Bauprojekt:Geldanlage aus Beton und Glas im Werksviertel

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So soll es Ende 2023 aussehen, das neue Bürogebäude im Werksviertel. Für das Immobilienunternehmen Patrizia ist es ein reines Investitionsprojekt, das Gebäude werde für einen Fonds gebaut, der es verkaufen wolle. Simulation: CF Möller (Foto: N/A)

Das umstrittene Immobilienunternehmen Patrizia will ein sechs Stockwerke hohes Gebäude errichten. Mutig ist der Entwurf nicht gerade - man will keine renditeorientierten Investoren verschrecken.

Von Sebastian Krass

Die nächste Baulücke im Werksviertel schließt sich: Neben dem bereits fertiggestellten "Werk 12", das mit den fünf Meter hohen Buchstaben AAHHH, OH und PUH an der Fassade zu einem Wahrzeichen des neuen Quartiers am Ostbahnhof geworden ist, baut das Immobilienunternehmen Patrizia ein sechs Stockwerke hohes Gebäude, "das die Nachfrage der Nutzer nach qualitativ hochwertigen Büroflächen zufriedenstellt und gleichzeitig unseren Kunden hohe Renditen ermöglicht", sagt Mirjam Link von Patrizia. Das Unternehmen, das seinen Sitz in Augsburg hat, verwaltet nach eigenen Angaben ein Vermögen von mehr als 46 Milliarden Euro und steht in München seit Jahren in der Kritik für seinen Umgang mit Mieterinnen und Mietern in den ehemaligen GBW-Wohnungen.

Fortan will Patrizia die Renditeerwartungen der Fonds, für die sie in Immobilien investiert, verstärkt mit dem Bau neuer Gebäude bedienen. Das Haus im Werksviertel sei "das erste seit längerer Zeit". Jedoch werde man dieses Gebäude nicht im Bestand halten. Es werde für einen Fonds errichtet, der auf einen Verkauf setze, erklärt Link. Das unterscheidet das Projekt von vielen anderen im Werksviertel, etwa auch dem "Werk 12", das der Pfanni-Erbe Werner Eckart errichtet hat. Und es wirft die Frage auf, inwiefern sich das auf die Architektur auswirkt.

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Patrizia hat für das Bürogebäude einen Architektenwettbewerb mit fünf Teilnehmern ausgerichtet. Als Gewinner ging daraus CF Möller aus Kopenhagen hervor, das den Bau mit dem Münchner Planungsbüro CL Map realisieren wird. In der Pressemitteilung schreibt Patrizia viel darüber, welche Gedanken man sich um die künftigen Nutzer gemacht habe und dass das Gebäude für unterschiedliche Mieter flexibel nutzbar sei. Welche Rolle es mit seinem äußeren Erscheinungsbild für das Werksviertel, das auch ein Ort für architektonische Experimente sein soll, und letztlich auch für die Stadtgesellschaft spielen soll, darüber schreibt Patrizia nicht. Im Gespräch aber geht Projektleiterin Link auf den Punkt ein: Es habe gewagtere Entwürfe gegeben, die aber seien in der Ausnutzung der Flächen schlechter gewesen. So etwas sehen renditeorientierte Investoren ungern. Link selbst zieht den Vergleich zum benachbarten "Werk 12": Sie finde das Fassadenkonzept auch toll, mit solchen Experimenten tue sich aber ein Bauherr, der das Gebäude für den eigenen Bestand baue, leichter. Zugespitzt könnte man sagen: Architektonische Liebhaberei muss man sich leisten können.

Handelt es sich bei dem Projekt also um unambitionierte Investoren-Architektur? "Wir wollen gute Architektur schaffen, die sich durch ihre Qualität hervorhebt, aber sich auch im Gesamtareal einfügt", sagt Link. Die gerasterte Fassade sei mit ihren begrünten Terrassen und unterschiedlichen Fensterzuschnitten durchaus abwechslungsreich. Zudem müsse nicht jedes Gebäude spektakulär daherkommen, sagt Link. Sie nennt in dem Zusammenhang das Büro- und Geschäftsgebäude "Optineo" des spanischen Architekturbüros Nieto Sobejano. Es entsteht ebenfalls in direkter Nachbarschaft zum Patrizia-Grundstück und soll mit bis zu 65 Metern Höhe sowie einer fließenden Fassade, die mit v-förmigen Aluminiumelementen verkleidet wird, ein weiteres Wahrzeichen des Werksviertels werden. Da will Patrizia nicht auch noch auftrumpfen, so die Botschaft des Unternehmens.

Der Entwurf war auch Thema im Beratergremium für das Werksviertel, in dem Vertreterinnen und Vertreter der Stadt, der Architektur, des Bezirksausschusses sowie der Grundstückseigentümer sitzen. Die Stadt gibt keine Auskunft zu den Inhalten der Sitzung. Eine Patrizia-Sprecherin teilt aber mit, das Gremium habe den Entwurf als "sehr gelungen und ansprechend" bewertet, es habe "keine wesentlichen gestalterischen Änderungsvorschläge" gegeben. Der Baustart ist für Sommer 2021 geplant, die Fertigstellung für Ende 2023.

© SZ vom 03.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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