Musica viva:Die Berliner kommen

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Kirill Petrenko - hier bei einem Konzert in Berlin - kam mit seinen Berliner Philharmonikern erstmals in die Isarphilharmonie. (Foto: Emmanuele Contini/imago images)

Saisonauftakt bei Musica viva mit einem Gastspiel der Berliner Philharmoniker unter der Leitung von Kirill Petrenko

Von Jutta Czeguhn

Die neue Klassik-Saison geht sich gut an: Kirill Petrenko kehrt nach München zurück, für Konzerte an seiner alten Wirkungsstätte, der Bayerischen Staatsoper - und in der Isarphilharmonie. Denn nach gefühlt sehr langer Pause geben seine Berliner Philharmoniker dort am 17. September (20 Uhr) wieder mal ein Gastspiel bei Musica Viva, jener Reihe des Bayerischen Rundfunks, die der neuen und allerneusten Musik gewidmet ist. Das Traditionsorchester der Republik wird also dem üblichen Konzertrepertoire für den Abend abschwören und zudem gut eingespielt sein, da es sein Programm die Tage zuvor schon zuhause beim Musikfest in der Berliner Philharmonie präsentiert.

Zu hören ist da beispielsweise Márton Illés' gerade erst in der Hauptstadt uraufgeführtes Werk "Lég-szín-tér", ein Kompositionsauftrag der Stiftung Berliner Philharmoniker, finanziert durch die Ernst von Siemens Musikstiftung, deren 50-jähriges Bestehen mit diesem "Stifter-Konzert" der Berliner gefeiert wird. Der Ungar, Jahrgang 1975, denkt beim Komponieren meist sehr raumperspektivisch, arbeitet oft mit dem Wechsel von Einzelspielern und Masse, wodurch seine Musik auch für das Publikum zu einer sehr sinnlichen Erfahrung wird.

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Fast schon Klassiker sind dagegen Oder György Kurtág "Stele" für großes Orchester von 1994 oder Iannis Xenakis' "Jonchaies" für großes Orchester (1977), das mit seinem kreischend stechenden Geigen-Entree an Bernard Herrmanns Filmmusik zur Duschmord-Szene aus Hitchcocks "Psycho" erinnert. Eine Referenz an den Komponisten Karl Amadeus Hartmann, der Musica Viva 1945 begründete, liegt an diesem Abend schließlich mit dessen opus ultimum "Gesangsszene" (1963) auf den Notenpulten der Berliner. Kirill Petrenko hatte es schon einmal in München präsentiert, mit dem Bayerischen Staatsorchester bei einem Akademiekonzert in der Saison 2014/15. Auch damals mit Christian Gerhaher als Solisten.

Nach diesem beeindruckenden Start mit den Berlinern setzt sich die Musica-Viva-Reihe noch im September fort mit zwei Abenden (24. 9., Allerheiligenhofkirche, 19 Uhr, und 27. 9., Prinzregententheater, 20 Uhr), die der Klangwelt Persiens gewidmet sind. Hier ging ein Kompositionsauftrag an Wolfgang von Schweinitz, der mit "My Persia" seine Achtung vor der persischen Musik zum Ausdruck bringen, sie sich aber keinesfalls aneignen möchte. An beiden Abenden sind traditionelle Instrumente der Region zu hören.

Von September an ist Sir Simon Rattle ganz offiziell der Chefdirigent von Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks, hier dirigiert er den Klangkörper im Juli 2022 bei einem Flashmob im Münchner Werksviertel, wo sich nicht nur der Maestro ein Konzerthaus wünscht. (Foto: Robert Haas)

Das große BR-Klassik-Geschirr wird am 13. Oktober, 20 Uhr, in der Isarphilharmonie aufgeboten, mit Chor und Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks unter Simon Rattle. Der Abend verspricht interessant zu werden mit der Uraufführung von Vito Žurajs "Automatones". Der Slowene, der mit seinem Werk "Hors d'œuvre" schon Küchengeräusche wie Messerschleifen oder Gurken-Schnippeln mit orchestralen Klängen zusammengebracht hat, präsentiert einen Kompositionsauftrag der Musica Viva .

Bis Ende Juni 2024 läuft die Saison 2023/2024 von Musica Viva, die dem Münchner Publikum wieder Begegnungen mit der jüngeren und schon etwas älteren musikalischen Avantgarde ermöglichen will. Und sie schließt so spannend, wie sie begonnen hat, wenn am 28. Juni, 20 Uhr, im Herkulessaal der Residenz Jörg Widmanns gläsern wirkendes Orchesterstück "Armonica" auf Mozarts "Adagio für Glasharmonica" treffen wird.

Musica Viva, Saison 2023/24, Infos unter https://www.br-musica-viva.de

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