Erneuerbare Energien in München:Es wird Zeit, dass Windräder als schick gelten

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An der Autobahn nach Nürnberg ragen zwei Windräder auf, rund um München herum sind es noch einmal etwa zwei Dutzend. (Foto: Heinz Gebhardt /imago images/Heinz Gebhardt)

Windräder an exponierten Standorten, mehrere Hundert in den kommenden Jahrzehnten: Die Münchner sollten sich mit solchen Aussichten anfreunden - denn dabei wird es nicht bleiben.

Kommentar von René Hofmann

Bis zu 400 Windräder sollen in den nächsten Jahrzehnten rund um München entstehen können. Das ist die Aussicht, die sich aus den neuen Gesetzen ergibt, die der Bund bald beschließen will. Um sich die Dimension klarzumachen, welchen Wandel dies bringen würde, hilft ein Blick auf die Stadt von heute: An der Autobahn nach Nürnberg drehen sich gerade einmal zwei Windräder, bei guter Sicht schweift der Blick rund um die Stadt herum über etwa zwei Dutzend. 380 Windräder mehr - das ist eine Perspektive, die erst einmal staunen lässt. Die Stadt und ihre unmittelbare Umgebung, sie würden sich grundlegend ändern.

Trotzdem ist es an der Zeit, dass sich die Münchnerinnen und Münchner mit solchen Aussichten anfreunden. Die aktuelle Energiekrise führt deutlich vor, dass auf die bewährten Energiestoffe und -lieferanten kein Verlass mehr ist. Die Erkenntnis wirkt wie ein Turbo für den Wandel, der zum Eindämmen des Klimawandels ohnehin angestrebt war: den Ausbau der erneuerbaren Energien. Diesem Trend kann sich auch die Stadtgesellschaft nicht entziehen. Energie einzukaufen, die anderswo entsteht, führt zu Abhängigkeiten und Ungerechtigkeiten. Deshalb ist es klüger, sich eher den Chancen zuzuwenden, die die neue Zeit bringt, als den drohenden Verlust von Gewohntem zu beklagen.

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Die Windräder führen anschaulich vor, was auf München generell zukommt: Die Stadt wird sich durch die neuen Formen der Energiegewinnung und die Ausrichtung auf weniger Klimalasten deutlich verändern. So deutlich, dass die mit großer Leidenschaft geführten Debatten, ob Häuser die Türme der Frauenkirche überragen dürfen, dagegen richtig putzig wirken. Windräder entlang den Autobahnen, Windräder in Industriegebieten, Windräder in den stadtnahen Wäldern: All das sind sehr konkrete Aussichten. Und dabei wird es nicht bleiben.

Solarpaneele werden sich bald nicht mehr nur über die großen Dächer öffentlicher Gebäude spannen - wie zum Beispiel über das Dach der gewaltigen Hauptbahnhofshalle -, sondern auch in der Nähe von historischen Gebäuden installiert werden. Oder sogar auf solchen. Und warum auch nicht? Standen Städte nicht immer für Wandel, für die Offenheit für Neues, für das Verstärken von Trends? Eine Stadt ist nie fertig, sie erreicht nie ein Stadium, das es fortan nur noch zu konservieren gilt. Sichtweisen ändern sich. Was zunächst als hässlich empfunden wird, kann den Menschen durchaus ans Herz wachsen. Es wird Zeit, dass Windräder und Solarpaneele als schick gelten. Gerade in München.

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