Freizeittipps:Die schönsten Winterwanderungen für Münchner

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Erster Schnee und blauer Himmel - ideales Wetter für einen ausgedehnten Winterspaziergang. (Foto: Georgine Treybal)

Den Winterblues vertreibt man am besten mit einem Spaziergang oder einer kleinen Wanderung. Die Umgebung von München bietet dafür unzählige Ziele. Sechs Tipps.

Von Thomas Becker

Bei Winterwanderungen hat man schnell anstrengende Touren zu vereisten Gipfelkreuzen im Kopf. Doch einerseits liegt derzeit selbst in den Bergen kaum Schnee - und andererseits muss man nicht immer hoch hinaus. Auch kleinere Wanderungen hinauf zu bewirtschafteten Almen, ein Spaziergang um den See oder auf einer Insel haben ihren Reiz und können genau das Richtige sein für einen kleinen Ausflug. Hauptsache, die Aussicht stimmt und eine Stärkung in gemütlichem Ambiente zur Belohnung ist auch noch drin.

Hoch zur Denkalm

Blick auf das teils schneebedeckte Brauneck am frühen Morgen. (Foto: Manfred Neubauer)

Kein Gipfelkreuz, nirgends. Was für die Generation Insta ein mittelprächtiger Alptraum ist, stört den gemeinen Winterwanderer wenig bis gar nicht, solange es oben eine ordentliche Aussicht hat, und die hat es von der Denkalm oberhalb von Lenggries allemal. Der Blick geht rüber zum Brauneck, pfeilgerade nach Westen in den Sonnenuntergang über den Karwendel-Gipfeln. Bisschen kitschig, aber absolut instagramabel.

Rekorde sind bei dem gemütlichen Spaziergang eher nicht zu holen, denn die Alm liegt auf überschaubaren 980 Metern Höhe und ist vom Parkplatz an der Bachmairgasse über die Tratenbachbrücke auf zwei Wegen zu erreichen: entweder in 30 Minuten oder einer Stunde. Für eine Kinderwagen-Tour wird es ab und an schon zu steil.

Oben angekommen warten neben dem Karwendel-Blick vor der Tür drinnen in der kernigen Stube ein paar Klassiker der Alm-Kulinarik: Brotzeit-Brettl, Wiener mit Sauerkraut und natürlich Kaiserschmarrn in wahrlich nicht gerade homöopathischer Dosis. Als Sinnspruch haben sich die Wirtsleute Sonja und Michael Bauer folgendes an die Wand gepinselt: "Alles in der Welt ist Torheit, nur nicht die Heiterkeit." Und wer sich beim Abstieg kalte Füße holt, kann sie im Whirlpool oder der Blubbermulde des nahen Erlebnisbads Isarwelle wieder aufwärmen.

Öffnungszeiten Denkalm: 10-17 Uhr, mittwochs und donnerstags Ruhetag.

Rund um den Seehamer See

Nach der Seeumrundung lohnt eine Einkehr in die Gotzinger Trommel. (Foto: Manfred Neubauer)

Daran vorbei ist wohl jeder schon mal gefahren, aber dass man an den Autobahnparkplätzen "Seehamer See Ost" und "Seehamer See West" von der A8 abfahren und nur ein paar Meter weiter ein wunderschönes Landschaftsschutzgebiet samt der ein oder anderen Biber-Burg durchwandern kann, das bleibt vielen verborgen. Klar rauscht der ewige Pkw-Strom vom und zum Irschenberg nicht gerade unüberhörbar herüber, aber wirklich störend ist das nicht.

Gut sechs Kilometer lang geht es ebenerdig über Feldwege und Waldpfade, teilweise auch über asphaltierte Straßen, am Südende des Sees aber lange und schwer romantisch durch den Wald, über dicke Baumwurzeln und vorbei an einer Quelle, die auf den schönen Namen "Deife, ria di" (Teufel, rühr dich) hört und aus der nicht nur Wasser, sondern auch feiner Sand sprudelt. Vom Nordende des Sees immer im Blick: der Wendelstein samt Kollegen.

Und nach getaner Tat geht es entweder ins Spießbratenhaus in Weyarn, oder man investiert nochmal zehn Kilometer Richtung Südwesten und taucht ein in die maximal knuffige Welt der Gotzinger Trommel (Mittwoch bis Sonntag, 11-24 Uhr) auf einen - wie es in der Speisekarte so schön heißt - "Reichsritterlichen Tafelspitz".

Auf den Schwarzenberg

Ein Bergpanorama mit verschneiter Brecherspitze (rechts) und Jägerkamp (links) lässt sich wunderbar am Ufer des Schliersees genießen. (Foto: Florian Peljak)

Von Weitem sieht er gar nicht nach Panorama-Gipfel aus: viel zu bewaldet. Doch wie das ja oft so ist: Man muss nah ran, um mitreden zu können. Also rauf! Das Auto bleibt in Hundham oder ein paar Höhenmeter weiter im Weiler Schwarzenberg, einem gar lieblichen Stück Bilderbuch-Oberbayern. Die knapp 400 Höhenmeter können über zwei Wege genommen werden - die südliche Variante über den Almweg ist die panoramaträchtigere. Vorbei an Hühner- und Pferdeställen geht es recht steil bergauf, Ziegen bimmeln vor sich hin, bis sich an einer Bank namens Habicht-Rast der Blick auf Fischbachau und die Schlierseer Berge öffnet: Brecherspitz, Jägerkamp, Rotwand, alle da.

An sonnigen Nachmittagen wälzt sich eine Blechlawine ins nahe Kuchen-Paradies namens Winklstüberl. Hier oben ist weniger los, irgendwann gabelt sich der Weg, man kann die Fahrstraße verlassen und über Wiesen bis zur unbewirtschafteten Schwarzenbergalm aufsteigen, einem ehemaligen Schullandheim. Für ein paar Münzen nimmt man sich im "Aufenthaltsraum für Wanderer" kühles Bier oder eine Limo aus dem Kühlschrank, packt die Brotzeit aus und überlegt, ob man die letzten 70 Höhenmeter zum Gipfel auch noch geht oder lieber noch Panorama schaut. Der Abstieg nach Norden hin ist im Winter nicht zu empfehlen: slippery when wet.

Auf die Ilka-Höhe

Wenn sich der Nebel über die Moorlandschaft des "Blauen Landes" legt, ist das ein erhebender Anblick. (Foto: Georgine Treybal)

Einer der zahllosen Pluspunkte der Weltstadt mit Herz ist ja die Tatsache, dass man mit der S-Bahn praktisch bis in die Berge fahren kann. Gefühlt zumindest. Wer in Tutzing aus der S6 steigt, über den Waldlehrpfad immer weiter westwärts läuft, höher und immer höher, der steht nach einer Weile auf einem Hochplateau, von wo aus man Königstand, Heimgarten, Zugspitze & Co. fast mit den Händen greifen kann. Gefühlt zumindest.

Die Ilkahöhe auf 726 Metern über Normalnull verdankt ihren Namen der Fürstin Ilka von Wrede, die im Krieg 1870/71 verwundete Soldaten gepflegt hatte. Das ehemalige Forsthaus Ilkahöhe ist längst ein beliebtes Ausflugslokal, Starnberger-See-Blick inklusive. Nicht nur bei Kaiserwetter ist diese einstündige Rundtour ein Augenschmaus, auch wenn sich der Nebel über die Moorlandschaft des "Blauen Landes" legt, ist das ein erhebender Anblick.

Und wer doch das Auto genommen hat, fährt danach noch eine Viertelstunde weiter bis Bernried: Kultur tanken im Buchheim Museum der Phantasie.

Zur Wildbichl Alm

Von Sachrang aus ist man schnell oben auf der Wildbichl Alm. Runter geht's dann, wer mag, bei genügend Schnee mit dem Schlitten. (Foto: Franz Ofner)

Im Kaiserwinkl, oberhalb des Chiemgauer Bergsteiger-Dorfes Sachrang, direkt hinter der Grenze zu Tirol, thront hoch über dem Inntal auf 1050 Metern Höhe die Wildbichl Alm, eine Jausenstation mit Kaspressknödln, Wiener Schnitzel und Wildgerichten von Reh, Hirsch oder Gams. Von Sachrang aus ist man durch den Wald und über Wiesen in einer halben Stunde oben, vom Parkplatz am Ritzgraben geht es über Serpentinen bei freier Sicht in gut 50 Minuten über eine Forststraße hinauf zur Alm - und wer mag nochmal eine halbe Stunde weiter bis hoch auf die Karspitze.

Wer aber gutes Wetter erwischt hat, wird schön auf der Terrasse sitzen bleiben und sich fragen, wie sie bloß auf den Claim "Do geht die Sun auf" gekommen sind - geht sie doch ganz fraglos gerade sehr dekorativ über dem Zahmen Kaiser unter, nicht auf (wieder geöffnet ab 26.12., Montag und Dienstag Ruhetag).

Auf der Herreninsel

Das Deckengemälde im Kaisersaal des Augustiner-Chorherrenstifts von Herrenchiemsee. (Foto: Tobias Hase/dpa)

Viele Inseln haben ja den Nachteil, dass die Aussicht raus aufs Wasser zwar famos ist, das Auge sich aber halt so gar nirgends festhalten kann. Auf dem "Bayerischen Meer" sieht das anders aus: Wer mit dem Schiff übersetzt (ganzjährig möglich) und auf knapp neun Kilometern das Ufer der Herreninsel im Chiemsee abschreitet, der läuft permanent von Aussichtspunkt zu Aussichtspunkt: links der Hochgern, rechts die Hochries, direkt vor der Nase die Kampenwand und dazwischen jede Menge in der Sonne glitzerndes Wasser - schöner wird's nicht. Hier müsste man als Ministerpräsident glatt mal den Kanzler empfangen...

Die Spazierrunde über Marienkirche, Augustiner-Chorherrenstift, Kreuzkapelle an der Nordspitze und mittelalterliche Wallanlage im Süden gipfelt natürlich in der Besichtigung von Schloss Herrenchiemsee, dem letzten Werk eines gewissen Ludwig II., dem hier ja nur wenige Tage vergönnt waren.

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