Ob Pop-Musik die Welt verändern kann? Natürlich, die Welt ist längst Pop geworden. Ob Pop die Welt zu einer besseren machen kann? Bisher ist davon nichts zu sehen. Aber: Pop bringt die Welt zusammen. Diese Klebekraft demonstrieren wenige so kraftvoll wie Roger Rekless. Der Hip-Hopper, Moderator und Buchautor ist nicht nur Münchens Supermann bei den Hamburger Arena-Allstars Deichkind, also ihr Bühnen-Hüne bei Konzerten (am 3. Dezember wieder in der Olympiahalle) und ihr jodelnder, paddelnder Bayer in Videos wie "In der Natur". Rekless, oder David Mayonga, wie er bürgerlich heißt, will auch die ganze Gesellschaft einen - und das tut er, indem er ihre Kluft aufzeigt. In seinem Buch "Ein Neger darf nicht neben mir sitzen" wie auch in Rap-Stücken deckt er die Zumutungen für Afro-Deutsche in diesem Land auf.
Er wirkte dabei schon einmal zuversichtlicher. Aber auf seinem Album "Melatonin" - die dunklen Hautpigmente stehen für ihn symbolhaft für ethnisch bedingt marginalisierte Menschen - textet sich der 43-Jährige nun "echte Gefühle wie Wut, Verzweiflung und Trauer" von der Seele. Sein Blick auf das "Schwarze Leben in Deutschland" ist düsterst: "No justice, no peace / enemy or ally?". Wie es seine Art ist, hat Rekless eine Allianz um sich geschart. So zum Beispiel Horst Wegener, mit dem er am Mittwoch, 6. März, zusammen ein Konzert in der Milla gibt.
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Wegener ist ein Selfmade-Rapper aus Wuppertal, und wenn man jetzt sagt, dass er eben nicht wie ein Horst aussieht, ist das schon wieder doch gar nicht böse gemeinter Alltagsrassismus. "Ich kenn' kein'n in der gesamten Republik / Der nicht struggelte, weil er hier auch anders ist, so wie ich / Hast du jemals in den Spiegel geblickt / Und gedacht, dass es mit deiner Haut hier easier ist? / Denn du bist privilegiert, weil du bist wie du bist", rappt Wegener in "Werden 12/12", einem wuchtigen, wichtigen Song im Freundeskreis-Stil.
Und Roger Rekless übernimmt: "Bruder, ich such' auch 'ne Lösung, leider schon paar Jahre mehr / Das letzte Mal geprügelt von Nazis, ist paar Jahre her / Doch der letzte Kommentar und die Beleidigung'n sind frisch." Und die Münchner Soul-Sensation Ami Warning versöhnlich: "Wann zählt der Mensch, nicht seine Haut? / Ich glaub' weiter dran / Dass irgendwann alles gut werden kann." Ach, wenn Pop das doch schaffen würde, zumindest (wenn auch ohne Ami) für einen Abend in der Milla.
Welten kommen zusammen bei der Bühnenpremiere von Nitsch, der lässigen Synthie-Pop-Band von Franz Ferdinand-Gitarrist Nick McCarthy und Residenz-Schauspieler Niklas Mitteregger (12. März, Fat Cat). Und zumindest Menschenmengen verbinden sich in ihrer Liebe zu ihren Lieblingen in der Olympiahalle, wo im März ziemlich viele große Konzerte anstehen: bei James Blunt, dem ehemaligen britischen Soldaten im Kosovo-Krieg, schmusen die Pärchen (9. März). Kontra K geht "Für den Himmel durch die Hölle" (10. März), während sein Rap-Kollege Bushido nach dem großen Rechtsstreit endlich wieder den Gerichtssaal mit der Musikbühne tauscht (23. März). Seinen Alleingang von Harry Styles und den anderen von One Direction genießt Niall Horan (20. März). TikTok-Gott Jason Derulo zeigt sich leibhaftig (26. März). Und Rob Haldford von Judas Priest ist einmal mehr dafür zuzujubeln, dass er sich 1998 im erzkonservativen Heavy-Metal-Umfeld als einer der ersten outete (25. März).