Nahverkehr in München:Stadtrat bekennt sich zum Bau der U9

Lesezeit: 3 Min.

So stellen sich die Planer den Bahnhof am Hauptbahnhof für die neue Linie U9 vor. (Foto: MVG)

Obwohl es noch keine Förderzusage des Bundes für die neue U-Bahnlinie gibt, will eine Mehrheit den 560 Millionen Euro teuren Rohbau einer Station im Hauptbahnhof genehmigen. Das finanzielle Risiko ist groß - aber die Bahn dringt auf eine Entscheidung.

Von Heiner Effern und Andreas Schubert

Zuletzt sah es so aus, als ob die geplante neue U-Bahn-Linie U9 an den hohen Kosten scheitern könnte. Von vier Milliarden Euro Baukosten war die Rede. Und allein der Rohbau für die U-Bahn-Station am Hauptbahnhof könnte rund 560 Millionen Euro kosten - oder gar noch mehr. Doch jetzt zeichnet sich eine breite Mehrheit im Stadtrat für die U9 ab, auch auf die Gefahr hin, dass es keine Fördermittel gibt. Denn noch immer hat sich das Bundesverkehrsministerium nicht offiziell zu einer Finanzierung bekannt.

Das Vorhaltebauwerk für einen künftigen U-Bahnhof ist Teil der bereits genehmigten Pläne für den Neubau des Hauptbahnhofs, der im Zuge der zweiten S-Bahn-Stammstrecke entsteht. Damit die Bahn nicht noch einmal umplanen muss und dadurch weitere Verzögerungen entstehen, müsste der Stadtrat zumindest den Rohbau beschließen. Das Dilemma der Politiker ist dabei: Sollte sich die Stadt die immensen Ausgaben für die gesamte U-Bahn-Spange mangels Förderung nicht leisten können, hätte sie das Geld für den Vorhaltebau ganz umsonst investiert.

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Doch die Bahn dringt auf eine rasche Entscheidung. Und wie es aussieht, ist die U9 bereits in der nächsten Vollversammlung des Stadtrats am kommenden Mittwoch auf der Tagesordnung. Die SPD signalisiert Zustimmung: "Die U9 ist eine wichtige Entlastungsstrecke für unser Münchner U-Bahn-Netz, die wir dringend für einen zukunftsfähigen öffentlichen Nahverkehr brauchen", sagt Fraktionschef Christian Müller. "Diese Chance erhalten wir uns aber nur, wenn wir jetzt das Vorhaltebauwerk am Hauptbahnhof beschließen." Man gehe hier in Vorleistung, auch weil sich der Bau der zweiten S-Bahn-Stammstrecke, die ebenso dringend nötig sei, nicht noch weiter verzögern solle. "Gleichzeitig aber erwarten wir uns von Bund und Freistaat endlich verlässliche Finanzierungszusagen."

Die Grünen wollen final am Montag über ihre Entscheidung beraten. Fraktionschefin Mona Fuchs erklärt aber schon jetzt, man wolle den Münchner U-Bahnbau in dieser Amtsperiode weiter massiv voranbringen. "Die U9 ist ein verkehrlich absolut notwendiger, sinnvoller Baustein zur Entlastung des ÖPNV-Knotenpunkts um den Münchner Hauptbahnhof", teilt sie mit. Doch der Bund müsse nun endlich Farbe bekennen. Es könne nicht sein, dass das Bundesverkehrsministerium eine Kommune so lange im Unklaren lasse und dem Risiko ausliefere, auf den Kosten sitzen zu bleiben.

Der Freistaat signalisiert ein "vorsichtiges Entgegenkommen"

Die CSU will dem Projekt auf jeden Fall zustimmen, auch wenn die Stadträte am Donnerstag noch keine Beschlussvorlage hatten. "Wenn wir das lassen, ist die U9 tot", sagt Fraktionschef Manuel Pretzl, man stehe nach wie vor dahinter, auch bei den gestiegenen Kosten. Diese müsse man in Kauf nehmen. "Wir zahlen ja nicht alles auf einmal", sagt Pretzl. Auf die einzelnen Jahre gerechnet kämen auf die Stadt seiner Einschätzung nach etwa 70 bis 80 Millionen Euro pro Jahr zu. "Das kann man stemmen."

Auch Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) bekennt sich klar zur neuen Linie: "Grundsätzlich ist die Entscheidung für das Vorhaltebauwerk ein zentraler Meilenstein für die Mobilität der Zukunft in München", sagt er. Ohne die Anbindung einer U-Bahnlinie an den Hauptbahnhof sei eine Entlastung für das bereits sehr belastete ÖPNV-Netz nicht denkbar. "Deshalb bin ich trotz bestehender Unsicherheiten bezüglich der Finanzierung dafür, das Risiko eingehen, leider hat sich der Bundesverkehrsminister trotz mehrfacher Nachfragen nicht eindeutig zur künftigen Finanzierung geäußert." Allerdings habe zumindest der Freistaat Bayern in einem kürzlich eingegangenen Schreiben ein "vorsichtiges Entgegenkommen" signalisiert.

(Foto: SZ-Karte: jje/Mapcreator.io/OSM/MVG)

Die U9 würde die heutige Linie U6 ersetzen und auf einer Länge von 10,5 Kilometern Sendling und Schwabing verbinden, mit sechs Stationen zwischen Implerstraße und Münchner Freiheit. Insgesamt entstünden fünf neue U-Bahnhöfe, der Halt am Hauptbahnhof böte eine Umsteigemöglichkeit zur zweiten S-Bahn-Stammstrecke. Von dort könnte ein weiterer Abzweig Richtung Theresienstraße entstehen, wodurch die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) eine mögliche Entlastungslinie U29 für die U2 anbieten könnte. Diese würde dann das Klinikum Großhadern mit dem Harthof verbinden.

Die Station Theresienstraße müsste dazu um ein Gleis erweitert werden. Östlich der Theresienwiese, am Esperantoplatz, bekäme München einen zweiten Wiesn-U-Bahnhof. Weiter ist geplant, die bisherigen Bahnhöfe Impler- und Poccistraße zusammenzulegen und durch einen Neubau zu ersetzen. Der wiederum wäre ein Umsteigepunkt zum geplanten Regionalzughalt Poccistraße: Südlich des Zentrums entstünde ein neuer leistungsfähiger Verkehrsknotenpunkt.

In Schwabing soll ein neuer U-Bahnhof bei den Pinakotheken und einer am Elisabethplatz entstehen. Nördlich der Münchner Freiheit würde die Bahn wieder auf die Strecke der U6 einfädeln, es müsste dazu ein neuer Umsteigebahnhof gebaut werden. Die MVG geht von einer Bauzeit von etwa zehn Jahren aus. Anfang der 2040er Jahre könnte die U9 in Betrieb gehen. Die U3 müsste sich dann die zwischen Implerstraße und Münchner Freiheit verlaufende Trasse nicht mehr mit der U6 teilen, was Taktverdichtungen möglich machen würde. Die Passagiere müssten sich allerdings auf neue Umsteigebeziehungen einstellen - dann aber voraussichtlich in weniger überfüllten und pünktlicheren Zügen.

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