Kommunalpolitik in München:Grüne Bankerin

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Katrin Habenschaden von den Grünen geht den Münchner OB-Wahlkampf strategisch an. (Foto: Stephan Rumpf)

Katrin Habenschaden möchte bei der Kommunalwahl 2020 Oberbürgermeister Dieter Reiter herausfordern.

Von Heiner Effern, München

Wer Katrin Habenschaden aus der täglichen Arbeit im Rathaus kennt, der ahnt schon: Sie hat nicht aus einer Laune heraus erklärt, dass sie bei der Kommunalwahl 2020 Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) herausfordern will. Die Fraktionschefin der Grünen hat ein Faible für politische Strategien. Sie überlegt genau, wo sich ihre Partei im Rathaus wann wie positionieren soll. Und auch in ihrer eigenen Karriere greift ein Rädchen ins andere: Gerade einmal neun Jahre vergingen vom Parteieintritt 2009 bis zur öffentlichen Erklärung, Oberbürgermeisterin werden zu wollen. Dass die Entscheidung ihrer Partei über die Spitzenkandidatin im kommenden Jahr zu einem ersten markanten Bruch dieser Laufbahn führen wird, ist kaum anzunehmen.

Aufgewachsen ist Habenschaden, 41, in Nürnberg. Dort besuchte sie das Sigena-Gymnasium mit Mitschülern aus vielen verschiedenen Nationen. Als "dezidiert links" beschreibt Habenschaden ihre Schule heute, und als sehr prägend für ihre politische Karriere. Zunächst machte sie aber eine Lehre zur Bankkauffrau und setzte noch ein BWL-Studium drauf. Im Jahr 2001 zog sie nach München, wo sie heute mit ihrer Familie in Aubing lebt und bei einer Sparkasse arbeitet. Als im Jahr 2009 ihr zweites Kind auf die Welt kam, trat sie in der Elternzeit bei den Grünen ein. Der steile Aufstieg begann.

Habenschaden hat dafür ein bei den Grünen eher seltenes Profil vorzuweisen. Als eines ihrer Hauptthemen setzt sie sich für eine ökologische und gerechte Wirtschaftspolitik ein. Das sei ihren Erfahrungen als Bankerin geschuldet, sagt sie. Anzunehmen, dass sie deshalb auch einmal als Schatzmeisterin im Stadtvorstand der Grünen saß. Die Wirtschaftspolitik wärmt die Parteiseele nicht ganz so wie der Umweltschutz, den nennt Habenschaden aber gleich als zweites Hauptmotiv ihrer Politik. "Deswegen mache ich das ja."

Als sich vor der Kommunalwahl 2014 die Möglichkeit ergab, als Quereinsteigerin aussichtsreich auf der Liste der Grünen unterzukommen, schlug sie zu. Die frisch gewählte Stadträtin brauchte dann nicht lange, um sich in ihrer Fraktion und auch bei der Konkurrenz im Rathaus einen Namen zu machen. Zusammen mit Dominik Krause rückte sie im April 2016 als Stellvertreterin in die Fraktionsspitze auf. Zwei Jahre später wurde sie einstimmig als Nachfolgerin der in den Landtag wechselnden Chefin der Rathausgrünen, Gülseren Demirel, gewählt.

Die Fraktion hat sich nun am Donnerstag darauf geeinigt, Habenschaden der Partei als Spitzenkandidatin für die Kommunalwahl 2020 vorzuschlagen. Vorher wird die Fraktionschefin aber noch für das Amt der Zweiten Bürgermeisterin antreten, das nach dem Einzug von Josef Schmid (CSU) ins Maximilianeum frei ist. Dabei wird sie gegen die Mehrheit von CSU und SPD keine Chance haben, aber ein Stück weit bekannter werden in der Stadt. Man darf unterstellen: Diese Bewerbung ist der erste strategische Schritt im OB-Wahlkampf.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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