Opernplatz:Wie sich der Max-Joseph-Platz zur Piazza verwandeln könnte

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  • Seit Jahren gibt es Ideen, den Max-Joseph-Platz komplett vom Verkehr zu befreien. Nun legt das KVR ein neues Konzept vor.
  • Touristenbusse sollen künftig nicht mehr vor der Oper halten. Für Stadtrundfahrten sollen neue Routen ausgearbeitet werden.
  • Auch dafür gibt es bereits Kritik. Bis zum Frühjahr will das Planungsreferat dem Stadtrat einen tragfähigen Vorschlag machen.

Von Alfred Dürr, München

Die störende Verkehrs-Drehscheibe im Herzen der Stadt verschwindet, Passanten erleben am Max-Joseph-Platz endlich das entspannte Piazza-Gefühl, das sie seit vielen Jahren ersehnen. Noch ist das ein Wunschtraum, aber schon bald könnte er Realität werden. Denn zumindest Busse sollen schon bald vom Platz verschwinden: Die Stadt plant, die Zufahrt für Reisebusse für Touristen und Theaterbesucher komplett zu sperren. Dann blieben nur noch die Autos, die in die Tiefgarage unter dem Platz wollen. Doch für diese Zufahrt eine andere Lösung und ein realistisches Gesamtkonzept für den Max-Joseph-Platz zu finden, erweist sich als äußerst schwierig. Und selbst gegen das neue Konzept für den Busverkehr regt sich bereits Widerstand.

Das neue Konzept des Kreisverwaltungsreferats (KVR) sieht vor, dass Reisebusse nur noch im rückwärtigen Bereich der Staatsoper und des Residenztheaters, also an der Alfons-Goppel-Straße, ihre Fahrgäste ein- und aussteigen lassen sollen. Schon jetzt gibt es dort Halteplätze für Busse. Allerdings soll das nur von 16 Uhr an möglich sein. Denn Ziel ist es, Busse, die nicht unbedingt in die Maximilianstraße müssen, ganz aus dem Viertel herauszuhalten. Deshalb ist geplant, die Busparkplätze am Karl-Scharnagl-Ring auszudehnen. Dort sollen Touristenbusse künftig ihre Fahrgäste aussteigen lassen. Für die Stadtrundfahrt-Busse sollen ganz neue Routen ausgearbeitet werden.

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Der örtliche Bezirksausschuss meldet aber Bedenken an und verweist darauf, dass auch die künftige Radl-Route durch die Innenstadt über die Alfons-Goppel-Straße führen wird. Radfahrer und Busse hätten dann buchstäblich Schwierigkeiten aneinander vorbeizukommen. Das KVR, das als Ordnungsbehörde auch für Verkehrsfragen zuständig ist, hat da aber keine Bedenken. Die Situation in der Alfons-Goppel-Straße sei schließlich nicht neu.

Auch heute schon begegneten sich dort Busse und Radler auf der Fahrbahn. Man halte es grundsätzlich für sicher und verträglich, beide Verkehrsarten in der Straße zu belassen, heißt es in einer Stellungnahme der Behörde. Derzeit befragt die Behörde Geschäftsleute und Anwohner im Umfeld des Platzes sowie Busunternehmen nach ihrer Meinung zur geplanten Aussperrung der Busse. Erst wenn die Ergebnisse vorliegen - die Rede ist von Anfang November - soll ein Beschluss darüber gefasst werden, was mit den Bussen passiert.

Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hofft sehr, "dass wir den ersten Schritt für einen schöneren Max-Joseph-Platz bald umsetzen können". Ziel der Planungen müsse aber sein, den gesamten Platz "zu einem öffentlichen Platz mit echter Aufenthaltsqualität" umzugestalten. Sehr gut, dass sich endlich etwas bewege, heißt es auch bei der Bayerischen Staatsoper. OB Reiter und Intendant Nikolaus Bachler wollen nach jahrzehntelangen und dann auch immer wieder erfolglosen Debatten um den Platz endlich etwas voranbringen.

Bachler hat die Situation einmal so beschrieben: Eine hässliche breite Einfahrt zur Tiefgarage unter dem Platz und Touristenbusse, die Menschen so nah wie möglich in die Fußgängerzone karren ohne lästige Parkgebühren zahlen zu müssen - das verursache Verkehrschaos pur. Reiter ist nun aber optimistisch. Er gehe wie Bachler davon aus, "dass wir eine gute Lösung finden werden, für den Platz und für die Menschen, die sich im Herzen der Stadt, umgeben von wunderbarer Architektur gern treffen und verweilen wollen".

Wie diese Lösung aber aussehen soll, bleibt bislang ein Rätsel. Reiter räumt ein, dass vor allem die Umplanung der Tiefgaragen-Zufahrt "Schwierigkeiten bereitet". Technisch gesehen sei das gar nicht einfach zu lösen, denn die Rampen führen weit entfernt von der Maximilianstraße im Nordwesten des Platzes als Spiralen nach unten. "Mein Ziel bleibt aber, dass die großflächige Einfahrtssituation verschwindet", sagt der OB. Im kommenden Frühjahr, so ist aus dem städtischen Planungsreferat zu hören, soll dem Stadtrat ein umfangreiches Konzept für den Max-Joseph-Platz zur Entscheidung vorgelegt werden.

So sollen die Busse in Zukunft abgeleitet werden. (Quelle: SZ-Karte) (Foto: SZ-Grafik)

Dabei will die Behörde insgesamt sieben Varianten für mögliche neue Zu- und Abfahrten zur Tiefgarage erörtern, die den Platz vom Autoverkehr freihalten. Eigentlich hätte schon längst ein Beschluss darüber gefasst werden sollen. Aber die Situation am Max-Joseph-Platz ist komplex. Wie sind Fußgänger, Radfahrer, Taxis, Autos, Straßenbahnen von einem Umbau betroffen? Verschiedene städtische Dienststellen - Planungsreferat, Kreisverwaltungsreferat, Baureferat - müssen darauf eine Antwort finden.

Für alle Varianten gibt es Für und Wider. Zum Beispiel bei der Idee, die Zufahrt zur Tiefgarage an den westlichen Platzrand, also vor die Gebäudezeile mit der Gaststätte Spatenhaus, zu legen. Das scheinen die Verkehrsplaner abzulehnen. Die zu- und abfahrenden Autos könnten eine Gefahr für die Fußgänger darstellen, die von der Perusastraße aus auf den Platz gelangen wollen, heißt es.

Geprüft werden soll offensichtlich auch, ob man die entsprechenden Einfahrtmöglichkeiten von der Residenzstraße aus schaffen könnte, die jetzt Fußgängerzone ist. Als eher realitätsfern und viel zu teuer gilt das Konzept, einen Verbindungstunnel unter der Oper zur Tiefgarage zu graben, damit die Autos etwa von der Alfons-Goppel-Straße aus einfahren können.

Vielversprechend klingt etwa für den SPD-Fraktionschef Alexander Reissl der Vorschlag, die Zu- und Abfahrtsrampen an die Ränder der Maximilianstraße zu legen, und zwar in Höhe der Treppen zum Operneingang und der Palais-Loggia der umgebauten früheren Residenzpost. Doch auch hier gibt es Protest. Die prächtige Maximilianstraße könne doch nicht in einer Tiefgarage enden, hört man aus der Verwaltung. Die Denkmalschützer lehnen die Idee rundweg ab. An diesem besonderen Ort sei ein solcher massiver Eingriff unmöglich.

© SZ vom 20.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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