Prozess in München:Löwen-Anhänger wegen Graffiti verurteilt

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Mannshoch - nicht zu übersehen: Ein Sechziger-Fan besprüht S-Bahn-Waggons mit den Ziffern des TSV 1860 München. Schaden: Mehrere tausend Euro. Nun muss er eine Geldstrafe zahlen - wenn sich auch nicht alle Vorwürfe nachweisen lassen.

Von Andreas Salch

Sven H. ist Fan des TSV 1860 München und wirbt offenbar auch gerne für die Löwen. Jedoch nicht lauthals, sondern eher im Stillen mit Graffiti an den Wänden. Weil dies verboten ist, saß er diese Woche auf einer Anklagebank im Amtsgericht München. Die Staatsanwaltschaft legte ihm unter anderem Sachbeschädigung in acht Fällen zur Last. Sven H. soll mit schwarzer Farbe auf fünf S-Bahn-Waggons der DB-Regio "1860" gesprayt haben.

Die Ziffern waren in allen Fällen mannshoch und erstreckten sich über eine Fläche von rund zehn Quadratmetern - nicht zu übersehen also. Darüber hinaus soll der 29-jährige Sachbearbeiter die Zahl "1860" auch noch auf eine Haus- und eine Garagenwand sowie an einen Balkon gesprüht haben - in Giesing, ganz in der Nähe des Sechziger-Stadions, wo Sven H. bis vor kurzem auch gewohnt hat.

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Am 24. Januar vergangenen Jahres wurde der Löwen-Fan allerdings von zwei Sicherheitsmännern der "Einsatzgruppe Graffiti" der Deutschen Bahn am Bahnhof in Deisenhofen auf frischer Tat beim Sprayen ertappt. Ihnen waren Sven H. und noch ein weiterer Mann in jener Nacht aufgefallen. Nicht nur, weil es bereits nach Mitternacht war. Wegen der Corona-Pandemie galt zudem eine Ausgangssperre. Also beobachteten die Sicherheitsmänner die beiden mit Ferngläsern und Wärmebildkameras und sahen, wie sie vor zwei S-Bahn-Waggons standen und dort "Sprühbewegungen" machten.

Nachdem er "Stehenbleiben" gerufen habe, sagte einer der Sicherheitsmänner vor dem Amtsgericht, seien die Verdächtigen davongerannt. Während der eine entwischen konnte, sei ihm der Angeklagte bei seiner Flucht "direkt in die Arme gelaufen", erklärte der andere Bahn-Mitarbeiter. H. hatte eine Spraydose mit schwarzer Farbe in der Hand. Was er auf die Waggons gesprüht hatte, hatten die Sicherheitskräfte jedoch nicht sehen können.

Auf dem einen Waggon fanden sie später die Konturen des Kürzels "TSV" in Blau, auf dem anderen "1860" in Schwarz. Da unklar war, welcher der beiden Männer welche Buchstaben oder Zahlen auf die Waggons gesprüht hatte, sagte der Verteidiger von Sven H. nur, sein Mandant habe sich an der Tat vom 24. Januar 2021 in Deisenhofen beteiligt. Zu den anderen Vorwürfen der Staatsanwaltschaft werde der Angeklagte jedoch keine Angaben machen.

Der Schaden beläuft sich insgesamt auf knapp 7000 Euro

Der Schaden, der durch die Schmierereien auf den S-Bahn-Waggons sowie an den Haus- und Garagenwänden in Giesing entstanden ist, beläuft sich auf knapp 7000 Euro. Für die Vertreterin der Staatsanwaltschaft stand am Ende der Beweisaufnahme fest, dass alle "1860-Graffiti" auf sämtlichen S-Bahn-Waggons auf das Konto von Sven H. gingen. Ob er auch die Graffiti in Giesing gesprüht habe, sei jedoch nicht zweifelsfrei festzustellen. Ein Jahr Haft auf Bewährung sowie eine Geldauflage in Höhe von 5000 Euro forderte sie für den einschlägig vorbestraften Sachbearbeiter. Dessen Anwalt plädierte für eine Geldstrafe über 3600 Euro und sagte, seinem Mandanten könne nur die Teilnahme an der Tat vom 24. Januar 2021 in Deisenhofen nachgewiesen werden.

Die Vorsitzende Richterin am Amtsgericht verhängte am Ende eine Geldstrafe über 120 Tagessätze à 50 Euro (6000 Euro) wegen Sachbeschädigung. Zwar stehe fest, sagte sie bei der Urteilsbegründung, dass sich der Angeklagte an der Tat im Januar 2021 beteiligt habe. Fraglich sei jedoch, ob er wirklich auch für die anderen vier "1860-Graffiti" auf S-Bahn-Waggons sowie jene in Giesing verantwortlich gemacht werden könne. In diesen Punkten sprach das Gericht Sven H. deshalb frei.

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