Am Ende des Jahres 2019, eine gefühlte Ewigkeit weit weg, beklagten viele, wie schlimm doch 2019 war (analog 2018 und 2017). Was dann im Frühjahr 2020 über die Welt hereinbrach, sich 2021 fortsetzte und was wiederum am 24. Februar 2022 geschah, braucht kein Mensch zu wiederholen. Echte Katastrophen halten die Welt in Atem. Angesichts des Ukraine-Krieges, der steigenden Preise und ungelösten Klimakrise mag die eine oder der andere vor lauter Sorgen gar nicht erst auf 2023 blicken.
Newsletter abonnieren:München heute
Neues aus München, Freizeit-Tipps und alles, was die Stadt bewegt im kostenlosen Newsletter - von Sonntag bis Freitag. Kostenlos anmelden.
Als kleiner Trostspender sei an dieser Stelle ein Büchlein empfohlen, dessen Titel auch dann noch Mut machen soll, falls die schlechten Nachrichten nicht abreißen: "50 Filme für egal was kommt". Von der so alten wie schönen Bibliotheks-Idee einer "Apotheke für die Seele" inspiriert, stellt der Münchner Philipp Hartmann Filme nach besonderen Kriterien vor: in welcher Lebenslage sie wie trösten und dabei helfen können, das eigene Leben zu reflektieren und neu zu justieren.
Es müssen nicht immer die globalen Krisen sein. Liebeskummer, Verlustängste, Fragen zur Selbstfindung sind ebenfalls fordernd. Hier setzt das Buch an. Es ist eine Einladung, Filme über das Gefühl auszuwählen, womöglich neu zu entdecken und auf andere, helfende Gedanken zu kommen.
Zum Beispiel Maren Ades "Toni Erdmann". Der Autor rät: "Schauen Sie diesen Film, wenn Sie sich vor lauter Arbeit selbst verloren haben." Mut zur Albernheit, wie von Vater Winfried (Peter Simonischek an der Seite von Sandra Hüller) kongenial vorgelebt, könnte dabei helfen. Oder Spike Jonzes "Her". Der Autor rät: "Schauen Sie diesen Film, wenn Sie sich in Ihrer Beziehung auseinandergelebt haben." Um uns selbst nicht zu verlieren, müssen wir, so die Erkenntnis, einander manchmal gehen lassen. Auch wenn wir noch so eng verbunden sind.
Die Texte sind kurz, unterteilt in Inhalt und emotionaler Einordnung. Das Buch ist gegliedert in die Themenbereiche "Liebe & Beziehungen", "Beruf & Karriere", "Familie & Erwachsenwerden", "Sex & Intimität", "Trauer & Verlust", "Körper & Geist" und "Leben & Sinn". Die Genres sind bunt gemischt, die Auswahl reicht von Liebeskomödien über Action-Thriller und Animations-Abenteuer bis Arthouse-Dramen. Die meisten Filme stammen aus diesem Jahrtausend, aber es sind auch ein paar Ausreißer aus den Fünfziger-, Sechziger und Neunzigerjahren dabei.
Entstanden ist diese Bündelung von Miniaturen aus einem Instagram-Kanal, den Hartmann seit 2021 betreibt, indem er Filme nach emotionalen Phasen kuratiert: "First Aid Films". Der Autor, Jahrgang 1994, studierte Kunstgeschichte und Philosophie an der LMU München und anschließend Produktion und Medienwirtschaft an der Hochschule für Fernsehen und Film München. In diesem hübschen Projekt vereinen sich viele seiner Interessen, und 2023 kann kommen. Egal, wie es wird.
Philipp Hartmann: 50 Filme für egal was kommt , dtv, 2022, 160 Seiten, 14 Euro