Konzertreihe:Raus aus den Schubladen

Lesezeit: 2 min

Chris Gall führt am präparierten Klavier in clubbige Klangwelten. (Foto: Reinhard Winkler)

Das sechste Progressive Chamber Music Festival im Milla Club.

Von Oliver Hochkeppel

Die Violine ist immer noch vorzugsweise ein Instrument der Klassik und im Jazz ein Exot. Einer, den solche Schubladen früh störten, ist der 56-jährige Geiger Gregor Hübner. So studierte er in Wien, Stuttgart und New York klassische Violine, aber auch Jazzpiano und Komposition. Und ist fortan ein Grenzgänger geblieben. Ob mit Tango-Musik anderer Art bei Tango Five, bei den Crossover-Projekten des Jazzpianisten Ritchie Beirach, mit New Yorker Latin-Bands, an der Seite von Dianne Reeves oder Uri Caine oder mit seinem Sirius Quartet. Auch räumlich pendelnd zwischen New York, wo er mit seiner Familie lebt, und München, wo er eine Kompositionsprofessur hat.

Seine Wohnorte und sein Sirius Quartet sind auch die Anker, an denen Hübner ein außergewöhnliches Festival-Projekt festgemacht hat. 2017 startete Hübner im für ungewöhnliche Projekte berühmten New Yorker "Spectrum"-Club sein "Progressive Chamber Music Festival". Suchte und fand in der Milla - die zudem der befreundete Professorenkollege Gerd Baumann leitet - einen ähnlich gelagerten Spielort, um es auch nach München zu verpflanzen. Der Begegnung von Musikern aller Genres, von Tradition und Avantgarde, von Ausgeklügeltem und Experimentellem verpflichtet.

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In diesem Geist treten nun auch bei der sechsten Festival-Ausgabe in der Milla wieder sechs Ensembles an zwei Abenden bei "Shortcuts" von einer Dreiviertelstunde an. Gesetzt sind dabei das Sirius Quartet, das zentral am ersten Abend wieder ein einzigartiges Programm mit Eigenkompositionen, Pop-Adaptionen und jazziger Kammermusik präsentiert. Und ganz zum Schluss das Munich Composers Collective MCC, die schon 2014 ebenfalls von Hübner gegründete Großformation mit Studierenden und Alumni des Münchner Jazzinstituts, in dem sich viele zu Szene-Stars gereifte, allesamt komponierende Größen wie Monika Roscher, Matthias Lindermayr, Moritz Stahl oder Nils Kugelmann tummeln, und das sich inzwischen internationales Renommee erworben hat.

Den Auftakt darf allerdings in einer München-Premiere das Jacques-Pierre Kollektiv mit Nils Wrasse, Giuliano Loli, Flurin Mück und Robin Jermer bestreiten. Auf ihre musikalischen Abenteuer zwischen elektronischen Klangwelten, komplexen Rhythmen und entrückten Atmosphären folgt zum Abschluss des Mittwochs die Begegnung der Gastgeber Gregor Hübner und Gerd Baumann mit der einzigartigen Jelena Kuljić. Gefeierte Schauspielerin und Kammerspiele-Ensemblemitglied ist die studierte Jazzsängerin als Musikerin (etwa bei Kuu!) ebenso erfolgreich.

Am Donnerstag komplettieren das Bläser-Duo des Saxofonisten Matthieu Bordenave mit dem Trompeter Matthias Lindermayr und ein neues Trio das Programm: Bei Pre.pared führt Chris Gall am präparierten Flügel eine völlig neue Art des Klavierspiels vor und zusammen mit Florian Riedl an der Bassklarinette und Christoph Holzhauser am Schlagzeug in clubbige Klangwelten zwischen Jazz und Minimal Music.

Progressive Chamber Music Festival, Mi. und Do., 22. und 23. Nov., 20 Uhr, Milla Club, Holzstr. 28, www.milla-club.de

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