Briefe und Pakete:Die Post kommt - nicht

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Eine Leserin aus Bogenhausen schreibt, dass sie acht Tage in Folge keine Post erhalten hat. Lücken bei der Zustellung soll es auch in der Innenstadt geben. (Foto: Sven Hoppe/picture alliance/dpa)

Immer wieder bekommen Münchner Haushalte nur unregelmäßig Briefe und Pakete. Was der Konzern dazu sagt - und warum die Zustellung wahrscheinlich künftig nicht besser wird.

Von Lea Kramer

Durchwurfhals-Set. Einwurfblende aus Edelstahl. Gedämpfte Klappe mit Regenrad. Es gibt Wortschöpfungen, die Mietern mit fähiger Hausverwaltung für immer ein Rätsel bleiben werden. Alle anderen haben vermutlich schon einmal einen Briefkasten selbst auswechseln oder installieren müssen und werden beim alltäglichen Klappergeräusch an das Bandwurmwesen der deutschen Sprache erinnert.

Fast in Vergessenheit geraten war einer SZ-Leserin aus Bogenhausen das Geklapper, schließlich hatte sie acht Tage in Folge keine Post mehr erhalten. Angesprochen auf die lückenhafte Zustellung habe der neue Briefträger eine "sachliche Darstellung eines absoluten Katastrophenszenarios" bei seinem Arbeitgeber Deutsche Post geschildert, so beschreibt es die Leserin in einer Nachricht an die Redaktion. In der Isarvorstadt kommen Briefe seit ein paar Monaten ebenfalls nur unregelmäßig an. Aus anderen Innenstadtvierteln ist zu hören, dass dort Straßen phasenweise an einzelnen Wochentagen nicht mehr angesteuert worden sind.

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Es sind Brieflaufzeiten, die sich vermeintlich nicht so leicht vereinen lassen mit dem, was in der sogenannten "Post-Universaldienstleistungsverordnung (PUDLV)" aus dem Jahr 1999 als Zielvorgabe für eine pünktliche Zustellung steht. Dort heißt es, dass 80 Prozent der Briefe, die an einem Werktag innerhalb von Deutschland aufgegeben worden sind, am darauffolgenden Werktag zugestellt worden sein müssen. 95 Prozent müssen am zweiten Folgetag ausgeliefert sein. Diese Vorgaben beziehen sich allerdings auf den Jahresdurchschnitt. Das heißt, dass ein grotesk verspätungsreicher Sommer durch einen pünktlichen Rest des Jahres ausgeglichen werden kann.

Die Post bestätigt Probleme bei der Zustellung

Auf Nachfrage bestätigt Klaus-Dieter Nawrath, Regionalsprecher der Deutsche Post DHL Group, dass es punktuell in München zu Verzögerungen in der Brief- und Paketauslieferung gekommen ist - und wahrscheinlich künftig noch kommen wird. "Die Sommer-Infektionswelle, die derzeit ganz Deutschland erfasst, geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Dabei gehen die Infektionszahlen auch mit einer Zahl von positiven Fällen insgesamt in unseren Betriebsstätten einher", sagt er.

In München gebe es derzeit einen deutlich erhöhten Krankenstand. "Die Zustellung erfolgt daher nicht in der Qualität, wie es unsere Kundinnen und Kunden gewohnt sind", sagt Nawrath. Urlaubs- und Ferienzeiten kämen noch hinzu, eine Häufung in einem bestimmten Stadtteil lasse sich aber nicht feststellen. Die Post versuche grundsätzlich sicherzustellen, dass sich Sendungen maximal einen Tag verzögerten.

Dabei bemüht sich das privatisierte Unternehmen seit Jahren, den Brieftakt zu verringern. Zwischenzeitlich wird der Lieferdruck an die Zusteller weitergegeben. In München gibt es die altbekannten, klassischen Stammbriefträger zwar noch, doch es gebe auch zunehmend Bezirke, in denen das Personal wechselt, sagt Regionalsprecher Nawrath. Das hat auch damit zu tun, dass die Zustellbezirke einmal jährlich neu geschnitten werden, weil sich beispielsweise Sendungsanzahl, Bebauungsstruktur, Haushaltsdichte oder schlicht die Wege verändert haben.

Der Konzern sucht Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter

"Ein Bezirk ist so groß, dass ein darin eingesetzter voll beschäftigter Zusteller im Jahresdurchschnitt auf eine wöchentliche Arbeitszeit von 38,5 Stunden kommt", sagt Nawrath. Kennt sich das Personal nicht gut genug aus oder hat mit unvorhergesehenem oder steigendem Paketaufkommen (können bis zu 31 Kilogramm pro Stück schwer sein) zu kämpfen, kann es sein, dass die vertraglich vereinbarte Höchstarbeitszeit schon früher erreicht ist als eigentlich geplant. Die Folge: Zustellabbrüche und damit verspätete Briefpost für einige Adressen.

Die Post ist weiterhin auf der Suche nach Mitarbeiterinnen innerhalb der Stadt. "Wir stellen grundsätzlich unbefristet ein", sagt Regionalsprecher Nawrath. Zudem würden optimale Arbeitskleidung und Betriebsmittel gestellt. Die Fachgewerkschaft für die Beschäftigten der Post, Postbank, Telekom und Call-Center (DPVKOM) fordert eine bundesweite Einstellungsoffensive und verlässlichere Perspektiven für die Mitarbeitenden: "Wer die Personal­decke so auf Kante näht, wer die Zusteller so ausquetscht und belastet, darf sich nicht wundern, wenn infolge von krankheitsbedingten Aus­fällen die Zustellung auf der Strecke bleibt", so die DPVKOM-Bundesvorsitzende Christina Dahlhaus.

Grundsätzlich können sich Post-Kunden bei Problemen an die zentrale Telefonnummer 0228/4333112 wenden oder sich über die sozialen Netzwerke der Post beschweren.

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