Herausragendes Debüt:Bass-Berserker

Lesezeit: 2 min

Nils Kugelmann bricht schon vom Rapper-Outfit her - hier bei seinem Auftritt bei der Jazzwoche Burghausen - mit den üblichen Konventionen für Jazz-Bassisten. (Foto: Oliver Hochkeppel)

Der Münchner Nils Kugelmann präsentiert sein fulminantes Album "Stormy Beauty" in der Unterfahrt.

Von Oliver Hochkeppel

Der Bassist Nils Kugelmann ist der aktuelle Senkrechtstarter der deutschen Jazzszene. In kürzester Zeit hat er diverse Preise abgeräumt, vom Biberacher Jazzpreis, dem Jungen Münchner Jazzpreis und dem Förderpreis des bayerischen Jazzverbands über den BMW Young Artist Jazz Award und das Musikstipendium der Landeshauptstadt München bis zum Burghauser Europäischen Nachwuchs-Jazzwettbewerb im März. Jetzt kommt sein Debütalbum "Stormy Beauty" heraus, nicht irgendwo, sondern beim Act-Label, das sonst internationale Stars und eher keine Münchner Newcomer verlegt.

In der Summe halten viele den 27-Jährigen schon jetzt für einen der besten europäischen Bassisten. Selbst das ist aber zu kurz gedacht. Denn Kugelmann ist einer der universellsten Musiker hierzulande, ein echter Alleskönner. Aufgewachsen in einer musikalischen Familie und am musischen Pestalozzi-Gymnasium unterrichtet, hat er von frühester Jugend an alles ausprobiert: Gesang, Klarinette, Piano oder Synthesizer, dann Bass. Er balancierte zwischen komponierter und improvisierter Musik, zwischen Avantgarde und Pop, zwischen Handgemachtem und Elektronik.

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Diesen eklektischen Ansatz hat er im Bass-Studium an der Münchner Musikhochschule fokussiert, und so ist er inzwischen erste Wahl, wenn junge Kollegen eine Rhythmusgruppe zusammenstellen, ob sie Luca Zambito, Valentin Renner, Philipp Schiepek oder Moritz Stahl heißen. Oder auch Roman Sladek von der Jazzrausch Bigband. Und dann spielt Kugelmann im Duo mit dem Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber eben auch noch Klavier oder im Duo Lightville mit seiner nicht minder talentierten und erfolgreichen Partnerin Shuteen Erdenebataar die äußerst seltene Kontra-Altklarinette.

Immer geht es bei Kugelmann um das Essenzielle, das Musik transportieren kann: Schönheit, Spannung, Hoffnung, Leidenschaft. Das demonstriert nun auch "Stormy Beauty" eindrucksvoll. "Finding Your Place" heißt ein Stück darauf, und man darf feststellen, dass Kugelmann seinen seinen eigenen Stil als Bassist wie als Komponist gefunden hat. Er präsentiert sich auf dem durchgehend wuchtigen, bei höchster Komplexität stets eingängigen und genussvollen Album als ein echter Bass-Berserker.

Wie bei ganz wenigen seines Fachs hat jeder einzelne Ton Kraft und Ausdruck. Ganz lässig befreit er damit sein Instrument aus der üblichen Begleiterrolle, wird in seinem Trio mit dem ebenso aufstrebenden Pianisten Luca Zambito und dem vor allem vom Leo Betzl Trio LBT bekannten Schlagzeuger Sebastian Wolfgruber nicht nur rhythmisch, sondern auch melodisch und harmonisch zum völlig gleichberechtigten Akteur.

Das erzeugt eine grandiose, mit konkurrenzloser Reaktionsgeschwindigkeit erfüllte Freiheit, ob in einem hymnischen Liebeslied wie dem "Song for a Golden Blossom" oder in spannenden und aufmerksamen Naturbetrachtungen, die hier einen Schwerpunkt seiner Inspiration ausmachten. Wenn Kugelmann mit seinem Ausnahme-Trio das Album nun in der Unterfahrt vorstellt, wird man erleben können, was der Club euphorisch so ankündigt: "Unbändige Leidenschaft und eine musikalische Reife, die einem Mittzwanziger eigentlich noch nicht zusteht."

Nils Kugelmann: "Stormy Beauty", Act; live: Sa., 3. Juni, 20.30 Uhr, Unterfahrt, Einsteinstraße 42, www.unterfahrt.de

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