Kulturzentrum ist marode:Pasinger Fabrik wird saniert und ausgebaut

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Der aufgeräumte Eindruck täuscht: Die Ausstellungsräume der Pasinger Fabrik sind feucht, Fenster sind undicht und der Putz bröckelt. (Foto: Robert Haas)

Die Stadträte haben eine Renovierung und Erweiterung des Kultur- und Bürgerzentrums beschlossen. Was aber geschieht währenddessen mit den Aufführungen und den Bildungseinrichtungen?

Von Ellen Draxel

Wertvolle Gemälde sind in der Pasinger Fabrik im Moment nicht zu bewundern. Zu feucht ist es in den Ausstellungsräumen, Wassertropfen dringen durch das Glasdach in das Innere des Lichthofs. Das Kultur- und Bürgerzentrum am Pasinger Bahnhof ist marode, der Putz bröckelt von den Wänden, Fenster sind undicht und die Haustechnik entspricht nicht mehr den heutigen Regeln.

Seit 1991 ist die ehemalige Schuh- und spätere Haushaltswarenfabrik Anlaufstelle für Musik-, Theater-, Literatur- Kleinkunstbegeisterte, sie beherbergt das Theater "Viel Lärm um Nichts", Münchens kleinstes Opernhaus, 600 Quadratmeter Ausstellungsfläche und zahlreiche Räumlichkeiten für soziales Engagement. So ideal Architektur und Lage des 126 Jahre alten Fabrikgebäudes für einen Kulturort und Bürgertreff auch sind - ausgelegt ist das Gebäude für solch eine intensive Nutzung nicht. Die Pasinger Fabrik muss generalsaniert werden. Der Kommunalausschuss des Stadtrats hat nun einen entsprechenden Grundsatzbeschluss gefasst.

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Die letzten größeren Sicherheits- und Instandhaltungsmaßnahmen wurden 2009 vor allem unter der Prämisse "Aufrechterhaltung des Betriebs" durchgeführt, 2017 erfolgten dann noch die Erneuerung und Erweiterung der Toilettenanlagen im Erdgeschoss. Nun ist eine energetische Sanierung geplant, die Modernisierung der Klimatechnik, Heizung, Elektrik, Beleuchtung und Wasserrohre, die Erneuerung der Dachentwässerung und die Reparatur der Dächer, die Verbesserung des Schallschutzes und der Akustik in den Sälen. Es gilt, die Feuchtigkeit zu beseitigen, sich um die Abplatzungen an den Fassaden und um die Fenster zu kümmern sowie überall Barrierefreiheit herzustellen.

Mehr Platz für Zuschauer und neue Kursräume sollen entstehen

Vor allem eine Erweiterung der Besucherkapazität sei angesichts des Bevölkerungswachstums im Stadtteil und im Münchner Westen dringend vonnöten, so Kommunalreferentin Kristina Frank (CSU). Im Kontext des Kulturbetriebs heißt das unter anderem, zu prüfen, ob künftig mehr als die bisherigen zwei Kursräume geschaffen werden können. Außerdem soll die für unkonventionelle Opern-Inszenierungen genutzte Wagenhalle etwa durch Hinzunahme des Foyers oder den Einbau eines Balkons vergrößert werden. Derzeit passen in den Saal lediglich 160 Personen.

Die Neugestaltung soll aber nicht nur Kulturfans, sondern auch den sozialen Nutzern zugutekommen. Denn überall mangelt es an Flächen. Die beiden Eltern-Kind-Initiativen "Rote Rüben" und "Fabrikkinder" benötigen wie die Streetwork-Außenstelle mehr Raum. Die Paritätische Familienbildungsstätte (Fabi), die mit einer Zweigstelle angesiedelt ist, verzeichnet ebenfalls einen großen Zulauf, der Kursraum für die Eltern-Kind-Kurse ist jedoch zu klein für die Nachfrage und zudem weder kinderwagenfreundlich noch behindertengerecht. Und auch "Kultur & Spielraum" hat zusätzlichen Platzbedarf. Der Verein bietet viele soziale, kulturelle und künstlerische Bildungsangebote für Kinder und Jugendliche an und ermöglicht mit dem benachbarten Münchner Kinder- und Jugendforum die Beteiligung und Mitbestimmung von Kindern und Jugendlichen an Stadtpolitik und Stadtgestaltung.

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Weil es aber innerhalb des Fabrikgebäudes keine neuen Flächen geben wird, liegt die Lösung aus Verwaltungssicht in einem Neubau: Bereits zu Beginn der Sommerferien wurde die ehemalige Hausmeistervilla am Wensauerplatz 4 aufgrund ihres schlechten baulichen Zustands abgerissen. Auf diesem Grundstück soll nun ein neues Gebäude entstehen, in das nach derzeitiger Planung die Fabi und ein Tageskindertreff einziehen werden. Der Verein Kultur & Spielraum soll dann die zuvor von der Fabi genutzten 70 Quadratmeter bespielen dürfen.

Was aber geschieht während der Generalsanierung? "Möglicherweise", so Frank, stünde als Interimsspielstätte für den Bereich Musik und Theater das neue Kulturbürgerhaus Pasing an der Offenbachstraße nach geplanter Fertigstellung zur Verfügung. "Für den Galeriebetrieb und Münchens kleinstes Opernhaus müssten aber alternative Orte angedacht werden." Ebenso für den gesamten sozialen Bereich. Eine Containerlösung in Modulbauweise auf dem Flurstück der abgebrochenen Hausmeistervilla hält die Kommunalreferentin in diesem Zusammenhang für "grundsätzlich denkbar".

Bis zum Sommer 2023 sind das Kultur- und das Sozialreferat nun gebeten, Konzepte für die Interims- und die künftige Nutzung der Pasinger Fabrik zu entwickeln.

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