr, es liege eine Unwetterwarnung vor. Man werde die Konzertbesucher weiter informieren - aber alle seien "in Sicherheit".

Die Warnung vor einem Unwetter stellt sich am Ende als unnötig heraus, das große Gewitter bleibt aus, eine Zeitlang tröpfelt es friedlich vor sich hin. Rammstein hämmert routiniert dieselbe Playlist ins olympische Oval wie beim ersten Konzert am Mittwochabend. Auf allzu Obszönes verzichtet die Band, die gewaltige Penis-Kanone, die sonst zum Song "Pussy" weißen Schaum ins Publikum spie, bleibt auch dieses Mal der Bühne fern.

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Ganz zum Schluss, nach dem letzten Song "Adieu", spricht Lindemann das erste und einzige Mal zum Publikum: "München, wir hatten ein riesiges Glück mit dem angekündigten Unwetter", sagt er. "Und glaubt mir, das andere wird auch vorbeiziehen."

Wie bereits beim ersten Konzert am Mittwoch hatte es auch am Feiertag unmittelbar vor dem Olympiastadion eine Veranstaltung gegeben für "Solidarität mit Frauen, die Opfer sexualisierter Gewalt wurden". Die Polizei vermeldete von dieser keine besonderen Vorkommnisse. Die Zahl der Demonstrierenden sei von etwa 85 am ersten Tag auf rund 30 am zweiten zurückgegangen. Es sei zu gelegentlichen "verbalen Auseinandersetzungen" mit Konzertbesuchern gekommen, die Polizei habe aber keine Notwendigkeit gesehen, irgendwie einzuschreiten. Weitere Demos sollen am Samstag (Olyhalle, Eingang Ost) und Sonntag (Brundageplatz), jeweils 18 Uhr stattfinden.

Auf der Internet-Plattform Fansale hatte es im Laufe der Woche viele Angebote gegeben

Eine in dieser Woche gestartete Online-Petition, die sich unter anderem an Marion Schöne, die Geschäftsführerin der Olympiapark GmbH, und an Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) wendet und eine Absetzung der Konzerte wie auch der im Juli in Berlin geplanten drei Rammstein-Auftritte fordert, fand bis Freitagnachmittag gut 24 000 Unterstützer.

In München sind noch zwei Auftritte der Band geplant: am Samstag, 10. Juni, und Sonntag, 11. Juni. Offiziell sind die Veranstaltungen ausverkauft. Auf der Internet-Plattform Fansale, auf der die personalisierten Tickets weiterveräußert werden können, hatte es im Laufe dieser Woche aber viele Angebote gegeben. Am Freitagnachmittag waren diese jedoch fast vollständig verschwunden. Auf SZ-Anfrage gab das Unternehmen an, dies sei ein übliches Muster. Freiwerdende Karten würden fortwährend Käufer finden. Bei Rammstein sei kein Nachfrage-Rückgang zu verzeichnen gewesen.

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